Die Flora der Hochmoore

Nur wenige Pflanzenarten können unter den Lebensbedingungen des Hochmoores leben (vgl. Biotope). Die typische Gefäßpflanzen-Flora ist von Natur aus gering an Arten. Von zentraler Bedeutung sind neben den Gefäßpflanzen die Moose. 

Moosflora

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Moose stellen nach Artenzahl und Biomasse die bedeutendste Gruppe der intakten Hochmoorflora dar. Vor allem die Gattung der Torfmoose (Sphagnum) ist vorherrschend.

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Torfmoos

Torfmoose wachsen immer weiter empor, wobei der untere Teil der Pflanze abstirbt [7]. Sie sind damit der Haupttorfbildner in lebenden Hochmooren und bilden das Substrat für die meisten übrigen Pflanzenarten.

Durch abgestorbene Hyalinzellen können Torfmoose mehr als das 20-fache ihres Trockengewichts an Wasser speichern und haben somit eine elementare Bedeutung für den Wasserhaushalt bis auf die Landschaftsebene (vgl. Landschaftswasserhaushalt).

Torfmoos-Arten besitzen außerdem eine hohe Kationenaustauschkapazität. Auf der einen Seite führt dies durch die Abgabe von Protonen zu einer Versauerung ihrer Umgebung, auf der anderen Seite zu einer Verringerung der Verfügbarkeit von Mineralstoffen für vaskuläre Pflanzen. Sie schaffen damit ein Milieu mit dem sie zurechtkommen, schalten jedoch andere Pflanzenarten aus, welche unter diesen Lebensbedingungen nicht existenzfähig sind. Durch dieses Vermögen werden Torfmoose auch als „Ökosystem-Ingenieure“ bezeichnet.  

Eine Vielzahl an verschiedenen Moosen kommen in Hochmooren vor und formieren die Bulten-Schlenken-Komplexe (vgl. Biotope der Hochmoore). 

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Bulten-Schlenken-Komplex

Typische Moose der Schlenken sind Sphagnum cuspidatum, Sphagnum pulchrum und Cladopodiella fluitansSphagnum tenellum ist eine wichtige Art der Schlenkenränder. Sphagnum magellanicum Sphagnum rubellum und Cephalozia macrostachya sind Bultenmoose. Moose wie Odontoschisma sphagni können sowohl auf Bulten als auch auf Schlenken vorkommen [5]. Viele, der in Hochmooren beheimateten Moose sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder gar schon ausgestorben und stehen daher auf der Roten Liste.

Gefäßpflanzen

Nur etwa 40 Gefäßpflanzen sind in Mitteleuropa in naturnahen Hochmooren beheimatet [1]. Einige davon werden im Folgenden kurz gezeigt und vorgestellt:

Viele Gefäßpflanzen, die typisch für Hochmoore sind, stehen auf der Roten Liste Niedersachsens.

Literatur

[1] Ellenberg, H. & Leuschner, C. (2010). Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. UTB.

[2] Glandt, D. (2010). Taschenlexikon der Reptilien und Amphibien. Alle Arten von den Kanarischen Inseln bis zum Ural. Wiesbaden: Quelle und Meyer.

[3] Glandt, D. & Jehle, R. (2008). Der Moorfrosch. Bielefeld: Laurenti.

[4] Göttlich, K. (1990). Moor- und Torfkunde. Stuttgart: Schweizerbart´sche Verlagsbuchhandlung.

[5] Heydemann, B. (1997). Neuer biologischer Atlas: Ökologie für Schleswig-Holstein und Hamburg. Neumünster: Wachholtz.

[6] Huk, T. & Kühne, B. (1999). Substrate selection by Carabus clatratus (Coleoptera, Carabidae) and its consequences for offspring development. Oecologia121(3), 348–354.

[7] Küster, H. (2022). Flora. Die ganze Welt der Pflanzen. München: C.H.Beck.

[8] Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein. (2015). Moore in Schleswig-Holstein. Geschichte - Bedeutung - Schutz (Bd. 23). Flintbek.

[9] Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz. (2005). Beiträge zur Kreuzotter in Niedersachsen (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), Hrsg.) (2). Hannover.

[10] Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz. (2021). Gesetzlich geschützte Biotope und Landschaftsbestandteile in Niedersachsen. Beschreibung der nach § 30 BNatSchG und § 24 Abs. 2 NAGBNatSchG geschützten Biotoptypen sowie der nach § 22 Abs. 3 NAGBNatSchG landesweit geschützten Wallhecken (Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen).

[11] Succow, M. (1988). Landschaftsökologische Moorkunde (Reihe Ökologie). Berlin [West], Stuttgart: Borntraeger.

[12] Thorsten, A., Wolfgang, D., Herbert, F., Stephan, G., Klaus, H., Thomas, H. et al. (2003). Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Sandlaufkäfer und Laufkäfer (Coleoptera: Cicindelidae et Carabidae) mit Gesamtartenverzeichnis (1 Aufl.) (Niedersächsisches Landesamt für Ökologie, Hrsg.) (Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 2). Hildesheim.

[13] Thorsten, K. & Knut, S. (2022). Rote Liste der Brutvögel Niedersachsens und Bremens (9 Aufl.) (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), Hrsg.) (Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 2). Hannover.

[14] Tiemeyer, B., Bechtold, M., Belting, S., Freibauer, A., Förster, C., Schubert, E. et al. (2017). Moorschutz in Deutschland - Optimierung des Moormanagements in Hinblick auf den Schutz der Biodiversität und der Ökosystemleistungen. Bewertungsinstrumente und Erhebung von Indikatoren (BfN-Skripten). Bonn - Bad Godesberg.

[15] Timmermann, T., Joosten, H. & Succow, M. (2016). Restaurierung von Mooren. In S. Zerbe & G. Wiegleb (Hrsg.), Renaturierung von Ökosystemen in Mitteleuropa (S. 55–93). Berlin: Springer Spektrum.

[16] Ulrich Lobenstein. (2004). Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Großschmetterlinge mit Gesamtartenverzeichnis (2 Aufl.) (Niedersächsisches Landesamt für Ökologie, Hrsg.) (Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 3). Hildesheim.

NLWKN: Lennard Heidberg (2023)