Die Karte stellt die Lagepunkte der im Niedersächsischen Bodeninformationssystem (NIBIS) nachgewiesenen moorkundlichen Standorte dar. Detailangaben zum Profilaufbau und den Merkmalen der jeweiligen Horizonte können abgerufen und grafisch als Bohrsäule angezeigt werden.
Aus 70 Jahren Kartierung sind landesweit rund 40.000 Moorkundliche Bohrungen mit insgesamt ca. 180.000 Horizontbeschreibungen unterschiedlichen Alters und aus verschiedenen Erhebungsprojekten erfasst und geben den Zustand zum Zeitpunkt der Aufnahme wieder. Sie bilden mit Angaben zur Torfart und -mächtigkeit, Genese, Grad der Torfzersetzung sowie der anthropogenen Überprägung die Vielzahl der möglichen Ausprägungen von kohlenstoffreichen Böden und deren Varianten ab und stellen eine wesentliche Informationsquelle bereit, die die Beschreibung der Moorgebiete von Schneekloth et al.[5-12] deutlich ergänzt.
Auf dieser Seite steht der Download zu dieser Karte bereit.
In der Kartendarstellung werden die Lagepunkte der moorkundlichen Bohrungen in der Signatur der Kategorie kohlenstoffreicher Böden (Abb. 1) angezeig
Abbildung 1: Legende der Kategorien kohlenstoffreicher Böden.
Beim Anklicken einer Bohrung öffnet sich eine Info-Box mit den wichtigsten Profildaten. Dazu zählt die Angabe der Moor-Kategorie und Unterkategorie (Tab. 1), des Geologischen Profiltyps (Tab. 2, 3) sowie der Mächtigkeit in cm der verschiedenen Torfschichten unterteilt in Hochmoortorf, Weißtorf, Schwarztorf, Basistorf, Niedermoortorf und Mudde.
Konventionell wird im LBEG die Angabe des Geologischen Profiltyps aus den geogenetischen Angaben der Horizonte abgeleitet. Die Ableitung wird programmgesteuert in den drei Generalisierungsstufen (Geologischer Profil -Haupttyp (GEOHTYP), -Typ (GEOTYP), -Untertyp (GEOUTYP) generiert und folgt dabei einem ähnlichen Prinzip wie die Ansprache des Substrattyps nach AG Boden[1]. Nach Zusammenfassung der Generalisierungsstufen werden Überlagerungen nach Mächtigkeitsklassen mit dem entsprechenden Trennzeichen verkettet (Tab. 3).
Die Detailinformationen können abgerufen werden, indem der Link "Bohrsäule zeichnen" angeklickt wird. Die Bohrprofilsäulen stellen die Schichten- bzw. Horizontfolge in grafischer und alphanumerischer Form gemäß der DIN 4023[2] dar. Die Profilbeschreibungen basieren weitgehend auf der Bodenkundlicher Kartieranleitung (KA5) der Staatlichen Geologischen Dienste und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe[1].
Es werden je Horizont folgende Parameter in angegebener Reihenfolge beschrieben: Horizonttiefe (in cm), Horizontbezeichnung, Boden- bzw. Torfart (vgl. Tab. 4), Skelettgehalt, Stratigrafie, Geogenese (vgl. Tab. 2), Farbe nach Munsell, Humusgehalt (h0 bis h7), Kalkgehalt (c0 bis c7) und Humositätsgrad (H1 bis H10) nach v. Post[13]. Der Maßstab der Bohrsäule ist variabel. Eine Auswahl der wichtigsten Stammdaten (Büro/Institution, Aufnahmedatum, Autor/Bearbeiter, Lagekoordinaten) ist unten auf dem ersten Blatt des Bohrprofils aufgelistet.
Tabelle 1: Anzahl und Zuordnung der Moorkundlichen Bohrungen zu den Kategorien und Unterkategorien kohlenstoffreicher Böden.
KAT_NR |
KATEGORIE |
UNTERKATEGORIE |
Anzahl |
1 |
Hochmoor |
Hochmoor |
9.592 |
Hochmoor/Niedermoor |
4.357 |
||
Umgelagerter Hochmoortorf |
2 |
||
2 |
Niedermoor |
Niedermoor |
10.540 |
Niedermoor/Hochmoor (/Niedermoor) |
2.142 |
||
3 |
Moorgley |
Moorgley |
2.068 |
4 |
flach überlagerter Torf |
Auftrag < 40 cm |
688 |
flach überlagerter Torf |
2.119 |
||
5 |
Sanddeckkulturen |
Sanddeckkultur |
1.274 |
Sanddeckkultur/Hochmoor |
3 |
||
Sanddeckkultur/Niedermoor |
8 |
||
6 |
Organomarsch mit Niedermoorauflage |
Organomarsch mit Niedermoorauflage |
14 |
7 |
Moor-Treposole |
Fehnkultur |
7 |
Flachumbruch |
123 |
||
Sandmischkultur |
253 |
||
Spittkultur |
21 |
||
Tiefumbruch |
1.781 |
||
8 |
mächtig überlagerter Torf |
Auftrag >= 40 cm |
89 |
Auftrag >=40 cm/ Hochmoor |
504 |
||
Auftrag >=40 cm/ Niedermoor |
454 |
||
mächtig überlagerter Torf |
1.531 |
Tabelle 2: Einträge zur Geogenese (Datenfeld GEOGE) beim geologischen Profiltyp.
Geogenese (GEOGE) |
|
Abk. |
Klartext |
fug |
flach umgebrochen, Flachumbruch (<= 4 dm) |
H |
Moor (unspezifisch) |
Hh |
Hochmoor |
Hn |
Niedermoor |
Hsb |
Basistorf wurzelechter Hochmoore [>5 cm, hoch amorph, dominiert von Scheuchzeria oder Pechmoor, z.T. mit Dopplerit] |
Hss |
Schwarztorf |
Hsw |
Weißtorf |
l |
limnisch (v.a. Mudden allgemein) |
smk |
Sandmischkultur (bei Hochmoor) |
tug |
tief umgebrochen, Tiefumbruch (> 4 dm) (bei Niedermoor) |
ybk |
Baggerkuhlung |
ydk |
Deckkultur |
yf |
Fehnkultur |
yhn |
Umgelagerter Niedermoortorf [nach Baumaßnahmen] |
yhs |
Umgelagerter Schwarztorf [nach Baumaßnahmen] |
yhv |
Bunkerde[-torf] |
yhw |
Umgelagerter Weißtorf [in Fehngebieten, nach Brenntorfabbau oder Baumaßnahmen] |
yhx |
Mischung aus Hoch- und Niedermoortorfen nach Abtorfung |
yt |
Spittkultur |
ytm |
Torfmudde [erodierter Torf im Wasser nach Abtorfung] |
Tabelle 3: Trennzeichen für Mächtigkeitsklassen beim geologischen Profiltyp
Schichtwechsel zwischen dm Tiefe |
Trennzeichen |
0-2 |
\ |
2-4 |
/ |
4-8 |
// |
8-13 |
= |
13-20 |
_ |
20-30 |
. |
30-40 |
.. |
40-50 |
… |
50-60 |
…. |
60-80 |
….. |
Tabelle 4: Einträge zur Boden- bzw. Torfart (Datenfeld HNBOD).
Boden- bzw. Torfart (HNBOD) |
|
Boden- bzw. Torfart (HNBOD) |
||
Abk. |
Klartext |
|
Abk. |
Klartext |
unspezifische Torfe |
|
Niedermoortorfe |
||
Ha |
amorpher/stark zersetzter Torf |
|
Hnb |
Laubmoos-/Braunmoostorf (Bryalestorf) |
Ha,s |
sandiger amorpher/stark zersetzter Torf |
|
Niedermoor-Bruchwaldtorfe |
|
Ha,t |
toniger amorpher/stark zersetzter Torf |
Hnl |
Bruch(wald)torf (allgemein) |
|
Ha,u |
schluffiger amorpher/stark zersetzter Torf |
Hnl,l |
lehmiger Bruch(wald)torf (allgemein) |
|
Hochmoortorfe |
Hnl,s |
sandiger Bruch(wald)torf (allgemein) |
||
Hh |
Hochmoortorf |
Hnlb |
Birkenbruch(wald)torf (Betulatorf) |
|
Hh,s |
sandiger Hochmoortorf |
|
Hnlb,s |
sandiger Birkenbruch(wald)torf (Betulatorf) |
Hha |
Blasenbinsen-/Beisentorf (Scheuchzeriatorf) |
|
Hnle |
Erlenbruch(wald)torf (Alnustorf) |
Hhe |
Wollgrastorf (Eriophorumtorf) |
|
Hnle,s |
sandiger Erlenbruch(wald)torf (Alnustorf) |
Hhs |
Torfmoos-/Bleichmoostorf (Sphagnumtorf) |
|
Hnle,t |
toniger Erlenbruch(wald)torf (Alnustorf) |
Hhs,s |
sandiger Torfmoos-/Bleichmoost. (Sphagnumt.) |
Hnlk |
Kiefernbruch(wald)torf (Pinustorf) |
|
Hhsa |
Acutifolia-Torf (Spitzblättriger Bleichmoostorf) |
|
Niedermoor-Riedtorfe |
|
Hhsu |
Cuspidata-Torf (Spießblättriger Bleichmoostorf) |
Hnr,s |
sandiger Radizellen-/Seggentorf (Carextorf) |
|
Hhsy |
Cymbifolia-Torf (Grobblättriger Bleichmoostorf) |
|
Hnr,t |
toniger Radizellen-/Seggentorf (Carextorf) |
Niedermoortorfe |
Hnr,u |
schluffiger Radizellen-/Seggent. (Carextorf) |
||
Hn |
Niedermoortorf |
Hnp |
Schilftorf (Phragmitestorf) |
|
Hn,s |
sandiger Niedermoortorf |
Übergangsmoortorf |
||
Hn,t |
toniger Niedermoortorf |
Hu |
Übergangsmoortorf |
|
Hn,u |
schluffiger Niedermoortorf |
Husr |
Sphagnum-Radizellen(-Seggen)-Torf |
Im Zusammenhang mit dem Moorinformationssystem (MoorIS) und für die aktuelle Erfassung der kohlenstoffreichen Böden in Niedersachsen und Bremen (GLÖZ2) sind alle vorhandenen Bohrdaten mit Informationen zu Moor und Torf aus dem Niedersächsischen Bodeninformationssystem (NIBIS) abgefragt, zusammengeführt und als Informationsgrundlage in der bodenkundlichen Nomenklatur[4] von Niedersachsen digital bereitgestellt worden.
Als Datenquelle stehen umfangreiche Schicht- und Horizontbeschreibungen aus der Bohrdatenbank Niedersachsen (BDN) mit geologischen, hydrogeologischen, ingenieurgeologischen Kartierbohrungen sowie bodenkundliche Bohrungen der Boden-Profildatenbank zur Verfügung. Die Berücksichtigung von geologischen wie bodenkundlichen Aufnahmen beinhaltet dabei neben den unterschiedlichen Kartier- und Verschlüsselungsmethoden (Symbolschlüssel Geologie vs. Bodenkundliche Kartieranleitung) auch verschiedene formale Ablagestrukturen in der Datenhaltung.
Zu den geologisch erhobenen Bohrdaten zählen v.a. Kartierungen für die Geologische Karte 1:25.000 (GK25), die Geologische Übersichtskarte 1:200.000 (GÜK200) und die Prospektion von Torflagerstätten (Revisionskartierung). Zu den bodenkundlich erfassten Bohrungen sind die Kartierungen für die Bodenkarte 1:25.000 (BK25) sowie v.a. Projektkartierungen zum Guten Landwirtschaftlich ökologischen Zustand (GLÖZ7, GLÖZ2) zu nennen.
Ein erheblicher Teil von archivierten und noch analog vorliegenden Altbohrungen zum Thema sind im Rahmen von MoorIS erstmals erfasst und digital verfügbar gemacht worden. Es handelt sich dabei überwiegend um niedersachsenweit erhobene, moorgeologische Aufnahmen von verschiedenen Bearbeitern des Niedersächsischen Landesamtes für Bodenforschung Hannover aus den Jahren 1969 bis 1981. Sie sind damals von Schneekloth et al.[5-12] für die landesweite Moorinventur zusammengetragen und ausgewertet worden. Darüber hinaus sind auch jüngste Bohrungen aus aktuellen Moorerfassungskampagnen wie z.B. dem EmsLand MoorInformationsSystem (EL-MIS) oder Projektkartierungen des NLWKN integriert. Die Herkunft, der Anlass sowie die Autoren der Erhebungen werden in den Titelangaben der Stammdaten mitgeführt. Die Gesamtzahl der Moorkundlichen Bohrungen stellt sich mit unterschiedlicher zeitlicher wie räumlicher Verteilung wie folgt dar (Abb. 2, 3).
Abbildung 2: Räumliche Verteilung der Moorkundlichen Bohrungen nach deren Alter
Abbildung 3: Alter und Anzahl der Moorkundlichen Bohrungen nach Projektgruppen
Insgesamt sind ca. 40.000 moorkundliche Bohrungen erschlossen und für die Auswertung aufbereitet worden. Darunter ist die formale Überführung in die einheitliche Datenstruktur der Boden-Profildatenbank, die Plausibilitätsprüfung und Korrektur der Daten sowie deren fachliche Interpretation und soweit möglich fachliche Ergänzung der Angaben zu verstehen. Auf dieser Datengrundlage erfolgen Ableitungen von gesicherten Zielkategorien und Zuständen kohlenstoffreicher Böden mit regionaler Anpassung.
[1] AG Boden. (2005). Bodenkundliche Kartieranleitung. 5. Aufl. Hannover: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe.
[2] DIN 4023:2006-02. (2006). Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Zeichnerische Darstellung der Ergebnisse von Bohrungen und sonstigen direkten Aufschlüssen.
[3] Herrmann, N., Krüger, K., Jahns, G., Preiss-Daimler, I., Langner, S., Evertsbusch, S., Weduwen, M., Boch, M., Gehrt, E. (2022). Erstellung einer aktuellen und hochauflösenden Karte kohlenstoffreicher Böden für Niedersachsen und Bremen: Landesamt für Berbau, Energie und Geologie.
[4] PEP. (2000). Profil-Erfassungs-Programm (PEP) – Anweisung zur Erfassung von bodenkundlichen Profildaten nach Bodenkundlicher Kartieranleitung (KA4)). – Version 1.1: NLfB.
[5] Schneekloth, H. (1981). Die Moore in Niedersachsen, Teil 7 - Bereich der Blätter Neumünster, Helgoland, Emden und Lingen der Geologischen Karte der Bundesrepublik (1 : 200.000). Göttingen: Forschung zur Landes- und Volkskunde.
[6] Schneekloth, H., Jensen, U., & Beug, H.-J. (1983). Die Moore in Niedersachsen, Teil 8 - Bereich der Blätter Kassel und Goslar der Geologischen Karte der Bundesrepublik Deutschland (1 : 200.000). Göttingen: Forschung zur Landes- und Volkskunde.
[7] Schneekloth, H., & Schneider, S. (1970). Die Moore in Niedersachsen, Teil 1 - Bereich des Blattes Hannover der Geologischen Karte der Bundesrepublik Deutschland (1 : 200.000). Göttingen: Forschung zur Landes- und Volkskunde.
[8] Schneekloth, H., & Schneider, S. (1971). Die Moore in Niedersachsen, Teil 2 - Bereich des Blattes Braunschweig der Geologischen Karte der Bundesrepublik Deutschland (1 : 200.000). Göttingen: Forschung zur Landes- und Volkskunde.
[9] Schneekloth, H., & Schneider, S. (1972). Die Moore in Niedersachsen, Teil 3 - Bereich des Blattes Bielefeld der Geologischen Karte der Bundesrepublik Deutschland (1 : 200.000). Göttingen: Forschung zur Landes- und Volkskunde.
[10] Schneekloth, H., & Tüxen, J. (1975). Die Moore in Niedersachsen, Teil 4 - Bereich des Blattes Bremerhaven der Geologischen Karte der Bundesrepublik Deutschlnd (1 : 200.000). Göttingen: Forschung zur Landes- und Volkskunde.
[11] Schneekloth, H., & Tüxen, J. (1978). Die Moore in Niedersachsen, Teil 5 - Bereich des Blattes Hamburg-West der Geologischen Karte der Bundesrepublik Deutschland (1 : 200.000). Göttingen: Forschung zur Landes- und Volkskunde.
[12] Schneekloth, H., & Tüxen, J. (1979). Die Moore in Niedersachsen, Teil 6 - Bereich des Blattes Hamburg-Ost der Geologischen Karte der Bundesrepublik Deutschland (1 : 200.000). Göttingen: Forschung zur Landes- und Volkskunde.
[13] von Post, L. (1924). Das genetische System der organogenen Bildungen Schwedens. Comité international de Pédologie IV. Communication, 22, 287-304.