Moore als Orte für Deponierungen 

Das Moor galt den früheren Menschen jedoch nicht nur als Hindernis. Menschen deponierten in Mooren auch Gegenstände unterschiedlichster Art. Häufig handelt es sich um einzelne Objekte, bei denen nicht entschieden werden kann, ob sie absichtlich niedergelegt oder verloren gegangen sind. Immer wieder entdeckte man außergewöhnliche Ensembles mit Wert- und Prestigeobjekten wie Waffen, Schmuck oder Edelmetalle, die durch ihre Zahl und Qualität bestechen. Als Ursache für solche Hortfunde werden bis heute unterschiedliche Intentionen wie Verstecke, Händlerdepots oder Opfergaben bzw. rituelle Beweggründe diskutiert. Vor allem aus den Mooren Schleswig-Holsteins und Dänemarks sind große Opferfundstellen mit absichtlich unbrauchbar gemachten Waffen und Geräten bekannt.

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Der Hortfund von Strückhausen, Ldkr. Wesermarsch, um 300 n. Chr..

In Niedersachen fand man neben offensichtlich wertvollen Metallobjekten auch Rinderhörner, Steinäxte, Pfeilspitzen und Dolche aus Feuerstein, Geröllkeulen, Beile und Lanzenspitzen aus Bronze, Münzen, Gefäße, Räder aus Holz und andere hölzerne Wagenreste, manchmal auch Reste von Wollgeweben, Lederkleidung oder Schuhe. Betrachtet man die Häufigkeit und Verteilung solcher Fundstücke, so fällt auf, dass sie sich zumindest in Niedersachsen meist im weiteren Umfeld der Moorwege konzentrieren. Zumindest bei diesen Gegenständen dürfte es sich um Niederschläge verschiedenster Aktivitäten handeln, die beim Bau und Begehen eines Moorweges anfielen. Wenn sich die Gelegenheit bot, wurde vermutlich auch ausgehend vom Moorweg gejagt, möglicherweise auch das Wild zerlegt. Vielleicht versuchte man gelegentlich das Moor während trockener Phasen oder bei Dauerfrost auch ohne Wege zu begehen oder zu überqueren. Manche Geräte und Gegenstände gingen dabei wohl verloren oder kaputt. Möglicherweise wurde an den gefahrvollen Übergängen auch absichtlich Objekte deponiert. Ähnliches ist von Alpenpässen oder von bronzezeitlichen Brücken über den Zürichsee bekannt. Vielleich bat oder dankte man hier höheren Mächten für eine sichere Überquerung [5, 14].

Literatur

[1] Bauerochse, A., Haßmann, H., Püschel, K., Schultz, M. (2018): „Moora“ – Das Mädchen aus dem Uchter Moor. Eine Moorleiche der Eisenzeit aus Niedersachsen II. Naturwissenschaftliche Ergebnisse Naturwissenschaftliche Ergebnisse. Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Vol. 47). Rahden/Westf.

[2] Bauerochse, A., Leuschner, H. H., & Metzler, A. (2012): Das Campemoor im Neolithikum. Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland, 61, 135–154.

[3] Bauerochse, A., & Metzler, A. (2005): Das „Mädchen aus dem Uchter Moor" - erste Moorleiche Niedersachsens seit fünfzig Jahren gefunden Denkmalpflege in Niedersachsen (Vol. 3, pp. 66-69).

[4] Bauerochse, A., & Metzler, A. (2015): Moore als Archive der Natur- und Kulturgeschichte – das Arbeitsgebiet der Moorarchäologie. TELMA, 5, 93-112.

[5] Both, F., & Fansa, M. (2011): Geschichte der Moorwegforschung zwischen Weser und Ems. In M. Fansa & F. Both (Hrsg.), „O, schaurig ist’s, übers Moor zu gehen“. 220 Jahre Moorarchäologie (Vol. 79, pp. 43–188). Darmstadt.

[6] Both, F., Fansa, M., Jopp, E., Schultz, M., & Püschel, K. (2010): Der Junge von Kayhausen und die Haut aus dem Bareler Moor. Neue Untersuchungsergebnisse. Sonderausgabe aus dem Museumsjournal Natur und Mensch Naturkunde, Kulturkunde, Museumskunde (Vol. 6). Oldenburg.

[7] Burmeister, S. (2013): Moorleichen – Sonderbestattungen, Strafjustiz, Opfer? Annäherungen an eine kulturgeschichtliche Deutung. Paper presented at the ‚Irreguläre‘ Bestattungen in der Urgeschichte: Norm, Ritual, Strafe…?. RGK, Kolloquien zur Vor- und Frühgesch., Bonn.

[8] Eisenbeiß, S. (1994): Berichte über Moorleichen aus Niedersachsen im Nachlass von Alfred Dieck. Die Kunde N.F. (pp. 91–120).

[9] Gräf, J. (2015): Lederfunde der Vorrömischen Eisenzeit und Römischen Kaiserzeit aus Nordwestdeutschland Studien zur Landschafts- und Siedlungsgeschichte im südlichen Nordseegebiet (Vol. 7). Rahden/Westf.

[10] Hayen, H. (1977): Der Bohlenweg VI (Pr) im Grossen Moor am Dümmer. Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Vol. 15). Hildesheim.

[11] Hayen, H. (1989): Bau und Funktion der hölzernen Moorwege: Einige Fakten und Folgerungen. Göttingen).

[12] Hayen, H. (1990): Moorarchäologie. In K. Göttlich (Hrsg.), Moor- und Torfkunde (pp. 156-174). Stuttgart (Schweizerbart.

[13] Hesse, S. (2008): Räder, Wagen und Wege im Moor. Funde aus dem Teufelsmoor zwischen Gnarrenburg und Karlshöfen. Archäologie in Niedersachsen, 11, 37–39.

[14] Heumüller, M. (2019): Archäologielandschaft Moor. Aktivitätsraum abseits des täglichen Lebens. Archäologie in Niedersachsen 22, 21-26.

[15] Heumüller, M., Abbentheren, E., & Melisch, C. (2021): Aschen. FStNr. 30 - Bohlenweg Pr 6. Fundchronik Niedersachsen 2019, 24.

[16] Heumüller, M., Hesse, S., Neumann, I., & Abbentheren, E. (2020): Karlshöfen Fundstelle 18, Gde. Gnarrenburg, Ldkr. Rotenburg (Wümme). Fundchronik Niedersachsen, 23, 255–258.

[17] Kossian, R. (2007): Hunte 1. Ein mittel- bis spätneolithischer und frühbronzezeitlicher Siedlungsplatz am Dümmer, Ldkr. Diepholz (Niedersachsen) Veröffentlichungen der archäologischen Sammlungen des Landesmuseums Hannover (Vol. 52).

[18] Müller, J. (2012). Research on Neolithic and Early Bronze Age wetland sites on north European plain. Paper presented at the Proceedings from the Munro International Seminar: The Lake Dwellings of Europe, Edinburgh

[19] Overbeck, F. T. (1975): Botanisch-geologische Moorkunde. Neumünster (Wachholtz Verlag).

[20] Püschel, K., Jopp-van Well, E., Jahn, W., Haßmann, H., Schultz, M., & Bauerochse, A. (2019): „Bernie“ – Die Moorleiche von Bernuthsfeld. Ergebnisse der interdisziplinären Erforschung und Rekonstruktion eines frühmittelalterlichen Fundkomplexes aus Ostfriesland Materialhefte zur Ur- u. Frühgeschichte Niedersachsens (Vol. 57). Rahden/Westf.

[21] van der Sanden, W. (1996): Mumien aus dem Moor. Die vor- und frühgeschichtlichen Moorleichen aus Nordwesteuropa. Amsterdam).