827. Wannaer Moor

Allgemeine Beschreibung:

Abgrenzung gegen Nr. 826 Ahlen-Falkenberger Moor = Straße Neuenwalde - Wanna.

TK25:

Bl. Wanna (2218).

Größe:

27,5 qkm, davon 9,9 qkm Hochmoor, 17,6 qkm Niedermoor (ohne Sandinseln im Moor).

Teilnamen:

Lüdingworther Westermoor, Herrschaftliches Moor, Wanhödener Moor, Häveschenberger Moor, Midlumer Moor (westliche Hälfte des Wannaer Moores, in der Reihenfolge von Norden nach Süden), Ostermoor (nordöstlich der Geestinsel "Feuerstätte"), Aßbütteler Moor, Nordermoor (Hochmoorgebiet südöstlich der Geestinsel "Feuerstätte").

Kartierung:

SCHNEEKLOTH 1961 (BGKM 25), TÜXEN 1978 (Übersichtsbegehung).

Erschließung und Nutzung:

Heutige Nutzung weit überwiegend landwirtschaftlich. Nur ca. 3 qkm Ödland, meist mit starkem bäuerlichem Torfstich. Im Aßbütteler Moor 2,3 qkm Ödland in zusammenhängender Fläche, sonst zahlreiche kleine Parzellen, vor allem am Südrand des Emmelke-Tales. Befriedigender bis guter Erschließungs- und Kulturzustand im Niedermoor am Nordrand des Beschreibungsgebietes sowie im Wanhödener und Häveschenberger Moor (westliche Hälfte des großen Hochmoorgebietes, hier großflächig 1950 - 1960 kultiviert). Deutlich schlechter hingegen im Emmelke-Tal (Niedermoor am Südrand des Beschreibungsgebietes). Entwässerung und Wegenetz im allgemeinen mäßig ausgebaut, im Emmelke-Tal und im Niedermoor nördlich von Westerwanna verbreitet schlecht. Durch das Nordwestviertel des Moores kreuzt die Trasse der Bundesautobahn Bremerhaven - Cuxhaven (z. Z. in Bau), durch die westliche Hälfte von Süden nach Norden eine E-Fernleitung.

Bewuchs:

Landwirtschaftliche Nutzflächen im wesentlichen Grünland, nur am nördlichen Rand der Westhälfte durchschnittlich 10 % Acker. Ödland im Aßbütteler Moor lockerer bis dichter Birkenbestand über Molinia, dazwischen kleine Grünlandparzellen. Ödlandfläche östlich von Wanhöden Birkenbruchwald über Molinia. Zahlreiche kleine Ödlandparzellen im Emmelke-Tal (Südrand des Beschreibungsgebietes) mit Birke und Salix, z.T. Frangula, über Myrica und Molinia, verbreitet übergangsmoorartig (nebeneinander von typischen Hochmoor- und Niedermoorarten). Nordwestlich von Osterwanna verlandeter See mit Schilf und Sphagnum-Schwingrasen.

Mooruntergrund:

Auf einem meist 200 - 400 m breiten Streifen am Nordrand des Moores, mit einer tiefen Ausbuchtung bis ins Zentrum des Aßbütteler Moores, bildet mächtiger Klei (in seinen tieferen Schichten z. T. mit weiteren Torflagen) den Mooruntergrund. Das gleiche trifft zu auf ca. 0,6 qkm beiderseits der letzten 700 m Flußlauf, bevor die Emmelke die Straße Neuenwalde - Wanna kreuzt. Im übrigen Gebiet bildet Fein- und Mittelsand den Mooruntergrund, der im Hochmoor zwischen Wanhöden und dem Wannaer Rücken auf mehreren qkm podsoliert ist. Der (pleistozäne) Sanduntergrund fällt von dem podsolierten Gebiet nach Süden ins Emmelke-Tal, nach Norden unter die Marsch ab. An zahlreichen Stellen durchragt der Sand inselartig die Mooroberfläche.

Mächtigkeit:

Abgesehen von einem schmalen Saum am Geestrand und um die Geestinseln finden sich Mächtigkeiten von weniger als 2 m nur an der podsolierten Untergrund- "Brücke", die die Wannaer Geestinsel mit der Geest von Wanhöden verbindet. Nach Norden steigt die Moormächtigkeit auf relativ kurze Entfernung auf meist 3 - 4 m, im Herrschaftlichen Moor und im Aßbütteler Moor verbreitet auf 6 - 7 m an. Sie nimmt zur Moor-/Marschgrenze hin dann wieder stark ab (hochliegender Kleiuntergrund!). Nach Süden steigt die Mächtigkeit an der Emmelke ebenso ausgeprägt auf 4 - 5 m an.

Schichtaufbau:

a) Im Hochmoorgebiet östlich von Wanhöden zuunterst in sehr wechselhafter Mächtigkeit (einige dm bis mehr als 2 m) Erlenbruchwald- und Schilf­Seggentorf. Darüber stark zersetzter Sphagnum-Torf (Schwarztorf), der im südlichen Drittel dieses Hochmoorgebietes 1 - 2 m mächtig, in den nördlichen zwei Dritteln maximal einige dm mächtig ist. Darüber auf 2,6 qkm schwach zersetzter Sphagnum-Torf (Weißtorf) von meist 1 - 1,5 m Mächtigkeit. Weißtorf etwa je zur Hälfte aus Sphagna Acutifolia und Cymbifolia. Weißtorfvorräte ca. 2,9 Millionen cbm Frischtorf.
b) Im Hochmoorgebiet Aßbütteler Moor außerordentlich wechselhafter Schichtaufbau. Im allgemeinen zuunterst Niedermoortorfe mit zahlreichen Kleilagen; in nicht wenigen Bohrungen auch mehrfacher Wechsel zwischen Niedermoortorf und hochmoorartigen Bildungen. Zuoberst stark zersetzter Sphagnum-Torf von sehr unterschiedlicher Mächtigkeit (0,5 - 1,5 m). Am Nordrand des Aßbütteler Moores bis zu 3 m hohes Randgehänge.
c) Niedermoor am Nordrand des Beschreibungsgebietes meist Schilf- und Seggentorf mit zahlreichen eingeschalteten Kleilagen. Letztere fehlen am westlichen Ende dieses Streifens auf mehreren qkm. Niedermoortorf in der Nähe der Moor-/Marschgrenze verbreitet mit 1 - 3 dm Kleidecke.
d) Im Emmelke-Tal überwiegend Erlenbruchwaldtorf; auf einem durchschnittlich 300 m breiten Streifen am Flußlauf jedoch schwach bis mäßig zersetzter Seggen-Schilftorf. Kleilagen im Torf bis 2 km oberhalb der Kreuzung von Emmelke mit Straße Neuenwalde - Wanna. Am Talrand auf großen Flächen darüber bis zu 1 m stark zersetzter Sphagnum-Torf.

Datierung:

Nach bisher unveröffentlichten pollenanalytischen und 14C-Datierungen (SCHNEEKLOTH) an einem Profil im Herrschaftlichen Moor (Koordinaten­ werte rechts = 34 81 325, hoch = 59 58 950) begann das Niedermoorwachstum etwa 2500 Jahre vor Chr. (von tiefergelegenen Moorschichten sicher noch bedeutend früher), die Hochmoorbildung (Schwarztorf) um Chr. Geb., das Weißtorfwachstum um 200 nach Chr. Die Korrelation mit weiteren datierten Profilen erwies, dass sich für die Entwicklungsgeschichte dieses Gebietes kein geschlossenes Bild herausarbeiten läßt, dass der Entwicklungsablauf, hier am Schnittpunkt von Geest und Marsch, außerordentlich komplex und lokal sehr unterschiedlich überformt ist.

In diesem Gebiet finden folgende Projekte statt:

Optimierung des Wasserhaushalts in Hochmooren im Bezirk Lüneburg