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Karte der Moorwege und anderer historischer Holzwege in Niedersachsen vor dem Hintergrund der Moorverbreitung in Niedersachsen um 1970

(Kartenquelle: Moorgebiete in Niedersachsen 1: 200 000 nach Schneekloth (LBEG), archäologische Daten ADABweb)

Geschichte der Erforschung und Kartierung der Moorwege

Die Entdeckung archäologischer Funde in Mooren ist eng mit der Nutzung der Moore durch den Menschen und hier vor allem mit dem Torfabbau verknüpft. Neben Moorleichen weckten besonders prähistorische hölzerne Moorwege früh das Interesse. In Niedersachsen blickt ihre Erforschung, Dokumentation und anfangs rudimentäre, später detaillierter werdende Kartierung auf eine rund 200 Jahre lange Tradition zurück. Die erste Veröffentlichung  über die Auffindung vorgeschichtlicher Moorwege in Niedersachsen haben wir dem Lohner Vogt und Gemeinheitskommissar C. H. Nieberding zu verdanken, der seine Beobachtungen zu den beim Torfabbau zutage tretenden Moorwegen im Jahre 1817 festhielt: „In der Gegend von Lohne sind mehrere quer durch dieses Moor nach Mehrholz hineinlaufende Blockwege entdeckt worden, welche die Aufmerksamkeit der Geschichtsforscher wohl verdienen, da sie sehr alten Ursprungs zu seyn scheinen, …“ [5]. Genauere Lageangaben waren bei dieser und ähnlichen Erwähnungen allerdings nicht enthalten. Unter den Forschern des späten 19. Jahrhunderts und frühen 20. Jahrhunderts sind Friedrich Kurt Alten und Hugo Prejawa bis heute von großer Bedeutung, da beide Untersuchungen und Kartierungen vornahmen, die wegweisende Grundlagen für unseren heutigen Kenntnisstand schufen. Von Alten, der als Oldenburger Museumsdirektor im dortigen Großherzogtum tätig war, verdanken wir eine erste großräumige Kartierung niedersächsischer Moorwege. Ein 1879 erschienener Bericht mit beigelegter Kartierung fasste den damaligen Wissenstand für das Herzogtum Oldenburg zusammen, der 1888 für das gesamte Weser-Ems-Gebiet erweitert wurde. Text und Kartierung widmeten sich explizit den aus gespaltenen Bohlen konstruierten „Bohlenwegen“, für die er einen römischen Ursprung vermutete, einfacher gebaute Wege ließ er außen vor [7]. Auf einer im Maßstab 1:300 000 angefertigten Übersichtskarte kartierte er 16 solcher Wege. Hugo Prejawa, der für die preußische Regierung zwischen 1892 und 1897 als Kreisbauinspektor in Diepholz als tätig war, erfasste, vermaß und beschrieb die Wege des Großen Moores bei Diepholz. Erstmals wurden hier alle bekannten Wege eines Moores vollständig und systematisch erfasst und kleinmaßstäbig so kartiert, dass sie auch Jahrzehnte später erneut lokalisiert werden konnten [6].

Ein weiterer Quantensprung in der Ausgrabungs- und Dokumentationstechnik und Kartierung von Moorwegen folgte mit den Untersuchungen Hajo Hayens, später unterstützt durch Reinhard Schneider, beide damals Staatliches Museum für Naturkunde und Vorgeschichte Oldenburg. Hayen grub seit der Mitte der 1950er Jahre bis 1987 jeweils große Teilstrecken der Moorwege im Vorfeld ihrer Zerstörung durch den mittlerweile industriell betriebenen Torfabbau aus, dokumentierte den jeweils freigelegten Wegabschnitt zeichnerisch und hielt seinen Verlauf auf Auszügen topographischer Karten fest. Wie seit Beginn der Moorwegforschung suchte Hayen den weiteren Verlauf ungestörter, noch im Torfkörper liegender Streckenabschnitte mit Peilstangen zu erfassen und jeweils für einzelne Moorgebiete zu kartieren [2]. Nach seinem Tod wurden seine Untersuchungen von R. Schneider und Mamoun Fansa und Frank Both publiziert und fortgesetzt [1].

Mit der Einführung des Schwerpunktprogrammes Moorarchäologie beim damaligen Institut für Denkmalpflege unter Alf Metzler wurde seit 1988 ein Hauptaugenmerk auf die systematische Erfassung der Wege und den Aufbau eines Moorwegkatasters gelegt. Die vor allem im Museum Oldenburg aber auch an anderen Institutionen gesammelten Daten und Dokumente wurden als Kopien in einem Archiv zusammengetragen und ausgewertet. Auf diese Weise wurden bis 2013 rund 350 hölzerne Moorwege in einem analogen geführten „Moorwegkataster“ erfasst, jedoch keine Kartierungen zu ihrem Verlauf angelegt [3].

Bitte zitieren Sie die Karte wie folgt: NIBIS® Kartenserver (2022): Moorwege und andere historische Holzwege in Niedersachsen vor dem Hintergrund der Moorverbreitung in Niedersachsen um 1970; Kartenquelle: Moorgebiete: Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG); archäologische Daten Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege (NLD).

Legende

Sofern der Verlauf eines Moorweges bekannt ist, konnte die genaue Ausrichtung und Länge mit einem entsprechend ausgerichteten Strich kartiert werden. Häufig konnten die Wege jedoch nur punktuell oder über kürzere Strecken entdeckt und erfasst werden, dann ist ihr Verlauf lediglich mit einem Symbol wiedergegeben. Durchgestrichene Symbole markieren mit Sicherheit zerstörte Wege, die sich als Folge des Torfabbaus vor allem im Regierungsbezirk Oldenburg konzentrieren. Doch auch von den nicht als zerstört markierten Wegen dürfte nur noch ein Teil existieren, da die nicht abgebauten Torfkörper heute zum überwiegenden Teil entwässert und landwirtschaftlich genutzt werden und dadurch Sackung, Schrumpfung, Erosion und Torfschwund und in deren Folge kontinuierliche Höhenverluste verursacht werden. Dass ein Teil der durch Moore und Feuchtgebiete führenden Wege außerhalb von Moorgebieten zu liegen scheint, liegt im oft großflächigen Abbau der Moore begründet. Am augenfälligsten ist dies am Beispiel des Bourtanger Moores, das in der Nachkriegszeit weitgehend zerstört wurde und zur Zeit der Moorerfassung von H. Schneekloth bereits nicht mehr existierte.

Hintergrund und aktuelle Kartierung

Zwischen 2015 und 2021 wurden alle verfügbaren Daten systematisch in die digitale Fundstellendatenbank ADABweb des Niedersächsischen Landesamts für Denkmalpflege eingepflegt [4]. Als Ergebnis sind neben den nun möglichen Kartierungen in unterschiedlichen Maßstäben auch ein deutlicher Fundstellenzuwachs zu verzeichnen: Aktuell sind in Niedersachsen über 550 vorwiegend aus Holz gebaute Wege verzeichnet, die meist über Moore, zum Teil aber auch über Gewässerniederungen führten oder bei Stadtgrabungen entdeckt wurden. Die jeweilige Genauigkeit der Kartierung einzelner Wege und Wegabschnitte hängt von der jeweiligen Datenlage ab. Die meisten Angaben stammen aus einer Zeit, in der keine modernen Vermessungsgeräte wie GPS existierten und wurden in meist schwer zugänglichen, abseitig gelegenen Terrain erhoben. Entsprechend müssen Ungenauigkeiten mit einkalkuliert werden. Die Kartierung vor dem hier gewählten Hintergrund der zwischen 1970 und 1983 erfassten Moorverbreitung von Heinrich Schneekloth gibt natürlich nur eine Momentaufnahme in der Geschichte der Moorausdehnung Niedersachsens wieder. Idealerweise müssten die Moorwege der Jungsteinzeit vor dem Hintergrund der jungsteinzeitlichen Moorausdehnung, die Moorwege der Bronzezeit vor dem Hintergrund der bronzezeitlichen Moorwege und entsprechendes für die nachfolgenden Epochen kartiert werden. Unsere Kenntnis zum jeweiligen Entwicklungsstand der Moore ist hierfür jedoch viel zu gering.

Literatur

 

[1] Both, F., & Fansa, M. (2011). Geschichte der Moorwegforschung zwischen Weser und Ems. In M. Fansa & F. Both (Eds.), „O, schaurig ist’s, übers Moor zu gehen“. 220 Jahre Moorarchäologie (Vol. 79, pp. 43–188). Darmstadt.

[2] Hayen, H. (1989). Bau und Funktion der hölzernen Moorwege: Einige Fakten und Folgerungen. Göttingen.

[3] Hein, W., & Metzler, A. (1993). Zum Niedersächsischen Moorwegkataster. Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen, 2, 66–68.

[4] Heumüller, M. (2018). Moorwege in Niedersachsen. Erfassung, Erforschung und Erhaltung – eine arbeitsintensive Daueraufgabe der Denkmalpflege. Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen, 38(3), 113–115.

[5] Nieberding, C. H. (1817). Neu entdeckte alte Heerwege durch das Moor bei Lohne. Oldenburgische Blätter, 1, 445–446.

[6] Prejawa, H. (1896). Die Ergebnisse der Bohlwegsuntersuchungen in dem Grenzmoor zwischen Oldenburg und Preußen und in Wellinghausen im Kreise Sulingen. Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück, 21, 98–178.

[7] von Alten, F. K. (1888). Die Bohlenwege im Flußgebiet der Ems und Weser. Bericht über die Thätigkeit des Oldenburger Landesvereins für Altertumskunde, 3-47. 

NLD: Marion Heumüller (12/2022)