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Lebensraumtypen (LRT) der Moore
(Fauna-Flora-Habitatrichtlinie, FFH-RL)

Mit der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie, 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992) haben sich die EU-Mitgliedsstaaten verpflichtet, wild lebende Tier- und Pflanzenarten sowie natürliche und naturnahe Lebensraumtypen von gemeinschaftlichem Interesse (LRT, Anhang I der FFH-Richtlinie) zu schützen und zu fördern. Niedersachsen trägt dabei in Deutschland u.a. eine besondere Verantwortung für den Schutz der Hochmoore.

In der Karte wird die Verteilung der moortypischen Lebensraumtypen (LRT) gemäß Anhang I der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) in den niedersächsischen FFH-Gebieten sowie in ausgewählten Bereichen der Landesweiten Biotopkartierung außerhalb der FFH-Gebiete gezeigt. Unterschieden wird dabei in terrestrische FFH-LRT und FFH-LRT der Stillgewässer.

Dargestellt werden zudem die LRT-Entwicklungsflächen. Dies sind Flächen, die noch keinen LRT-Status aufweisen, aufgrund ihrer Vegetations- und Standorteigenschaften aber bei entsprechendem Management das Potenzial zur Entwicklung eines – in diesem Fall moortypischen - LRT aufweisen.

Der Fokus der hier gewählten LRT-Darstellungen liegt auf flächigen Strukturen mit theoretisch vorhandenem Aufwertungspotenzial für den Klimaschutz im Sinne einer theoretisch möglichen Wiedervernässbarkeit (die tatsächliche Wiedervernässbarkeit bedarf jedoch immer einer Vor-Ort-Überprüfung).

 

Bitte zitieren Sie die Karte wie folgt: Umweltkarten Niedersachsen (2023): Lebensraumtypen (LRT) der Moore (Fauna-Flora-Habitatrichtlinie, FFH-RL) – Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten – und Naturschutz (NLWKN)

Anwendungsbereiche

Natürliche und naturnahe Lebensräume sowie wildlebende Tier- und Pflanzenarten sollen gemäß FFH-Richtlinie, ggf. in Einklang mit einer nachhaltigen Nutzung, wirkungsvoll geschützt und gefördert werden. Für die Sicherung und Entwicklung eines günstigen Erhaltungszustandes der LRT bzw. der FFH-Gebiete sind Stellungnahmen zu Schutzgebieten und fachliche Hinweise zu Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen anzufertigen (Natura 2000 in Niedersachsen | Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz).

Ziel der Karte ist es, eine möglichst lückenlose Verteilung der niedersächsischen Moor-LRT aufzuzeigen. Sie ermöglicht mit der Darstellung der Hochmoor-LRT (aber auch weiterer prioritärer moorspezifischer LRT) einen gezielten Überblick über eine LRT-Gruppe, für die Niedersachsen eine besondere Verantwortung trägt.

Diese Darstellungen können u.a. als Grundlage dienen, für

  • die gebietsbezogene Präzisierung der Erhaltungsziele in den FFH-Gebieten,
  • die zielorientierte Sicherung der Gebiete (Ausweisung/Neuverordnung von Schutzgebieten, Ermittlung von Prioritäten für den Vertragsnaturschutz)
  • die Ermittlung und Festsetzung notwendiger Sicherungs-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen im Rahmen der Erstellung von Managementplänen oder Maßnahmenblättern, soweit diese erforderlich sind,
  • das Monitoring zur Erfüllung der FFH-Berichtspflicht zur Überwachung des FFH-Erhaltungszustands (Erfüllung des gesetzlichen Auftrags gemäß § 6 BNatSchG)
  • als Datengrundlage für die Beurteilung potenzieller Umweltschäden gemäß § 19 BNatSchG und für Verträglichkeitsprüfungen gemäß § 34 BNatSchG.
  • als Datengrundlage für den landesweiten Biotopverbund
  • als Datengrundlage für Gutachten, Planungen und Projekte.
  • für Auswertungen zum landesweiten Bestand der FFH-LRT, die insbesondere für die Berichte gemäß Art. 17 der FFH-Richtlinie erforderlich sind.

Für die Ermittlung der Gesamtverbreitung und der Flächengröße der FFH-LRT in Niedersachsen sind über die Basiserfassung hinaus landesweite Erfassungen auch außerhalb der FFH-Gebiete erforderlich. Der vorliegende Datensatz bietet hierfür ebenfalls eine Grundlage, da er auch selektiv erfasste LRT der aktualisierten Landesweiten Biotopkartierung außerhalb der FFH-Gebiete darstellt (hier jedoch keine flächendeckende Erhebung!).

Nutzungsbedingungen und –hinweise

Die Geometrien der Daten sind nur auf Grundlage der Amtlichen Karte 1 : 5.000 (AK5) aussagekräftig.

Erläuterungen zur Legende und zur Attributtabelle

Die Definitionen der Attributtabellenfeldnamen können der Feldbeschreibung der Metadaten des runtergeladenen shapefiles entnommen werden.

Die in der Karte dargestellten Layer

  • FFH-Lebensraumtypen (terrestrisch, Anhang I) in Mooren
  • Entwicklungsflächen der terrestrischen FFH-Lebensraumtypen (Anhang I) in Mooren
  • Stillgewässer der FFH-Lebensraumtypen (Anhang I) in Mooren
  • Entwicklungsflächen für Stillgewässer der FFH-Lebensraumtypen (Anhang I) in Mooren

basieren auf dem shapefile „Moorbiotope “.  Das shapefile ist identisch zu dem gleichnamigen shapefile der Karte der „Moorbiotope“, da Angaben zu Biotoptypen und LRT im NLWKN in einem Datensatz erfasst werden.

Das Shapefile „Moorbiotope“ beinhaltet alle dem NLWKN mit Veröffentlichungsrechten vorliegenden, standardisiert aufbereiteten, moorrelevanten Biotoptypendaten innerhalb der Karte der kohlenstoffreichen Böden mit Bedeutung für den Klimaschutz (BHK50KSoV), sowie zusätzlicher, eindeutig als Moorbiotop identifizierter Bereiche außerhalb dieses Bereichs. Die in diesem Layer gezeigten Flächen stellen den aktuellsten Stand der dem NLWKN vorliegenden Biotopkartierungen dar. Sie entstammen den Kartierungen für die Basiserfassungen der FFH-Gebiete für Niedersachsen (aktueller Stand) sowie der aktualisierten selektiven Landesweiten Biotopkartierung.

Die Biotoptypen-Kartierung richtet sich nach dem aktuellen Kartierschlüssel für Biotoptypen in Niedersachsen (von Drachenfels 2021) [1]. Erfasst wurden max. sechs Biotoptypen-Hauptcodes (sofern erforderlich jeweils mit Zusatzmerkmalen und bis zu sechs Nebencodes) mit ihrem prozentualen Anteil am Polygon. Es erfolgte eine Zuordnung der Biotoptypen zu den FFH-Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie (sofern erforderlich kann einem FFH-Lebensraumtypen-Hauptcode ein Nebencode zugewiesen sein).

Bei den dargestellten Polygonen handelt es sich zum Teil um Komplexe mehrerer unterschiedlicher LRT. Der in der Legende abgebildete Moor-LRT stellt aus darstellungstechnischen Gründen lediglich den dominanten Moor-LRT innerhalb dieses Komplexes dar. Die Karte bildet einen Layer für die terrestrischen FFH-LRT ab und einen Layer für die FFH-Stillgewässer-LRT, deren Polygone sich z.T. überlagern, wenn ein Polygon sowohl Stillgewässer- als auch Landflächen-LRT enthält. Je nach Fragestellung sollten die Layer daher gesondert voneinander betrachtet werden.

Die genaue LRT-Verteilung je Polygon kann bei Bedarf der Attributtabelle entnommen (bei Download) oder beim Navigieren in der Kartenansicht auf ein einzelnes Polygon. Insbesondere bei der Flächenberechnung ist zu beachten, dass der dominierende Moor-LRT nur einen gewissen Anteil an dem gesamten Polygon ausmacht und die Polygongröße nicht äquivalent zu dem Flächenanteil des in der Legende dargestellten dominierenden Moor-LRT ist. Die prozentualen Anteile der einzelnen im Komplex enthaltenen LRT können ebenfalls der Attributtabelle entnommen werden und bei Download für etwaige Berechnungen der genauen Flächenanteile genutzt werden.

Hintergrund und Kartenerstellung

Eingangsdaten

Die Karte basiert auf folgenden Eingangsdatensätzen:

  • Basiserfassung der FFH-Gebiete (aktuell, genauer Stand s. Metadaten),
  • Aktualisierte selektive Landesweite Biotopkartierung (aktuell, genauer Stand s. Metadaten)
  • Karte der kohlenstoffreichen Böden mit Bedeutung für den Klimaschutz (BHK50KSoV)

Die FFH-LRT werden in den niedersächsischen FFH-Gebieten flächendeckend nach „Kartierschlüssel für Biotoptypen in Niedersachsen“ in Verbindung mit den "Hinweisen zur Definition und Kartierung der Lebensraumtypen von Anh. I der FFH-Richtlinie in Niedersachsen" kartiert (sogenannte „Basiserfassung“; weiteres, s. Hinweise zur Definition und Kartierung der Lebensraumtypen von Anh. I der FFH-Richtlinie in Niedersachsen | Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz).

Außerhalb der FFH-Gebiete wurden einzelne Moor-LRT im Rahmen der aktualisierten selektiven Landesweiten Biotopkartierung (LBK) erfasst. Aufgrund des hohen Arbeitsaufwandes wird die LBK nicht flächendeckend, sondern lediglich selektiv vorgenommen.  Die Biotoptypen werden dabei anhand bestimmter Zielkriterien kartiert, wie z.B. einer gewissen Bedeutung für den Biotopschutz, dem Vorkommen innerhalb eines FFH-Gebietes o.ä.

Insgesamt setzen sich die aufgeführten LRT-Daten sowohl aus eigenen als auch aus externen qualitätsgeprüften Kartierergebnissen zusammen. So fließen in die laufend aktualisierte FFH-Basiserfassung ebenfalls Erhebungen der Unteren Naturschutzbehörden, der Nationalparkverwaltung Harz, der Niedersächsischen Landesforsten und der Bundesagentur für Immobilienaufgaben (BImA) ein, für die der NLWKN Veröffentlichungsrechte besitzt.

Als Auswahlgebiet für Moor-LRT, die nur anhand des Bodentyps als Moor bzw. kohlenstoffreicher Standort identifiziert werden konnten, wurde die Karte der kohlenstoffreichen Böden mit Bedeutung für den Klimaschutz (BHK50KSoV) verwendet.

Methodische Aufbereitung

Die methodische Aufbereitung ist identisch mit der unter der Karte der „Moorbiotope“ beschriebenen.

Die in der Karte abgebildeten Polygone wurden im Rahmen der Biotoptypen- und LRT-Kartierung der FFH-Basiserfassung und der aktualisierten, selektiven Landesweiten Biotopkartierung erfasst. Da die einzelnen Polygone Komplexe aus mehreren Biotoptypen und ggf. aus mehreren LRT darstellen, kann es vorkommen, dass innerhalb eines Polygons sowohl LRT der Stillgewässer als auch terrestrische LRT auftauchen. Da Stillgewässer als Lebensraum und für die Biotopverbundvernetzung noch eine gesonderte Rolle spielen und in der Planung gesondert betrachtet werden (z.B. Stillgewässervernetzung für den Amphibienschutz), wurden sie zusätzlich zu den Landflächen-LRT dargestellt.

Die Auswahl der moorrelevanten LRT erfolgte in einer gestaffelten GIS-Abfrage. Um die LRT für Standorte org. Böden zu ermitteln, wurde zunächst anhand der „Hinweise zur Definition und Kartierung der Lebensraumtypen von Anh. I der FFH-Richtlinie in Niedersachsen“ geprüft, ob dem relevanten LRT in dem Rahmenwerk auch Biotoptypen mineralischer Standorte zugeordnet werden. Sollte es sich nämlich um keinen ausschließlichen Moor-LRT handeln, muss sichergestellt werden, das in der Karte nur die LRT dargestellt werden, die einem organischem Biotoptyp zugeordnet sind. Können dem LRT laut Vollzugshinweisen z.B. auch Biotoptypen zugeordnet werden, die ausschließlich auf mineralischen Standorten vorkommen (z.B. HCF – Definition gemäß Kartierschlüssel: „[…] auf feuchten Sandböden […]“, von Drachenfels 2021), wurde die Auswahl des LRT bei diesem LRT an die auf org. Böden möglichen Biotoptypen gekoppelt [1]. Darüber sollte vermieden werden, dass ein LRT wie der LRT 4010 für eine Sandfläche anstelle für eine Moorfläche abgebildet wird. Hierzu wurde in der Attributtabelle geprüft, ob dem relevanten LRT im Feld FFHHAUPT(1-6) auch im äquivalenten Feld BIOT(1-6) ein theoretisch möglicher organischer Biotoptyp zugeordnet ist. Handelte es sich bei dem LRT um einen eindeutig nur auf Moorstandorte beschränkten Standort, war die zusätzliche Zuordnung zu dem entsprechenden BIOT1-6 nicht mehr erforderlich.

Ein Sonderfall stellt der LRT 9410 dar. Der LRT kann sowohl mineralisch als auch organisch geprägt sein. Laut Vollzugshinweisen ist eine Unterscheidung von Fichten-Moorwäldern des LRT 91D0 und dem LRT 9410 mit seinen auch mineralischen Standorten aufgrund fließender Übergänge bzw. wegen entwässerter Standorte teilweise schwierig, so dass es zu Kartierungsproblemen in der Praxis kommen kann. Im Zweifelsfall sei der Typ dem LRT 9410 zuzuordnen. Aufgrund dieser Verwechslungsgefahr und dem Risiko, dass eigentliche Moorwälder diesem Typ zugeordnet werden, wurde bei 9410 der gesamte LRT ohne Zuordnung zum Biotoptyp vorgenommen, da es auch bei diesen äquivalent zu Kartierfehlern kommen kann. Bei diesem LRT sollte daher eine genaue Vor-Ort-Überprüfung vorgenommen werden, ob es sich hier einerseits überhaupt um einen kohlenstoffreichen Standort handelt und andererseits um den LRT 9410 oder den prioritären LRT 91D0.

Literatur

[1] Drachenfels, O. v. (2021). Kartierschlüssel für Biotoptypen in Niedersachsen. unter besonderer Berücksichtigung der gesetzlich geschützten Biotope sowie der Lebensraumtypen von Anhang I der FFH-Richtlinie (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), Hrsg.) (Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen). Hannover.

NLWKN: Wiebke Saathoff, Nicole Janinhoff-Verdaat & Lennard Heidberg (2023)