Kohlenstoffreiche Böden in Niedersachsen 1 : 5 000 nach Bodenschätzung (BSH5)

Die Karte ist eine Auswertung zu den Inhalten und der Verbreitung von kohlenstoffreichen Böden (Mooren und anderen Böden mit Torfschichten) auf Grundlage der Bodenschätzung. Die Karte in Abbildung 1 zeigt den jeweiligen Aufnahmezeitraum der Bodenschätzungen an Standorten mit kohlenstoffreichen Böden mit Datenstand 2018.

Auf Grundlage der Auswertung der Profilbeschreibungen bis 100 cm Tiefe und der Klassenzeichen mit Bodenzahl wurden weitere nichtsteuerliche Anwendungen etabliert (vgl. z. B. Bartsch et al. 2003[2] und Pfeiffer 2003[8]). In diesem Zusammenhang sind auch Anwendungen für Klimaschutzmaßnahmen zu nennen [10]. Die repräsentativen Profilbeschreibungen (Grablochbeschreibungen) in der Notation der Bodenschätzung erlauben differenzierte Auswertungen. Die aufgenommenen Merkmale und Eigenschaften ermöglichen die Identifikation von Arealen mit kohlenstoffreichen Böden (Moorböden) und deren Derivaten. Eine eindeutige Unterscheidung in Hoch- und Niedermoore ist zu etwa zwei Dritteln auf Grundlage der Angaben zum Torftyp möglich. Bei etwa einem Drittel der Flächen wird nur unspezifisch Moor (Mo) angegeben.

: Karte mit Altersangabe der eingehenden Schätzungsdaten für kohlenstoffreiche Böden mit Stand 2018

Abbildung 1: Karte mit Altersangabe der eingehenden Schätzungsdaten für kohlenstoffreiche Böden mit Stand 2018 (S. Langner 2021, unveröff.).

 

Bitte zitieren Sie die Karte wie folgt: NIBIS® Kartenserver (2022): Kohlenstoffreiche Böden in Niedersachsen 1 : 5 000 nach Bodenschätzung. - Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG), Hannover.

Auf dieser Seite steht der Download zu dieser Karte bereit.

Legende

Die Datenlage ermöglicht eine Gliederung der Areale entsprechend dem Schichtaufbau sowie der Mächtigkeit von Torflagen und mineralischen Schichten. Die Mächtigkeitsstufen orientieren sich an den gültigen Tiefenstufen der niedersächsischen Profilerfassung[10].

Anhand von Hinweisen in den Klassenzeichen der Schätzung und den Horizontbeschreibungen der Grablöcher werden alle Areale bzw. bestimmende Grablöcher mit Hinweise auf Moor und Torf aus dem Gesamtdatensatz ermittelt. Quantitative Angaben zu Torfmächtigkeiten und Merkmalen werden herausgezogen, und der Schichtaufbau der Profile wird systematisiert. Insbesondere die differenzierte Auswertung der Grablochbeschreibungen geben Aufschluss über die Torfmächtigkeit sowie die Mächtigkeit der mineralischen Schichten und Überdeckungen[10], wie in den Legendeneinträgen in Tab. 1 zu sehen ist. 

Tabelle 1: Legendeneinträge der Standortklasse und Schichtengruppe bis ein Meter unter der Geländeoberfläche.

 

STANDORTKLASSE

SCHICHTENGRUPPE

Sanddeckkultur über Moorgley

flache sandige Decke (< 40 cm) über Torf ≤ 30 cm

Sanddeckkultur über Moor

flache sandige Decke (< 40 cm) über Torf > 30 cm

Sanddeckkultur

Sandüberdeckung auf zumeist ungestörtem Torfkörper

Sandmischkultur

schräg geschichtete Mischhorizonte aus Torf und Sand sind Hinweise für diesen tiefgepflügten Boden

Baggerkuhlung

Sand aus dem Unterboden wird auf das Moor aufgebracht – sehr schwer anhand der Daten zu identifizieren

Moorgley

Torf ≤ 30 cm

Moor > 30 cm bis ≤ 40 cm

Torf > 30 cm bis ≤ 40 cm

Moor > 40 cm bis ≤ 80 cm

Torf > 40 cm bis ≤ 80 cm

Moor > 80 cm

Torf > 80 cm

flach (< 40 cm) sandig überdeckter Moorgley

flache sandige Decke (< 40 cm) über Torf ≤ 30 cm

flach (< 40 cm) sandig überdecktes Moor

flache sandige Decke (< 40 cm) über Torf > 30 cm

sandiger Mineralboden (≥ 40 cm) über Torf

mächtige sandige Decke (≥ 40 cm) über Torf ≤ 30 cm und > 30 cm

flach (< 40 cm) lehmig überdeckter Moorgley

flache lehmige Decke (< 40 cm) über Torf ≤ 30 cm

flach (< 40 cm) lehmig überdecktes Moor

flache lehmige Decke (< 40 cm) über Torf > 30 cm

lehmiger Mineralboden (≥ 40 cm) über Torf

mächtige lehmige Decke (≥ 40 cm) über Torf ≤ 30 cm und > 30 cm

Moorgley über Moor

Torf ≤ 30 cm über Mineralboden über Torf

Moor mit einer mineralischen Zwischenschicht

Torf > 30 cm über Mineralboden über Torf

mineralisch-organische Wechsellagerung

mineralisch-organische Wechsellagerung

Die Ergebnisse werden in der Tab. 2 mit folgenden Datenfeldern abgelegt:

Tabelle 2: Erläuterung der Ergebnisspalten zur Bodenschätzungsauswertung Moor und Torf.

  Erläuterung Beispiel
BODENART_ SCHICHTFOLGE Bodenartenschichtung mit Trennzeichen bezeichnen die Tiefe der Schichtwechsel
\   <20 cm
/     20-40 cm
//   40-80 cm
=     80-130
_     >130
Mo,s3\Mo
SCHICHTENGRUPPE Angabe zur Torfmächtigkeit in cm Torf > 80 cm
STANDORTKLASSE >Zusammenfassende Angabe aus Bodenart und Mächtigkeit und ggf. genetische Interpretation (z. B. Moorgley oder Sandmischkultur) Moor > 80 cm
MOORSTUFE_ BK50 Angabe der Mächtigkeitsstufe des Torfes
1 (\  <20 cm)
2 (/    20–40 cm)
3 (//  40–80 cm)
4 (=    80–130 cm)
5 (_  >130 cm)
mindestens 4
TORFTYP Angabe zu Hochmoor, Niedermoor, oder nur Moor Moor
TORF_AB_GOF Untergrenze der Torfangabe in cm  100


Aus der Bodenschätzung können Moorgleye, Moore und mineralisch überdeckte Torfe wie Sanddeckkulturen sowie kultivierte Moortypen wie Sandmischkulturen und Baggerkuhlungen abgeleitet werden [10]. Die Bezeichnung „Moor“, die eine Torfschicht von mindestens 30 cm Mächtigkeit voraussetzt, kann in unterschiedlicher Mächtigkeit und sowohl oberflächennah als auch überdeckt auftreten. Bei einer Torfmächtigkeit von unter 30 cm verzeichnet die Legende einen Moorgley. Liegt eine Überdeckung von mehr als 40 cm vor, wird der darunterliegende Torfkörper nicht mehr Moor, sondern nur Torf genannt. Die Klassifizierung zeigt auch Wechsellagerungen aus Torfschichten und mineralischen Bodenschichten. Anthropogen veränderte Moorböden (Sandmischkulturen, Tiefkulturen auf Niedermoor, Baggerkuhlungen oder Sanddeckkulturen) wurden anhand charakteristischer Merkmale im Grablochprofil identifiziert und benannt. 

Hintergrund und Kartenerstellung

Die Erstellung der Karte der kohlenstoffreichen Böden aus der Bodenschätzung beruht auf einer fest etablierten Auswertungsmethode. Diese wurde nach Analyse der Daten für die Kartierung im Rahmen von GLÖZ7[7] ausformuliert. Der Geobericht 33 enthält detaillierte Informationen zur Erarbeitungsmethode „Bodenschätzung Standortinformation Moor und Torf“, die für die Erstellung dieser Karte angewendet wurde, sowie zur Ausweisung der unterschiedlichen Moortypen[10]. Die Karte der kohlenstoffreichen Böden wertet die Datengrundlage Bodenschätzung thematisch zentriert aus. Daher sind Hintergründe zur Methodik der Datenerhebung und der Auswertung für das Verständnis der Karte interessant.Erhebungsalter der kohlenstoffreichen Böden durch die Bodenschätzung in Dekaden seit 1920, Stand 2018.

Abbildung 2: Erhebungsalter der kohlenstoffreichen Böden durch die Bodenschätzung in Dekaden seit 1920, Stand 2018. Maßgeblich werden die ersten Daten von 1930 bis 1940 erhoben. Nach dem 2. Weltkrieg wird die Schätzung bis 1970 langsam wieder etabliert. Mit den Agrikulturmaßnahmen kommt es 1970 bis 1990 verbreiteter zu Nachschätzungen. Ab 1990 nimmt die Intensität der Nachschätzungen ab.  

Anmerkungen

Bodenschätzung: Die Datenerhebung der Bodenschätzung geht auf das Gesetz über die Schätzung des Kulturbodens vom 16. Oktober 1934 zurück [5]. Verschiedene Rechtsverordnungen und Verwaltungsvorschriften regeln die Durchführung der Bodenschätzung, zum Beispiel die Durchführungsbestimmung zum Bodenschätzungsgesetz i. d. F. v. 12. Februar 1935[3] oder das Regelwerk „Bodenschätzung und Liegenschaftskataster“[9]. Die erstmalige Schätzung wurde zwischen 1935 bis in die 1950er Jahre durchgeführt. Nachschätzungen sind bei wesentlichen Änderungen der Ertragsfähigkeit und Nutzungsänderungen vorgeschrieben und finden weiterhin statt (vgl. Schulz & Waldeck 2015[10]). Das Bodenschätzungsgesetz gibt den Acker- und den Grünlandschätzungsrahmen vor, die die in den Karten vermerkten Klassenzeichen festlegen.

Die Karte der Bodenschätzung erfasst nach einem festen Standard flächendeckend Böden unter landwirtschaftlicher Nutzung mit dem Ziel, den Wert der landwirtschaftlich genutzten Flächen über die Ertragsfähigkeit in einer Werteskala von 0–100 zu ermitteln[5]. Dies setzt eine hochauflösende Kartierung (50-m-Raster) und räumliche Darstellung (Parzellenschärfe) voraus. Das Alter der Bodenschätzungen variiert sehr stark zwischen den Standorten (s. Abbildung 1 und Abbildung 2). Die Nachschätzungen zur Erfassung von Veränderungen werden bis heute durchgeführt. Primäre Anwendungen sind z. B. die Besteuerung (Grundsteuer A) oder die Wertermittlung bei Flurbereinigungen bzw. freiwilligem Landtausch.

Für die flächenhafte Ersteinschätzung auf landwirtschaftlich genutzten Flächen wurden in einem Raster von 50 x 50 m jeweils bis 1 m Tiefe Bohrstockproben genommen[9]. Die Anlage des Rasters unterstützte das Herausarbeiten von Bodenunterschieden und berücksichtigte Unterschiede aufgrund des Geländes[9]. Diese erste Aufnahme umfasste Merkmale und Eigenschaften des Bodenprofils, wie z. B. Bodenart, Humus- und Kalkgehalt, Hydromorphie usw. Klassenflächen fassen Böden mit vergleichbarem Profilaufbau, Wasserhaushalt und Bodenentwicklung zusammen und beschrieben diese. Die Beschreibung des jeweils bestimmenden, einen Meter tiefen Grablochs charakterisiert die Klassenfläche[46]. Die Daten der Bodenschätzung werden standartmäßig im Maßstab 1 : 5.000 ausgegeben.

Die Bodenschätzung verwendet eine standardisierte Nomenklatur zur Beschreibung der Böden. Seit 1990 werden durch die Zusammenarbeit mit dem NLfB, heute LBEG, darüber hinaus auch die Horizonte und Bodentypen sowie kulturtechnische Maßnahmen aufgenommen[10].

Auswertung im LBEG: Im LBEG werden diese Beschreibungen seit Mitte der 1980er Jahre ausgewertet und in die bodenkundliche Norm übersetzt. Der NIBIS®-Kartenserver des LBEG stellt die übersetzten Schätzungsdaten für alle landwirtschaftlichen Standorte in ganz Niedersachsen dar. In der Karte der Klassenzeichen mit Angaben zur Bodenart (BODART), Zustandsstufe (ZUSTAN), Entstehungsart (ENSTHG) und der Bodenzahlen (Bodenzahl, Ackerzahl, Grünlandgrundzahl) wird die Kerninformation der Bodenschätzung wiedergegeben. Die übersetzten Profilbeschreibungen sind flächenspezifisch als Profilsäulen hinterlegt. Das Aufnahmedatum ist jeweils an den Teilflächen abfragbar. Die Karte der Bodenzahlen gibt einen Überblick zur räumlichen Verbreitung der potenziellen Ertragsfähigkeit niedersächsischer Böden. Insgesamt werden mehr als 1,5 Mio. Areale mit beschreibenden Grablöchern im NIBIS® abgebildet. Auf Grundlage des Bodenschätzungsgesetzes wurden die Informationen aus der Bodenschätzung in die Nomenklatur der Bodenkunde, die Bodenkundliche Kartieranleitung[1], übertragen.

Literatur

 

[1] Ad-hoc-AG Boden. (2005). Bodenkundliche Kartieranleitung. (KA5). 5. Aufl. Hannover: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe.

[2] Bartsch, H.-U., Benne, I., Gehrt, E., Sbresny, J., & Waldeck, A. (2003). Aufbereitung und Übersetzung der Bodenschätzung. Arbeitshefte Boden, 2003/1, 45–95.

[3] Durchführungsbestimmungen zum Bodenschätzungsgesetz i. d. F. v. 12. Februar 1935,  (1935).

[4] Bundesamt für Finanzen (1996). Anleitung neues Feldschätzungsbuch. Berlin.

[5] Gesetz über die Schätzung des Kulturbodens (Bodenschätzungsgesetz) i. d. F. v. 16. Oktober 1934,  (1934).

[6] Gesetz zur Schätzung des landwirtschaftlichen Kulturbodens (Bodenschätzungsgesetz) i. d. F. v. 20. Dezember 2007,  (2007).

[7] Manolis, K., Gehrt, E., Höper, H., Krüger, K., Langner, S., Müller, U., Röder, C., & Schäfer, W. (2014). Kohlenstoffreiche Böden in Niedersachsen – Teil Grünland. Bericht für den Nds. Minister für Landwirtschaft. Archiv LBEG 0131839, unveröff.

[8] Pfeiffer, E.-M. (Hrsg.). (2003). Bodenschätzung und Bodenbewertung : Nutzung und Erhebung von Bodenschätzungsdaten (2. Ausgabe). Wiesbaden (Chmielorz).

[9] Rösch, A., & Kurandt, F. (1950). Bodenschätzung und Liegenschaftskataster (3. Aufl.). Berlin (Heymanns).

[10] Schulz, S., & Waldeck, A. (2015). Kohlenstoffreiche Böden auf Basis hochauflösender Bodendaten in Niedersachsen– unter Mitarbeit von Frank, S., Gehrt, E., Höper, H., Meyer, K., Müller, U. & Schäfer, W. GeoBerichte, 33, 1-85. Hannover (LBEG).

 Bodenschätzungskarten 1 : 5.000 (BS5) – NIBIS®-Kartenserver.

LBEG: Ernst Gehrt & Katharina Hauck-Bramsiepe (12/2021)