Naturnaher Hochmoorbereich im niedersächsischen Bergland (Mecklenbruch, Solling)
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Forstwirtschaftliche Nutzung

Forstwirtschaftliche Nutzungsinteressen an Hochmooren waren seit jeher gering. Sie lassen sich ab 1700 an ersten landesherrlichen Regelungen zur inneren Kolonisierung orientieren (vergl. Kremser 1990). Letztere galten vor allem der Urbarmachung von Ödland für landwirtschaftliche Zwecke, der Gewinnung von Brenntorf, der Verbesserung der Landeserschließung durch (schiffbaren) Kanalbau. Die forstlichen Nutzungsinteressen an (Hoch-) Mooren waren denen anderer Nutzungsinteressen nachgeordnet.

Waldmoore sind vornehmlich durch ihre topographische Lage und ihr bewaldetes Wassereinzugsgebiet beeinflusst. 

Natürlich bewaldete Hochmoor-Bereiche

(Hoch-) Moore sind natürlicherweise partiell bewaldet. Dies gilt einerseits für die Übergangszonen der Moorränder (Lagg) und andererseits für Torfböden in Randzonen von Hochmoor-Kernen. Auf diesen (torfbildenden) Bruchwald-Standorten wachsen im Tiefland Niedersachsens natürlicherweise Birken-Bruchwälder des Betulion pubescentis und Kiefern-Moorwälder des Ledo-Pinetum (östliches Tiefland). Die hochmoor-nahen Wälder des niedersächsischen Berglandes lassen sich in montanen Mittelgebirgslagen dem Birken-Bruchwald des Vaccinio uliginosi-Betuletum pubescentis sowie im Oberharz die Fichten-Moorwälder des Piceo-Vaccinietum uliginosi zuordnen. Ihre forstliche Ertragskraft mit einem Zuwachs von 1 bis 3 FM/a-1x ha ist gering.

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Naturnahe Hochmoor-Übergangszone (Lagg) mit torfbildendem Birken-Bruchwald (Friedrichshäuser Bruch, Solling Foto: A. Jansen 2020).
 

Historische Moor-Bewaldung durch Forstbetriebe

Im 18.Jahrhundert wird für Ostfriesland, das Emsland und Hannover von ersten Aufforstungen am Rande von (zur Brenn-Torfgewinnung) entwässerten Mooren berichtet [4]. Die forstlichen Kulturen werden v.a. mit Kiefer durchgeführt. Sie gelingen kaum. Die Flächenanteile der Aufforstungen bleiben gering. Landwirtschaftliche Nachnutzung hat absoluten Vorrang. Gleiches gilt auch für die Heidewirtschaft. Erst als diese (bis zum 16. Jahrhundert) zunehmend Binnendünen und große, wüste Wehsandgebiete entstehen lässt, ergehen in wiederholten Intervallen Aufträge an die Forstverwalter zur Aufforstung von Heide- und Binnendünengebieten. Kleine Hochmoore hatten sich in den Dünentälchen gebildet. Sie wurden gelegentlich entwässert. Dies erfolgte zumeist durch die Anlage eines Ringgrabens zwischen äußerem Rand der Torfverbreitung und dem angrenzenden Mineralboden. Anschließend wurde sporadisch Handtorfstich betrieben. Diese Kleinmoore („Schlatts“) wurden zum Teil aufgeforstet, zum Teil belassen oder als Gewässer (Schaf-/Wollwäsche der Heideschäfereien) genutzt, während die umgebenden Heide und Wehsandgebiete aufgeforstet wurden. Im 20.Jahrhundert erfolgt im Zuge des westniedersächsischen Emslandplanes eine intensive Phase der Hochmoor-Kultivierung für landwirtschaftliche Zwecke. Etwa 400 ha,- oft kleinflächige Teilgebiete-, gingen zwischen 1970 und 1995 an die Staatl. Forstämter der Region zur Aufforstung. Die Flächen im Emsland und Ostfriesland wurden -im Zeichen der Zeit- oft mit großen Pflügen umgebrochen, z.T. gedüngt und mit Laub- und Nadelbaumarten (Stieleiche, Rot-Buche, Balsam- und Schwarzpappel, Japanische Lärche, Kiefer, Bergahorn, Birken) aufgeforstet. Die Ertragskraft liegt beim Holzzuwachs zwischen ca. 6 bis 8 FM/a-1 x ha.

In Harz und Solling beginnen Aufforstungen auch von Hochmoorböden im 18. Jahrhundert (um 1750 nach Dierschke & Knoll [2]). Ähnlich wie im Tiefland erfolgt dies auch erst nach der Moor-Entwässerung mit anschließender Brenntorfgewinnung. Dieser Brenntorf diente im Bergland allerdings im 18.Jahhundert nach dem Niedergang der Wälder zur Verkohlung. Die Torfkohle wurde nachfolgend zur Verhüttung von Eisenerz (2. Phase des Harzer Bergbaus) oder (seltener) der Glas-Verhüttung (z.B. im Solling) verwendet. Auffällig ist die Beziehung zwischen Moor- und Waldnutzung im Harz: Seit dem 8.Jahrhundert erfolgte die Verhüttung der im Bergbau gewonnen Erze durch örtlich hergestellte Holzkohle vornehmlich aus umliegenden Harzer Wäldern. Die Holz-Übernutzung der Wälder, der nachfolgende Holzkohle-Mangel, eine überforderte Gruben-Wassertechnik und Seuchenzüge der Pest brachten den Harzer Bergbau zum Ende des 14.Jahrhunderts zum Erliegen. Durch Waldfreilage und fehlende Interzeptionsverluste stand der Moorentwicklung ein größerer Niederschlagsanteil zur Verfügung. Eine Torfwachstums-Phase setzte ein. Es breiten sich im Oberharz von Hochmoorkernen ausgehend, zwischen ihnen z.T. Deckenmoore aus [1]. Im 16.Jahrhundert führt eine verbesserte Gruben-Wassertechnik zu einer erneuten Bergbau-Blütephase im Harz. Aus Mangel an Holz werden nun auch die Torflagerstätten der umliegenden Moore entwässert und so gut möglich für die anschließende Verkohlung abgetorft. Die abgetorften Moorbereiche wiederum werden anschließend den mittlerweile planvoll erfolgenden Aufforstungen (überwiegend mit Fichte) zugeschlagen, z.T. erfolgt die Wiederbewaldung spontan, durch natürliche Sukzession vor allem von Birke und Fichte. Die ohnehin geringmächtigen Deckenmoor-Bereiche zwischen den Harzer-Hochmooren sind im Laufe der Jahrzehnte zum Großteil unter den Aufforstungen durch Torfzehrung verschwunden.

Wald- und Moor-Naturschutz

Seit 1980 werden zunächst im Bergland, ab 1987 auch im Tiefland Hochmoore (Kleinmoore und Hochmoor-Relikte) auf Flächen der niedersächsischen Landesforsten durch eigenes Fachpersonal und in Kooperation mit Unteren Naturschutzbehörden, LBEG, NLWKN, der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt und Fachbüros renaturiert. Seit 2010 erfolgt dies zunehmend auf Basis einer landschaftsökologischen Analyse und somit auch unter Berücksichtigung des Wassereinzugsgebietes des jeweiligen Moores. 

Rückbau der für degenerierte Waldmoore typischen Binnen-Entwässerungsbereiche erfolgt bei Schwarztorfmangel mit zu verdichtenden Sägespänen.
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Entnahme von moorfremden Nadelbäumen erfolgt bei Frost durch Spezialmaschinen mit Kettenlaufwerk (Eliator®).

Rückbau der für degenerierte Waldmoore typischen Binnen-Entwässerungsbereiche erfolgt bei Schwarztorfmangel mit zu verdichtenden Sägespänen.
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Rückbau der für degenerierte Waldmoore typischen Binnen-Entwässerungsbereiche erfolgt bei Schwarztorfmangel mit zu verdichtenden Sägespänen.

Literatur

[1] Beug, H.-J. (1997). Die Entwicklung des Sonnenberger Moores im Oberharz. Ber.Naturhist.Ges.Hannover, 139 121-132.

[2] Dierschke, H., & Knoll, J. (2002). Der Harz, ein norddeutsches Mittelgebirge,- Natur und Kultur unter botanischem Blickwinkel. TUEXENIA, 22, 279-421.

[3] Hasch, B., Meier, R., Luthardt, V., & Zeitz , J. (2007). Renaturierung von Waldmooren in Brandenburg und erste Ergebnisse zum Aufbau eines Entscheidungsunterstützungssystems für das Management von Waldmooren. TELMA, 37, 165-183.

[4] Kremser, W. (1990). Niedersächsische Forstgeschichte. Rotenburg/Wümme: Selbstverlag Heimatbund Rotenburg/Wümme.

[5] MinLEUL. (2015). Moorschutz in Brandenburg; Broschüre des Min. Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg (pp. 22).

Niedersächsische Landesforsten: Ludwig Stegink-Hindriks (2022)