Während der letzten Eiszeit, der Weichseleiszeit, überschritten die Gletscher Skandinaviens die Elbe nicht mehr. Trotzdem wirkte sich die Kälte des Eisschildes auf das eisfreie Gebiet Mitteleuropas aus. War in der vorhergehenden Eem-Warmzeit zwischen früheren Eiszeiten (Saale und Weichsel) eine üppige Waldvegetation bei uns zuhause gewesen, so starb durch die Kälte der Weichseleiszeit der Wald im ganzen Raum zwischen dem nördlichen Eisrand und den ebenfalls vereisten Alpen ab. Einzig in wärmeren, südlichen Refugien überdauerten die Pflanzen der europäischen Wälder diese kalte Phase. Die Landschaft Mitteleuropas trug nun den Charakter einer arktischen Tundra. Keine Bäume, sondern Zwergsträucher, Flechten und Moose waren verbreitet. Ebenso wuchsen auf niederen Polarweiden Zwergbirken, Krähenbeeren und die schöne Silberwurz (Dryas octopetala), die als besonderes charakteristische Art diese Phase der Landschaftsentwicklung prägte („Dryasflora“). Die klimatischen Bedingungen und das Landschaftsbild der Tundrazeit in Mitteleuropa gleichen z.B. dem heutigen Island oder nördlichen, baumfreien Norwegen.
Nasse Senken in der Landschaft waren geprägt von Seggen– und Braunmoossümpfe. In jener Zeit lagerte sich am Boden von Tümpeln oder Seen vorwiegend minerogenes Material wie Sande, Schluffe oder Tone ab. Das Zuwachsen des stehenden Gewässers (Verlandung) und die Ablagerung von organischem Material (Torfbildung) fanden nur in einem äußerst geringen Maße statt.
Noch in die Tundrenzeit fallen die Kulturen altsteinzeitlicher Renntierjäger (Magdalénien), die in großartiger Weise bei Meiendorf bei Hamburg aufgedeckt wurden.