Die heutige Nutzung der Moore in Niedersachsen ist eng verknüpft mit der Besiedlungs- und Kultivierungsgeschichte der moorreichen Räume. Insbesondere die Hochmoorflächen unterlagen in unterschiedlichen Zeitabschnitten großen Veränderungen, um überhaupt durch den Menschen genutzt werden zu können [1]. Die gesellschaftliche Wahrnehmung von Moorlandschaften spielte in der Nutzungsgeschichte eine große Rolle und wirkt sich bis heute auf die Nutzung der Flächen aus.
Zu den hier betrachteten Standorten mit kohlenstoffreichen Böden gehören neben den Böden, die die Kriterien für Moore erfüllen, auch Böden, die durch Moorkultivierungsmaßnahmen verändert sind, aber noch Torfe enthalten.
Aufgrund des natürlicherweise hohen Wasserstandes können Moorflächen im konventionellen Sinne nur genutzt werden, wenn dauerhaft über Dränagen Wasser aus dem Boden abfließt. Diese Entwässerung stellt eine Voraussetzung für die allgemeine Betretbarkeit und Befahrbarkeit der Flächen mit konventioneller Technik dar. Die Regulierung des Wasserhaushalts ermöglicht es, für die Land- und Forstwirtschaft angemessene Wachstumsbedingungen von gewünschten Kulturpflanzen zu erhalten. Im direkten Zusammenhang mit der Entwässerung stehen allerdings auch Zersetzungsprozesse im Torfkörper und flächenhafte Sackungen der Oberflächen.
Flächenhafte Anteile unterschiedlicher, geclusterter Nutzungen auf den niedersächsischen Hochmoorstandorten (Daten: ATKIS 2019, BK50 kohlenstoffreiche Böden)
Flächenhafte Anteile unterschiedlicher Nutzungen auf den niedersächsischen Niedermoorstandorten (Daten: ATKIS 2019, BK 50 kohlenstoffreiche Böden)
Etwa drei Viertel der niedersächsischen Moorflächen unterliegen einer landwirtschaftlichen Nutzung, wie eine Auswertung der für die Karte der Nutzung von Flächen mit kohlenstoffreichen Böden verwendeten Daten von 2020 zeigt. Einerseits kann das dauerhaften Bewuchs als Grünland oder andererseits zeitweiligen Bewuchs im Rahmen des Ackerbaus bedeuten. Landwirtschaftliche Sonderkulturen wie Obstplantagen (z.B. Blaubeeren) oder Baumschulen nutzen nur sehr geringe Flächenanteile der kohlenstoffreichen Böden in Niedersachsen.
Für die landwirtschaftliche Nutzung von Moorflächen, wie sie bisher großflächig durchgeführt wird, ist eine Entwässerung der Moorflächen nötig. Diese Trockenlegung der Böden trägt zur Degradierung der Böden und damit zur Emission von Kohlenstoffdioxid bei.
Die Moorschutzstrategie des Bundes und das niedersächsische Programm zum Moorschutz fördern Formen der moorerhaltenden Bewirtschaftung für eine moorschonende Nutzung der Flächen [3]. Das Kapitel „Moormanagement“ beschreibt einige Verfahren zu moorschonenden Bewirtschaftungsformen, wie die klimaschonende Grünlandbewirtschaftung und Paludikultur. In der Vereinbarung „Der Niedersächsische Weg“ hat das Land Niedersachsen gemeinsam mit den niedersächsischen Abteilungen des NABU, BUND, Landvolk und der Landwirtschaftskammer ein Maßnahmenpaket für den Natur-, Arten- und Gewässerschutz beschlossen. Punkt 12 des Konzepts umfasst die Förderung einer klimaschonenden und bodenerhaltenden Bewirtschaftung nasser Moorstandorte [4].
Grünland
Die Hälfte der gesamten niedersächsischen Moorflächen, die unterschiedliche Typen von kohlenstoffreichen Böden umfassen, werden als permanentes Grünland genutzt. Diese Nutzungsform hat eine lange Tradition in den moorreichen Regionen. Etwa 40 % der Hochmoor- und fast 60 % der Niedermoorflächen werden in Niedersachsen als Grünland genutzt (siehe Abbildung 2 und 3). Diese beiden Moortypen machen allerdings nur die Hälfte der kohlenstoffreichen Bodentypen aus, die zu den Moorflächen unter Grünlandnutzung zählen. Etwa die Hälfte der Bewirtschaftung als Moorgrünlandes findet auf sehr geringmächtigen, degradierten oder künstlich veränderten Moorflächen statt. Anhand der ATKIS-Daten kann leider keine Aussage zum Anteil der intensiven oder extensiven Grünlandnutzung der Flächen gemacht werden.
Flächenhafte Anteile unterschiedlicher Moortypen unter Grünlandnutzung in Niedersachsen (Daten: ATKIS 2019, BK 50 kohlenstoffreiche Böden)
Grünland auf Moorbodenstandorten am Dümmer (Herbst 2022)
Ackerbau
Die ackerbaulich genutzten Flächen machen derzeit 21 % der Areale mit kohlenstoffreichen Böden in Niedersachsen aus. Der Anteil der Flächen, auf dem Ackerbau betrieben wird, vergrößerte sich in den letzten Jahren [1]. Das heißt, vorher in anderer Form genutzte Flächen wurden zu Gunsten des Ackerbaus umgewandelt. Die ackerbauliche Nutzung von Mooren wird als nicht standortgerecht eingestuft. Diese Einschätzung bezieht sich auf die nutzungsbedingte Belüftung des Torfkörpers. Diese Belüftung regt den mikrobiologische Torfabbau an, der eine erhöhte Kohlenstoffdioxidfreisetzung, Höhenverluste und den Eintritt in den sogenannten „Teufelskreis der Moornutzung“ bedingt. Dieser resultiert schließlich in Tiefenumbrüche der verbliebenen Torfreste oder eine Nutzungsaufgabe [1]. Der überwiegende Teil des Ackerbaus auf kohlenstoffreichen Böden findet in Niedersachsen auf Moor-Treposolen, überlagerten und geringmächtigen Mooren statt. Nur etwa ein Drittel des Moorackerbaus betrifft die Moortypen Hoch- bzw. Niedermoor. Für die Flächennutzung der Moortypen heißt dies, dass 14 % der niedersächsischen Hochmoorflächen und gut 18 % der Niedermoore in Niedersachsen als Acker genutzt werden.
Flächenhafte Anteile unterschiedlicher Moortypen unter Ackernutzung in Niedersachsen (Daten: ATKIS 2019, BK 50 kohlenstoffreiche Böden)
Abgeernteter Maisacker auf einem Moorbodenstandort am Dümmer (Herbst 2022)
Die forstliche Nutzung bezieht sich auf etwa 8 % der niedersächsischen Flächen mit kohlenstoffreichen Böden. Auf über der Hälfte der bewaldeten Moorflächen steht Laubwald, ein Drittel ist mit Nadelwald bestockt und die restlichen Flächen werden mit Gehölz bestanden.
Beinahe die Hälfte der bewaldeten Moorflächen umfassen Niedermoorböden. Ein Viertel der Wälder stehen auf Hochmoorstandorten. Der Moorgley stellt auf etwa einem Fünftel der bewaldeten Moorflächen den Bodentyp dar.
Die forstliche Nutzung beansprucht ebenso wie der Ackerbau 15 % aller niedersächsischen Niedermoorflächen. Auf Hochmooren spielt der Bestand mit Wald eine nachgestellte Rolle. Nur 7 % der Hochmoorflächen in Niedersachsen werden forstwirtschaftlich genutzt.
Die niedersächsischen Landesforsten renaturieren Moorgebiete in ihrer Verwaltung seit dem Jahr 1980. Diese Bestrebungen können aus den Daten des ATKIS nicht abgelesen werden.
In Niedersachsen findet 90 % des deutschen Torfabbaus statt [2]. Aktuell wird laut den ATKIS-Daten (Stand 2019) auf 2 % der niedersächsischen Moorflächen Torf abgebaut. Die Karte zu den Torfabbauflächen zeigt, welche Areale betroffen waren und welche Folgenutzung stattfindet oder geplant ist. Insgesamt ist die Torfgewinnung aufgrund der kleiner werdenden Torflagerstätten, den hohen Ansprüchen des Natur- und Umweltschutzes und der Flächennutzungskonkurrenz in Deutschland rückläufig [5]. Ehemalige Abbauflächen werden nach Beendigung der Abtorfung in neue Nutzungen überführt. Einige sehr alte Genehmigen ermöglichen noch die landwirtschaftliche Folgenutzung (v.a. als extensives Grünland), während seit den 1980er Jahren ein folgende Renaturierung mit Nutzungsaufgabe und Übergang in den Naturschutz in den Genehmigungen festgelegt wurde [5]. Der Torfabbau nimmt 8 % der Nutzung auf den niedersächsischen Hochmoorflächen ein.
Weitere detaillierte Informationen zur Geschichte des Torfabbaus in Niedersachsen können dem Kapitel „Torfabbau in Niedersachsen“ entnommen werden.
Um die Bewirtschaftung der Moorregionen zu ermöglichen, wurden Moore in der Erschließungsgeschichte nach der Entwässerung auch besiedelt. Heutzutage dienen knapp 6 % der niedersächsischen Flächen mit kohlenstoffreichem Boden als Siedlungs-, Industrie-, Gewerbe- oder Verkehrsflächen. Dabei sind 3 % der Niedermoor- und 4 % der Hochmoorflächen als Siedlungsraum beansprucht.
Als Resultat dieser Veränderungen werden nur noch 9 % der niedersächsischen Moorflächen als Moore genutzt bzw. eben nicht (mehr) genutzt (ATKIS-Daten Stand 2019). Darunter fallen ein Viertel der niedersächsischen Hochmoor- und 4 % der Niedermoorflächen, die somit keiner anderen Nutzung unterliegen und als „Moor“ bestehen dürfen. Daraus folgt allerdings nicht zwangsläufig, dass es sich bei diesen Flächen um Standorte mit Moorvegetation handelt, die durch den Naturschutz geschützt sind. Die Daten des ATKIS zeigen nur die aus Luftbildern abgeleitete Nutzung der Flächen, jedoch nicht den Schutzstatus der Gebiete.
Diese „Moor“-Flächen können einerseits naturnahe Moore sein, mit ursprünglicher Flora und Fauna, oder renaturierte Flächen. Zum Beispiel nach dem Torfabbau werden diese Flächen, vor allem Hochmoore, wiederhergestellt, um langfristig durch unterschiedliche Maßnahmen ein intaktes Moor entstehen zu lassen. Zudem fallen auch ungenutzte noch dränierte Moore, wie sie z.B. nach bäuerlichen Torfstichen vorliegen, in diese Kategorie.
Bei der Renaturierung von stark veränderten Moorflächen stehen die Verantwortlichen vor einigen Herausforderungen wie der allgemeinen Hintergrundbelastung, die sich auf die niedersächsischen Moorflächen auswirkt (Ausführung siehe „Hintergrundbelastungen bei der Renaturierung von Hochmooren“), oder komplexen Besitzverhältnissen der Flächen. Und auch der Erhalt der noch bestehenden naturnahen Flächen bei sich ändernder intensiv genutzter Umgebung stellt für den Moorschutz Probleme in unkontrollierter Nährstoffzufuhr oder der Wasserversorgung bereit.
Die Zahl der geschützten Moorflächen weicht von der als „Moor“ genutzten Fläche ab, da nicht nur Moore, die als Moor unter Naturschutz stehen und nicht weiter genutzt werden dürfen, geschützt sind. Beispielsweise können auch Moorflächen für den Vogelschutz bedeutend sein und geschützt werden, die weiterhin als Grünland genutzt werden. Die Art und Weise, wie und warum eine Fläche geschützt werden kann, ist sehr vielfältig, wie das Kapitel „Geschichte des Naturschutzes Niedersachsen bis heute“ näher erläutert.
[1] Blankenburg, J. (2015): Die landwirtschaftliche Nutzung von Mooren in Nordwestdeutschland. Telma, 5, 39-58.
[2] Bundesamt für Naturschutz. (2021): Moore - Entstehung, Zustand, Biodiversität. Aufruf: 08.03.2021, Internet: https://www.bfn.de/themen/biotop-und-landschaftsschutz/moorschutz/moore-entstehung-zustand-biodiversitaet.html
[3] Bundesministerium für Umwelt Naturschutz und nukleare Sicherheit. (2020): Moorschutzstrategie der Bundesregierung - Diskussionspapier. Berlin.
[4] Klimaschutz;, N. M. f. U. E. B. u., Verbraucherschutz;, N. M. f. E. L. u., e.V.;, N. L. N., e.V.;, B. L. N., e.V.;, L. N.-L., & Niedersachsen, L. (2020): Der Niedersächsische Weg - Maßnahmenpaket für den Natur-, Arten- und Gewässerschutz. Hannover: Land Niedersachsen.
[5] Schmatzler, E. (2012): Die Torfindustrie in Niedersachsen – Ergebnisse einer Umfrage zur Zukunft der Torfgewinnung in Niedersachsen. TELMA - Berichte der Deutschen Gesellschaft für Moor- und Torfkunde, 42. doi: 10.23689/fidgeo-2959