Wegweiser zu unterschiedlichen Aktivitäten im Moor (Diepholz)
© Sieber
Moore in Niedersachsen erleben

Niedersachsen ist Moorland. Moore nehmen etwa 14 % der niedersächsischen Landesfläche ein und damit beheimatet Niedersachsen mehr als ein Drittel der deutschen Moorfläche[2]. Niedersachsen ist somit das moorreichste Bundesland Deutschlands. Moore prägen große Teile der niedersächsischen Landschaft. Allerdings entsprechen die meisten der niedersächsischen Moore nicht dem Bild, das viele Menschen von diesem Ökosystem aus Filmen oder Büchern kennen. Wie sehen niedersächsische Moore nun aus? Entdeckungstouren im Umland des eigenen Wohnorts oder Urlaubsorts ermöglichen es, die Moore in Niedersachsen kennen zu lernen und zu erkunden.

Conan Doyles „Der Hund von Baskerville“ oder Droste-Hülshoffs Ballade „Knabe im Moor“ malen ein schauriges Bild von Mooren. Auch die Totensümpfe aus „Herr der Ringe“ scheinen sehr düster, doch wie sieht eigentlich das Bourtanger Moor oder das Tote Moor in Niedersachsen aus?

Informationszentren, Moormuseen, Wanderwege und Moorbahnen

Die ersten Anlaufstellen, um mehr über die Moorlandschaft in eigenen Umgebung kennen zu lernen, sind Moormuseen oder Bildungseinrichtungen, die in Ausstellungen Informationen zur besonderen Geschichte der (Moor-)Region aufbereiten.

In Niedersachsen gibt es viele Moormuseen und Informationszentren, die Wissenswertes zur Natur- und Kulturlandschaft der Moore in Niedersachsen oder bezogen auf eine Moor- bzw. Kultivierungsregion darstellen (z.B. das Emsland Moormuseum oder das Moor- und Fehnmuseum Elisabethfehn). Dauerausstellungen und Sonderausstellungen zeigen Facetten und Funktionen des faszinierenden Ökosystems oder auch heimatkundliche Themen zum Leben und Arbeiten im und am Moor. Neben den moorkundlichen Ausstellungen zur Flora und Fauna werden auch die Veränderung der Landschaft durch den Menschen gezeigt. Häufige und spannende Themen sind hier zum Beispiel die Urbarmachung der Feuchtgebiete, der Torfabbau oder die Landwirtschaften im Moor.

Moor- und Fehnmuseum im Elisabethfehn
© Matras

Moor- und Fehnmuseum in Elisabethfehn

Übersicht von Moormuseen und Moorinformationszentren in Niedersachsen
©LBEG

Moormuseen und Moorinformationszentren in Niedersachsen (Liste nicht vollständig!)

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©MoorInformationsZentrum Ahlenmoor

Moorbahnen

In manchen Mooren bieten Moorbahnen, die ursprünglich für den Transport von Torf beim Torfabbau genutzt wurden, ein besonderes Erlebnis, um die veränderte Moorlandschaft zu entdecken. Eine Fahrt mit diesen Bahnen ermöglicht es, das ehemalige Abbaugebiet kennen zu lernen und auf den Spuren der ehemaligen Torfstecher das Moor zu erkunden.

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Wanderwege und Moorpfade

In vielen Moorgebieten sind offizielle Wanderwege oder Moorpfade angelegt, die nicht nur sichere Passage durch das Moorgebiet geben, sondern oft Wissenswertes zum Moorgebiet auf Informationstafeln, Flyern oder online zur Verfügung stellen. Da die Wanderwege oft naturnahe oder renaturierte Moore erschließen, ermöglichen sie die besondere Flora und Fauna in den Moorgebieten zu entdecken. Ein heimisches Ökosystem und dessen Veränderung durch die Menschen kann hier im eigenen Tempo entdeckt werden.

Im Emsland wurde der Naturpark Bourtanger Moor-Veenland grenzübergreifend auf deutscher und niederländischer Seite eingerichtet und ermöglicht die großen Moorkomplexe der Region touristisch, ob zu Fuß oder mit dem Rad, zu erkunden. Die Deutsche Fehnroute ist beispielsweise ein Radrundkurs der über mehrere Etappen durch die Fehnlandschaft im Nordwesten Niedersachsens führt. Diese Route führt an Kanälen, Mühlen, Naturschutzgebieten und kleinen Museen durch diese besondere Kulturlandschaft.

Moore in der Landschaft

Die Karte zu den kohlenstoffreichen Böden in Niedersachsen gibt Hinweise, wo sich Moore in Niedersachsen befinden. Die meisten Moore sind landwirtschaftlich und forstwirtschaftlich genutzt, weshalb das heutige Aussehen von Mooren stark von der naturnahen Situation mit moortypischen Arten abweicht und beispielsweise das Moorgrünland nicht direkt als Moorfläche erkennbar wird. Trotzdem lohnt es sich die Augen offen zu halten und so Hinweise auf die einstigen Moore in der heutigen Kulturlandschaft zu entdecken.

Moortypische Vegetation - Naturnahe oder optimal renaturierte Flächen

Naturnahe Flächen oder erfolgreiche Renaturierungen entsprechen dem Bild, das viele von uns von Mooren haben. Die besondere, moortypische Vegetation sind Zeiger auf diese Flächen der naturnahen Hoch- und Niedermoore.

Moorwälder

Moorwälder und forstlich genutzte Wälder auf Mooren können oft an charakteristischen Arten erkannt werden. Sehr auffällig ist vor allem der Bestand mit Moorbirken oder Erlen.

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Torfabbauflächen

Der Abbau von Torf ist als destruktive Nutzung von Mooren in der Landschaft sehr gut erkennbar. Der Torfabbau für die Nutzung von Torf als Pflanzsubstrat oder als Brennmaterial hat die niedersächsische Landschaft auffällig verändert. Die Moore mussten im Bereich der Abbaugebiete tiefgründig entwässert und die Vegetation auf den Flächen entfernt werden, damit der Boden im Tagebau abgebaut werden konnte. Viele Torfabbaugenehmigungen laufen in den nächsten Jahren aus und neue Genehmigungen werden nur noch selten vergeben.

In der Umgebung von Torfabbauflächen befinden sich oft ältere Folgelandschaften ehemaliger Torfabbauflächen, die entweder als nackter Torf brachliegen, neu vernässt sind oder landwirtschaftlich als Grünland oder Acker bzw. forstwirtschaftlich nachgenutzt werden.

Torfabbaufläche in Niedersachsen (Juli 2014)
© Lemmer

Torfabbauflächen

Torfabbau im Campemoor
© Schmatzler

Folgelandschaft des Torfabbaus in direkter Umgebung von aktiven Abbauflächen

Zeichen von Entwässerung

Ein enges Netz aus Entwässerungsgräben weist in Luftbildern, Karten oder in der Landschaft auf nasse Landschaften hin, die für unterschiedliche Nutzungsarten entwässert werden. Der Wasserstand wurde in den Flächen verändert, um den Boden zu entwässern und trittfest bzw. befahrbar zu machen. Es entsteht dadurch ein Muster aus langgezogenen schmalen Parzellen, die durch Grüppen und Gräben unterteilt werden. Entlang von Verkehrsadern ziehen sich oft Kanäle, Gebäude stehen dabei umgeben von Entwässerungsgräben, sodass kleine Brücken diese verbinden.

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Entwässerungsgrabensysteme um Augustendorf und Gnarrenburg

243_D_Dümmermoor_23.09 (45).JPGBodenfarbe und Feldfrucht

Die landwirtschaftliche Nutzung von Mooren prägen die niedersächsischen Moorlandschaften. Entwässerte Moore werden vor allem als Dauergrünland genutzt, aber auch Ackerbau findet auf Moorböden statt. Liegt an entwässerten Ackerstandorten zusätzlich zum Entwässerungssystem ein sehr dunkler, fast schwarzer Boden an der Oberfläche, deutet dies auf ein sehr humoses Substrat, meistens Torf, hin. Eine vom Namen her bekannte Feldfrucht vom Ackerbau auf Mooren ist die Moorkartoffel.

Sackungen in Siedlungen und Infrastruktur

In Siedlungen, die auf Mooren gebaut wurden, werden Sackungen im Torf entlang der Bauten oder Wege sichtbar. Das kann sich als Risse, gesacktes Material an den Gebäudesockeln mit neu angebauten Eingangsstufen oder sichtbaren Schrägstellungen, infolge von Teilsackung des Untergrunds, zeigen. Entlang von Infrastrukturverbindungen wie Straßen werden die Sackungen spürbar durch „Huckelpisten“ mit vielen Wölbungen in scheinbar ebenen Landschaften.

Namensgebung

Wie so viele andere Landschaftsmerkmale in anderen Regionen inspirierten auch die Moore in den moorreichen Regionen Niedersachsens Siedelnde bei der Benennung von Siedlungen und Straßen. Typische Hinweise auf die Feuchtgebiets- und Moorvergangenheit in den Ortsbezeichnungen sind die Endung „-fehn“ oder der Wortbestandteil „Vehn“, das von niederländischen Wort „veen“ abgeleitet wird und Moor bedeutet, z.B. in Elisabethfehn. Auch die Namensbestandteile, die direkt auf Moore, Feuchtgebiete oder Bruchwälder schließen lassen wie „Moor“, „-torf“, „Dose“, „Rieth“, oder „Bruch“ bzw. „Brook“ verbinden die bebauten Strukturen mit der sumpfigen Vergangenheit. Die gleichen Begrifflichkeiten lassen sich übrigens auch in Straßennamen entdecken und verweisen oft auf Moore im Untergrund, angrenzend an die Wege oder als Zielort der Verbindung.

Literatur

[1] Tegetmeyer, C., Barthelmes, K.-D., Busse, S., & Barthelmes, A. (2021): Aggregierte Karte der organischen Böden Deutschlands. Greifswald Moor Centrum Schriftenreihe, 01/2021, 10. 

LBEG: Katharina Hauck-Bramsiepe (2021)