Sonnenaufgang über dem Stapeler Moor
© mauritius images / Hans-Jürgen Zietz
Was sind Moore?

Mit dem Begriff „Moor“ werden Landschaften, in denen Torf oberflächlich ansteht (Moorböden) oder in denen unter dem Einfluss moortypischer Pflanzen Torf gebildet wird (Moorlebensräume) zusammengefasst [3].

Ein Stück Torf wird von einer Hand in die Kamera gehalten. Sichtbar sind rotbräunliche Fasern inmitten einer dunkelbraunen, festen Substanz (Torf).
Moorböden

Moorböden sind Böden, die mindestens 30 cm Torf oder organischen Boden (auch kohlenstoffreichen Böden genannt) aufweisen [1].  Torf enthält mindestens 30 % organische Substanz und besteht aus Überresten von am Standort aufgewachsenen Moorpflanzen, die wegen Wassersättigung und den dadurch entstehenden anaeroben Bedingungen nicht völlig zersetzt worden sind [8]. Deswegen gibt es in einem wachsenden Moor jedes Jahr circa 0,5- 1,5 mm Zuwachs an Torf [1], der über mehrere tausende Jahre einige Meter mächtig werden kann [6]

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© Zietz
Moorlebensräume

Moorlebensräume sind Lebensräume, die durch moortypische Arten und Lebensgemeinschaften gekennzeichnet sind [3]. Die meisten Moorböden sind, häufig schon seit langer Zeit, keine Moorlebensräume mehr, da sie durch Entwässerung und Nutzung stark verändert wurden. Es gibt aber auch Moorlebensräume ohne Moorboden, z.B. auf Standorten, wo die Torfbildung erst spät begonnen hat oder sehr langsam erfolgt ist, so dass sich noch kein Moorboden im Sinne der o.a. Definition gebildet hat.

Moore werden in zwei Hauptkategorien untergliedert: Niedermoore und Hochmoore.

Niedermoore werden von Grund- oder Oberflächenwasser gespeist, sind deswegen nährstoffreicher und haben einen höheren pH-Wert als Hochmoore. Niedermoore werden auch „Grundwassermoore“ oder „minerotrophe Moore“ genannt. Weil sie nicht über den Grundwasserspiegel hinauswachsen können, entsteht keine ausgeprägte Aufwölbung, was zu dem Namen „Niedermoor“ geführt hat.  Weil diese Moore vom Grundwasser gespeist werden, können sie auch in niederschlagsarmen Gegenden vorkommen[1].

Niedermoortorfe (Hn) bilden sich unter dem Einfluss des Grundwassers und können in der Chemie je nach Grundwasserqualität und -quantität variieren. Dementsprechend kann die Vegetation in Niedermooren auch sehr unterschiedlich sein. Natürliche Niedermoore mit einer dickeren Torfschicht und relativ wenig Grundwasserzufluss weisen eine Pflanzengesellschaft auf, die sehr der von Hochmooren ähnelt (z.B. Torfmoose, Wollgras und Seggen). Dagegen zeigt ein Niedermoor, das von nährstoffreichem und kalkhaltigen Grundwasser gespeist wird, eine hohe Vielfalt an Blütenpflanzen (z.B. Enzian und Orchideen) [1].

Tabelle 1: Die hydrologischen, chemischen und pflanzlichen Eigenschaften der Hauptmoortypen.

Moortyp

Wasserregime

Chemie

Trophie

Typische Vegetation

 

 

pH

C/N

 

 

Hochmoor

ombrogen[1]

2,3-4,8[7]

>33[8]

oligotroph[1,7]

Zwergstrauch-Wollgras-Torfmoosrasen[8]

Übergangs-Niedermoor

topogen[1]

2,3-8,0[7]

33-20[8]

mesotroph[1,7]

 

 

Torfmoos-Seggenried; Braunmoos-Seggenried[8]

Niedermoor

topogen[1]

3,5-8,0[7]

20-10[8]

eutroph[1,7]

Röhrichte; Großseggenriede; Erlenbrüche[8]

 

Hochmoore erhalten Wasser und Nährstoffe allein vom Regen und werden auch Regenmoore oder ombrotrophe Moore genannt. Hochmoore haben einen eigenen Wasserhaushalt und können deswegen nur in einem Gebiet mit einer positiven Wasserbilanz über den Grundwasserspiegel hinauswachsen [1]. Der Name „Hochmoor“ kommt von ihrer Fähigkeit, uhrglasförmig mehrere Meter über dem Untergrund zu wachsen [5].

Hochmoortorfe (Hh) haben einen sehr niedrigen pH-Wert und sind nährstoffarm, was dementsprechend die Vegetation beeinflusst (Tabelle 1). Hochmoore sind dominiert von Torfmoosen (Sphagnum sp.), Wollgras (Eriophorum sp.) und Heidekrautgewächse (Ericaceae) [1]. Diese Arten sind auf die nährstoffarmen, sauren und sauerstoffarmen Bedingungen im Hochmoor spezialisiert. 

 

Fig. 1. Schematische Darstellung eines intakten Hochmoores. Die Schichten c-e sind Niedermoortorfe und die Schichten a und b sind Hochmoortorfe. Diese Darstellung entspricht einer typischen Sukzession der Moore in Nordost Deutschland [4]

Niedersachsen ist Moorland! Es ist das „moorreichste“ Bundesland Deutschlands mit einer Moorfläche von 395.000 ha, was ein Flächenanteil von über 8% bedeutet [3]. Circa 73 % der Hochmoore Deutschlands befinden sich in Niedersachsen, weshalb dem Bundesland eine besondere Verantwortung obliegt [2].  

Literatur

[1] Göttlich, K. (1990). Moor- und Torfkunde. 3., neubearbeitete Aufl. Stuttgart: E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung.

[2] Grosse-Brauckmann, G. (1997). Moore und Moor-Naturschutzgebiete in Deutschland- eine Bestandsaufnahme. TELMA, 27, 183-215.

[3] Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, E., Bauen und Klimaschutz,. (2016). Programm Niedersächsische Moorlandschaften (pp. 71). Hannover: Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz.

[4] Overbeck, F. (1950). Das Känozoikum in Niedersachsen Teil: Abt. 4., Moore. Bremen-Horn: Dorn.

[5] Overbeck, F. (1975). Botanisch-geologische Moorkunde. Neumünster: Karl Wachholtz Verlag.

[6] Schneekloth, H., & Mitarbeiter. (1970f). Die Moore in Niedersachsen; Veröffentlichungen des niedersächsischen Instituts für Landeskunde und Landesentwicklung an der Universität Göttingen (Vol. Reihe A). Göttingen.

[7] Succow, M. (1988). Landschaftsökologische Moorkunde, 1. Aufl. Jena: VEB Gustav Fischer Verlag.

[8] Succow, M., & Joosten, H. (2001). Landschaftsökologische Moorkunde. Stuttgart: E. Schweizerbart Verlagsbuchhandlung.

LBEG: Martha Graf (2019)