<i>Die 2019 untersuchte Fläche des Bohlenweges Pr 6 liegt im Torfabbaugebiet, ca. 800 vom „festen“  Boden der Geesthalbinsel Lindloge entfernt. </i>
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Moore als Archive der Vergangenheit

Die niedersächsischen Moore sind nach der letzten Eiszeit an Standorten mit einem Wasserüberschuss entstanden und über die folgenden Jahrhunderte bis Jahrtausende aufgewachsen [9, 20]. Während die Moore langsam in die Höhe wuchsen und zum Teil mächtige Torfkörper bildeten, wurden häufiger Objekte und Gegenstände aus jenen Zeitepochen in ihnen eingeschlossen, die heute Aussagen über die Vergangenheit erlauben. Durch die Konservierung von im Moor eingeschlossenen Pflanzenteile und Pollenkörner, sind die Moore Niedersachsens zusätzlich zu wichtigen Archiven für die Kultur-, Siedlungs- und Umweltgeschichte geworden [3].

Da in wachsenden Mooren ein ständig wassergesättigtes, in Hochmooren zusätzlich ein stark saures Milieu vorherrscht, wird die Aktivität von Mikroorganismen stark eingeschränkt. Somit werden organische Ablagerungen wie Pollenkörner, Blätter, Wurzeln oder auch ganze Bäume, die im Moor standen oder ins Moor gelangten, nicht mikrobiell abgebaut und bleiben über Jahrtausende erhalten. Auch tierische Überreste wie Flügelklappen von Käfern, Schalen von Muscheln oder Teile größerer Tiere (Knochen, Haare etc.) sowie menschliche Artefakte bis hin zu Moorleichen werden in Mooren konserviert [3, 8].

 

 

 

 

Moore sind kulturhistorische und umweltgeschichtliche Archive.

Da in wachsenden Mooren aufgrund der Struktur der Torfmoose ein saures, ständig wassergesättigtes Milieu herrscht, werden biologische und organische Ablagerungen, wie Pollen von Pflanzen, Blütenstäube oder Blätter, Äste oder Überreste von Bäumen, die in dem Moor eingelagert werden, nicht abgebaut und bleiben erhalten. Aber auch tierische Reste von Käfern, Schalen von Muscheln oder Teile größerer Tieren (Knochen, Haare etc.) werden im Mooren konserviert [3, 7].

Moore sind als Archive der Naturgeschichte eine wichtige Informationsquelle, aus der die Veränderung der Vegetation am Standort und im Umkreis abgebildet und so die klimatische Entwicklung rekonstruiert werden kann. Organisches Material kann in der modernen Wissenschaft anhand des molekularen Kohlenstoffs mit der C14-Methode zeitlich datiert werden und Funden somit ein Alter zugewiesen werden kann. Das sedentäre Wachstum der Torfe ermöglicht darüber hinaus einen relativen Zeitbezug, da in der Regel der ältere Torf unten liegt und von jüngerem überwachsen wird.

Archäolog:innen interessieren sich besonders für kulturelle Funde, die von menschlicher Aktivität im Moor zeugen. Dabei wird alles untersucht, was der Mensch im Moor hinterlassen hat: Waffen, Werkzeuge oder Wertgegenstände wie Münzen oder Schmuckstücke. Funde von konservierten Schiffen, Siedlungen oder alten Holzwegen, die einst durch das Moor führten, zeigen Ausschnitte aus der Lebenswelt der Menschen aus der Vor- und Frühgeschichte. Diese Erkenntnisse über das Siedlungsverhalten der Menschen machen Moore zu Archiven der Kulturgeschichte [3].

Literatur

[3] Bauerochse, A., & Metzler, A. (2015): Moore als Archive der Natur- und Kulturgeschichte – das Arbeitsgebiet der Moorarchäologie. TELMA, 5, 93-112.

[8] Draxler, I. (2014): Archivwert der Moore im Dachsteingebiet. In U. Pistotnik, I. Spitzbart & J. T. Weidinger (Hrsg.), Der Dachstein im Klimawandel. Gmunden(Museum Gmunden: Erkudok-Institut).

[9] Firbas, F. (1949): Spät-und nacheiszeitliche Waldgeschichte Mitteleuropas nördlich der Alpen. Jena(G. Fischer).

[20] Overbeck, F. (1975): Botanisch-geologische Moorkunde: Unter besonderer Berücksichtigung der Moore Nordwestdeutschlands als Quellen zur Vegetations-, Klima- und Siedlungsgeschichte. Neumünster(Karl Wachholtz Verlag).

LBEG: Ann Christin Sieber (2021)