826. Ahlen-Falkenberger Moor

Allgemeine Beschreibung:

Abgrenzung des Beschreibungsgebietes gegen Nr. 840 Hymenmoor = Straße Neuenwalde- Bederkesa; gegen Nr. 827 Wannaer Moor = Straße Krempel- Wanna; gegen Nr. 588 Bederkesaer Moor = siehe dort.

TK25:

Bl. Wanna (2218), Ilienworth (2219), Neuenwalde (2318), Bederkesa (2319).

Größe:

70,6 qkm, davon 39,6 qkm Hochmoor, 31,0 qkm Niedermoor (alle Zahlenangaben ohne die insgesamt 2,8 qkm mineralischen Inseln, ohne den 1,9 qkm großen Dahlemer-Halemer-See und den 1,4 qkm großen Flögelner See).

Teilnamen:

Nardackers Moor und Seekenmoor (westliches Randgebiet), Steertmoor (mittleres, südliches Randgebiet), Falkenberger Moor (mittleres Drittel, nördliche Hälfte), Ahlenmoor (mittleres Drittel, südliche Hälfte), Westerseiter Hochmoor (östliches Randgebiet).

Kartierung:

LANG 1960 (BGKM 25 Bl. Bederkesa), SCHNEEKLOTH 1961 (BGKM 25 Bl. Wanna, Bl. Ilienworth) 1967 (GK 25 Bl. Neuenwalde), TÜXEN 1978 (Übersichtsbegehung).

Erschließung und Nutzung:

Das südliche, westliche und z. T. das nördliche Randgebiet des Moores schon in vor- und frühgeschichtlicher Zeit in den Einfluß menschlicher Besiedlung einbezogen (Lit.: AUST 1973). Erste urkundliche Erwähnungen heutiger Ortschaften am Moorrand um 1200 nach Chr. (Lit.: RÜTHER & HOLTHUSEN 1952). Seit der gleichen Zeit Beginn der Kolonisation der Hadler Marschen im Osten des Beschreibungsgebietes. 1367 werden die Ortschaften Dalem und Halem, deren Namen noch in der Bezeichnung des Sees im Moor erhalten sind, letztmalig urkundlich erwähnt, bevor sie aufgegeben werden (Lit.: SCHÜNKE 1938). Wirtschaftliche Notlagen bis in die jüngste Zeit, so dass z.B. zwischen 1850 und 1914 nahezu 1/4 der Bewohner Flögelns nach den USA auswanderten. Erste Kultivierungsarbeiten 1916 - 1921 durch Staatliche Mooradministration Ahlen-Falkenberg durch Kriegsgefangene im fiskalischen Teil des Moores. Seit 1922 mit Strafgefangenen fortgesetzt. Erste 20 Vollbauernstellen 1939 - 1940 vergeben, weitere 16 Vollbauernstellen und 11 Nebenerwerbssiedlungen 1945 - 1955. Seit 1964 weitere 8 moderne Vollbauernstellen. Staatliche Mooradministration 1969 aufgelöst (Lit.: BLOMEYER 1966).
Bäuerlicher Torfstich nur in relativ geringem Umfang, insbesondere westlich und südlich des Dahlemer Sees und nordöstlich des Flögelner Sees. Nordwestlich des Dahlemer Sees auf 2,1 qkm industrieller Weißtorfabbau durch Firma HOLTHAUS, im nordöstlichen Viertel des Moores seit 1957 durch Torfwerk Süderleda/EICHLER auf ca. 1,4 qkm und durch Torfwerk Steinau /K. MEINERS auf ca. 2,3 qkm. Aufgelassener industrieller Weißtorfstich auch zwischen Flögelner See und Naturschutzgebiet "Fünfseen".
Große naturnahe Hochmoorflächen im westlichen Viertel des Moores standen bis in jüngste Zeit im Blickpunkt des Naturschutzes, ohne dass alle Pläne realisiert werden konnten. Heute nur kleine Reste geschützt, so der östliche Uferstreifen des Dahlemer Sees und ein kleines Gebiet um die Moorkolke "Fünfseen" im östlichen Randgebiet des Hochmoores. Weitere Schutzvorhaben sind geplant. Die Ufer der im Moor gelegenen Seen dienen z. T. der Erholung (Wochenendgrundstücke am Halemer See, Camping am Nordufer des Flögelner Sees).
Weit überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Neben den insgesamt 5,8 qkm Torfwerksflächen noch 5,9 qkm Ödland in zahlreichen Parzellen, insbesondere um den Dahlemer See und nordöstlich vom Flögelner See. In der Neuenwalder Gemarkung Flurbereinigung, Vorfluter ausgebaut. Mittlere zwei Viertel des Moores (ehemals staatliche Flächen) leistungsstarke landwirtschaftliche Nutzfläche mit modern ausgerüsteten Betrieben. Dementsprechend ein gut ausgebautes Grundstraßennetz und hinreichend ausgebautes Feldwegenetz. Entwässerung im allgemeinen mäßig ausgebaut, im staatlich besiedelten Bereich gut.

Bewuchs:

Landwirtschaftliche Nutzflächen weit überwiegend Grünland. Im Niedermoor am Nord- und Ostrand des Beschreibungsgebietes 10 - 20 % Acker, sonst nur vereinzelt kleinflächig Ackernutzung. Im Falkenberger Moor Windschutzpflanzungen mit Fichte und Erle. Ödlandflächen vorwiegend mit mehr oder weniger dichtem Birkenbestand über Molinia, Myrica und meist auch Ericaceen. Baumfreie Ericaceenheide nur auf wenigen Restflächen, z.B. am Nordrand des Torfwerkes MEINERS und um Naturschutzgebiet Fünfseen. Im engeren Umkreis um die Hochmoorkolke Fünfseen Sphagnum-Schwingrasen. Niedermoorufer des Dahlemer-Halemer Sees und des Flögelner Sees streckenweise Schilfröhricht.

Mooruntergrund:

Pleistozäner Sanduntergrund eine flache, nach Osten geöffnete Mulde, im Norden begrenzt vom Wannaer Höhenzug, im Westen von Neuenwalder Geest, im Süden vom Flögelner Rücken. Darin am Nordrand Tal der Emmelke, am Südrand Tal der Aue-Lehe bis in 9 m unter NN erodiert. Dazwischen durchragen einige Sandinseln (z. B. der "Gr. Ahlen") die Mooroberfläche. In die genannten Täler sowie von Osten her bis unter das Hochmoor haben Nordsee-Hochwässer aus der Elbmündung Klei sedimemtiert. Die Grenze, bis zu der metermächtige Kleilagen den Mooruntergrund bilden (darunter allerdings z. T. wiederum Torflagen) verläuft im Südosten zunächst um den Ausfluß des Flögelner Sees, biegt etwa 1 km östlich des Sees nach Norden ab, zieht sich ziemlich geradlinig bis an den nördlichen Hochmoorrand, um dann etwa dem Nordrand des Hochmoores bis über die Straße Neuenwalde-Wanna hinaus zu folgen. Somit liegt der größte Teil des Niedermoores im Emmelke-Tal, das Niedermoor am Ostrand mit einem bis zu 1 km breiten Streifen des östlichen Hochmoorrandes und das Niedermoor südöstlich vom Flögelner See auf Klei, alles übrige Moor auf Sanduntergrund. Kleilagen im Torf reichen indessen noch viel weiter ins Hochmoor hinein: Sie kommen fast im ganzen Falkenberger Moor vor, streichen in einer Bucht östlich der Geestinsel Großer Ahlen bis fast ins Zentrum des Hochmoores (oberflächlich früher durch die Ahlenrönne und eine Reihe kleiner Moorseen markiert) und sind im Aue-Lehe-Tal vom Flögelner See durchgehend bis in die westliche Umgebung des Halemer Sees zu finden. Der flachwellige Sanduntergrund besteht überwiegend aus mehr oder weniger kiesigem Fein- bis Mittelsand.

Mächtigkeit:

Eine Karte der Moormächtigkeiten siehe Lit. SCHNEEKLOTH 1970, Seite 74, weitere Angaben in der GK 25 (Bl. Neuenwalde) und den BGKM 25 (Bl. Wanna, Ilienworth, Bederkesa). In diesen Karten sind allerdings alle Kleiablagerungen unter Torf in die Mächtigkeitsangaben eingeschlossen. Betrachtet man mehr als 1 m mächtige Kleilagen als Mooruntergrund, so überwiegt im Beschreibungsgebiet bei weitem die Zone 2 - 4 m Mächtigkeit. Im Falkenberger Moor, im Nordost-Viertel sowie auf großen Flächen des Aue-Lehe­Tales herrschen 4 - 6 m vor. Weniger als 2 m weisen die Randzonen zur Geest und zu den Geestinseln im Moor sowie meist das über mächtigerem Klei liegende Niedermoor (vor allem Ostrand und Emmelke-Tal) auf. Im allgemeinen gilt: Je mächtiger die basalen Kleischichten, desto geringmächtiger die Torfauflage.

Schichtaufbau:

Über dem Sand- bzw. Kleiuntergrund zunächst weit verbreitet Bruchwald- und Seggen-Schilftorf sehr unterschiedlicher Mächtigkeit. Frei von basalem Niedermoortorf (= wurzelechtes Hochmoor) nur ein Bereich, der die Ahlen-Falkenberger Geestinseln und die Nordhälfte des Dahlemer Sees einschließt, sich bis an den Flögelner See erstreckt (Lit.: SCHNEEKLOTH 1970, Karte Seite 68). Im Niedermoor verbreitet Kleischichten (Lit.: SCHNEEKLOTH 1970, Karte Seite 68). Im heutigen Hochmoorgebiet darüber stark zersetzter Sphagnum-Torf (Schwarztorf), meist 1 - 2 m, max. mehr als 3 m mächtig (Lit.: SCHNEEKLOTH 1970, Karte Seite 71). Schwarztorfvorräte ca. 37 Millionen cbm Frischtorf. Darüber auf ca. 26 qkm schwach zersetzter Sphagnum-Torf (Weißtorf), vorwiegend Cymbifolia, meist 1 - 2 m mächtig (Lit.: SCHNEEKLOTH 1970, Karte Seite 73). Weißtorfvorräte ca. 37 Millionen cbm. Im Niedermoorgebiet zwischen Geestrand und Halemer-/Flögelner See eine vorübergehende Phase hochmoorartiger Torfbildung (Lit.: SCHNEEKLOTH 1970, Karte Seite 70 und S. 86), die vermutlich mit einer regressiven Meeresspiegelschwankung korreliert. Niedermoortorf am Ostrand des Beschreibungsgebietes und im Emmelke-Tal im allgemeinen von einigen dm Klei bedeckt. Ahlen-Falkenberger Moor insgesamt stratigraphisch außerordentlich interessant und Schlüsselposition für die Datierung des Küstenholozäns zwischen Weser- und Elbmündung.

Datierung:

Nach pollenanalytischen und 14C-Datierungen (Lit.: SCHNEEKLOTH 1970) Beginn der flächenhaften Vermoorung 5000 - 4000 Jahre vor Chr. Flächenhafte Bildung von Schwarztorf seit ca. 3000 Jahre vor Chr. Weißtorfbildung seit ca. 500 Jahre vor Chr. Kleilagen im Moorprofil 2500 - 2000 Jahre vor Chr. Bildung hochmoorartiger Torfe im Niedermoorprofil (siehe oben) 2000 - 1500 Jahre vor Chr.

Fotos von Barbara und Eckhard Schmatzler stammen aus der Veröffentlichung Schmatzler, B. & Schmatzler, E. (2010). Moorland: Moorlandschaften in Niedersachsen nach industriellem Torfabbau. Ratingen: Industrieverband Garten e.V.