821. Wingstmoor

Allgemeine Beschreibung:

Ein stark gegliedertes, weit auseinandergezogenes Moorgebiet, das im Norden die überwiegend forstlich und als Feriengebiet genutzte Geestinsel "Wingst", im Süden die Stinstedter Geestinsel umrandet; zwischen beiden Geestinseln liegt der 1,36 qkm große Balksee. Grenze gegen Moor Nr. 588 (südwestliche Flanke): Stinstedter Seeabfluß - Weg 400 m östlich parallel zur Siedlung Neubachenbruch - Hauptstraßenkreuzung Moorausmoor.

TK25:

Bl. Ilienworth (2219), Cadenberge (2220), Bederkesa (2319), Lamstedt (2320).

Größe:

51,8 qkm, davon 12,5 qkm Hochmoor, 39,3 qkm Niedermoor.

Teilnamen:

Wildes Moor (Hochmoorgebiet westlich der Stinstedter Geestinsel), Basmoor (Hochmoorgebiet östlich der Stinstedter Geestinsel), Seemoor (Bereich um den Balksee), Varreler Moor (östlich an Seemoor anschließend), Westersoder Moor (an der Südostflanke der Wingst).

Kartierung:

LANG 1960 (BGKM 25 Bl. Bederkesa), SCHNEEKLOTH 1961 (BGKM Bl. Ilienworth), LADE 1976, TÜXEN, SCHNEEKLOTH 1977 (Übersichtsaufnahme).

Erschließung und Nutzung:

a) Moorgebiet um die Wingst und um den Ba1ksee: Entwässerung im Moorgebiet südlich der Wingst über Remperbach und Bröckelbeck, Ahrensbach, Stinstedter Abfluß und Aue in den Balksee und weiter über den gut ausgebauten Neuhaus-Bülkauer Kanal am Westrand der Wingst (z. T. über Pumpwerke). Entwässerung des Moores östlich der Wingst über verschiedene "Fleths" zur Oste. Vorfluter und Binnenentwässerung meist mäßig ausgebaut, nur im Seemoor vielfach ungenügend. Balksee und Umgebung jedoch auf 4,7 qkm Naturschutzgebiet und landschaftlich überaus reizvoll. Erschließung des Moores westlich und östlich der Wingst durch mehrere geestrandparallele Straßen, an denen zahlreiche landwirtschaftliche Kleinbetriebe liegen, sowie durch mäßig ausgebautes Netz von Verbindungsstraßen und Feldwegen. Landwirtschaftliche Betriebe wirtschaftlich nicht sehr stark, eine Reihe ehemaliger Höfe sind heute Wochenendhäuser.
Im Moor südlich der Wingst nur wenige Fahrstraßen, sonstiges Feldwegenetz schlecht ausgebaut. Eine E-Fernleitung kreuzt das Moor. Um den Balksee ca. 1,4 qkm meist stark vernäßtes Ödland in 3 großen und zahlreichen kleinen Teilstücken. Sonst im Beschreibungsgebiet a) überall landwirtschaftlich genutzt.
b) Moorgebiet um die Stinstedter Geestinsel: Weit überwiegend landwirtschaftlich genutzt, im Wilden Moor und im Basmoor auf ca. 1,6 qkm Ödland in zahlreichen Teilstücken, meist mit starkem bäuerlichem Torfstich. Auch im kultivierten Bereich des Wilden Moores noch kilometerlange Stichkanten früheren Torfstiches. Neben einigen das Moor kreuzenden Ortsverbindungsstraßen Feldwegenetz meist schlecht ausgebaut. Vorflut im Westen über Stinstedter Randkanal, im Osten zum Balksee (z. T. Pumpwerke); Binnenentwässerung im allgemeinen mäßig, vielfach aber auch schlecht ausgebaut, insbesondere im Basmoor. Das nordwestliche Randgebiet wird vom Hadeler Kanal durchquert. Basmoor landschaftlich reizvoll.

Bewuchs:

a) Landwirtschaftliche Nutzflächen weit überwiegend Grünland, meist mit Erlenreihen an den Parzellengrenzen, nur an der Südwestflanke der Wingst 10 - 20 % Acker. Ödlandgebiete um Balksee meist Salix-Erlenbruchwald mit stellenweise etwas Birke und Faulbaum, verbreitet über Schilf und dichtem Myrica-Gebüsch. Das Ödland am Ostrand des Balksees geht nach Osten über in Birkenbruchwald über Molinia, etwas Ericaceen und Eriophorum vaginatum (kleines Hochmoorgebiet), stellenweise in flachen Torfstichen Myrica und Typha. Daneben einzelne baumfreie Parzellen mit Molinia und Myrica. Siehe auch Lit. WEBER (1978).
b) Landwirtschaftliche Nutzflächen weit überwiegend Grünland, nur im Hochmoorgebiet westlich der Stinstedter Geestinsel 5 % Acker. Ödlandflächen im Wilden Moor und nördlich der Geestinsel meist Molinia mit einzelnen Birken (z. T. lichte Bestände) und Myrica. Ödland im Basmoor meist Birkenbruchwald mit einzelnen Kiefern über Molinia, Ericaceen, Myrica; einzelne Parzellen auch dichtes Myrica-Gebüsch, vielfach übergangsmoorartig.

Mooruntergrund:

a) Der pleistozäne Sanduntergrund fällt von der Wingst nach Westen, Norden und Osten stark ab. Insbesondere zur Oste hin liegt er schon in 1 km Entfernung von der Geestgrenze bei 10-15 m unter Geländeoberfläche. Darüber folgt meist mächtiger Klei, stellenweise mit eingeschalteten Torflagen. Die Kleiverbreitungsgrenze verläuft durchschnittlich 500 m parallel zum Westrand der Wingst, schließt den Balksee ein und verläuft dann weiter dicht am Nordrand der Stinstedter Geestinsel. Auch auf der Ostseite der Wingst tritt Klei unter dem Torf bereits in wenigen hundert Metern vom Geestrand entfernt auf. Sanduntergrund (meist Fein- bis Mittelsand) unter Torf tritt im Beschreibungsgebiet also nur in einem schmalen Streifen am West- und Ostrand der Wingst und im Moorgebiet östlich des Balksees auf. Ansonsten liegt unter dem Torf Klei (Ton bis Schluff), der mit größerer Entfernung vom Geestrand zunehmend mächtiger wird.
b) Die vorgenannte Kleiverbreitungsgrenze im Untergrund verläuft am Nordrand der Stinstedter Geestinsel nach Westen, um etwa 3 km nordwestlich der Ortsmitte Stinstedt nach Süden umzubiegen. In Nähe des kleinen Stinstedter Sees schwenkt sie dann wieder auf westliche Richtung. Große (geestrandnahe) Teile des Wilden Moores wie auch alle Moorbildungen östlich und südlich der Stinstedter Geestinsel haben mithin Sanduntergrund, der im Basmoor stellenweise podsoliert ist. Im Gebiet nördlich der Stinstedter Geestinsel sowie im größten (geestrandferneren) Teil westlich der Insel liegt der Torf auf Klei (hier meist schluffiger Ton) sehr unterschiedlicher Mächtigkeit.

Mächtigkeit:

a) Westlich der Wingst nimmt die Torfmächtigkeit vom Geestrand weg zunächst bis auf 2 - 3 m zu, um dann noch weiter westlich zur Marsch-Moor­Grenze hin wieder abzunehmen. Das Moorgebiet östlich und südlich der Wingst bis zum Balksee hat im allgemeinen weniger als 2 m, nur an wenigen Stellen bis zu 2,5 m, in dem Moorausläufer bei Hemmoor ausnahmsweise verbreitet auch 2,5 - 3,5 m. Die Torfmächtigkeit am Südufer des Balksees liegt zwischen 4 und 4,5 m, am Nordufer zwischen 2,5 und 3,5 m. Im allgemeinen nehmen die Torfmächtigkeiten 0,5 - 1 km vom Balksee weg nach allen Seiten auf weniger als 2 m ab, der See liegt mithin in einem besonderen Bereich hoher Torfmächtigkeit.
b) Den nördlichen zwei Dritteln der Westseite der Stinstedter Geestinsel ist zunächst eine Zone vorgelagert, in der die Mächtigkeit schon in Geestrandnähe auf 4 - 5 m ansteigt. Diese Zone deckt sich etwa mit der Verbreitung der oberflächlich anstehenden Weißtorfe. Westlich davon und südlich anschließend fallen die Mächtigkeiten stark auf meist weniger als 2 m ab (Stichkantenfront!). Nördlich der Stinstedter Geestinsel beträgt die Gesamttorfmächtigkeit ziemlich gleichmäßig um 2 m, südlich der Insel meist 1 - 2 m. Auch östlich der Stinstedter Geestinsel gehen die Torfmächtigkeiten nirgends über 2 m, in den kultivierten (meist abgetorften) Gebieten liegen sie im allgemeinen unter 1 m.

Schichtaufbau:

a) Niedermoorgebiete fast ausschließlich mit Schilf- und Seggentorf, mittel bis stark zersetzt. Erlenholzresteäußerst selten. Im kleinen Hochmoorgebiet nördlich des Balksees darüber 4 - 6 dm stark zersetzter Sphagnum-Torf (Schwarztorf). Im kleinen Hochmoorgebiet östlich des Balksees (Varreler Moor) liegen 8 - 10 dm Schwarztorf über 1 - 1,5 m Birkenbruchwaldtorf. Das Moor westlich und östlich der Wingst hat in den geestfernen Randbereichen verbreitet eine bis zu 3 dm mächtige Kleidecke (bei mehr als 3 dm Kleiüberdeckung = hier Grenze Moor gegen Marsch). Der Torf setzt sich unter mehr als 3 dm Kleibedeckung nach Osten und Westen noch weiter fort (hier definitionsgemäß nicht mehr als Moor dargestellt).
b) Im Hochmoorgebiet westlich und nördlich der Stinstedter Geestinsel zuunterst überall mäßig bis stark zersetzter Seggen- und Schilftorf; Niedermoormächtigkeit vom Geestrand weg zunächst stark zunehmend auf bis über 3 m im kleifreien Bereich; mit zunehmender Entfernung von der Geest wird der Niedermoortorf durch Kleilagen ersetzt; Niedermoormächtigkeit am äußeren Rand des Hochmoorgebietes nur noch einige dm. Darüber stark zersetzter Sphagnum-Torf (Schwarztorf), der vom Geestrand weg zunächst stark zunimmt auf meist 1,5 - 2 m, um dann zur äußeren Hochmoorgrenze hin auf 0,5 - 1 m abzufallen. Darüber auf 4 qkm an die nördlichen zwei Drittel der westlichen Geestflanke angelehnt (Wildes Moor) schwach zersetzter Sphagnum-Torf (Weißtorf), weit überwiegend Cymbifolia. Weißtorfmächtigkeit 1 - 1,5 m. Weißtorfvorräte ca. 4 Millionen cbm Frischtorf.
Im Hochmoorgebiet östlich der Stinstedter Geestinsel zuunterst Niedermoortorf nur in den geestferneren Bereichen (zum östlichen Rand zunehmend bis 1,2 m); geestrandnähere Gebiete wurzelechtes Hochmoor. Darüber bzw. über Sanduntergrund 1 - 1,5 m (nur stellenweise bis 2 m) Schwarztorf, der verbreitet auch übergangsmoorartige Pflanzenreste enthält. Nur kleinflächig darüber einige dm Weißtorf.
Niedermoorgebiete mit mäßig bis stark zersetztem Seggen- und Schilftorf, seltener (meist in Geestrandnähe) Erlenbruchwaldtorf.

In diesem Gebiet finden folgende Projekte statt:

Management von Hochmoorflächen