Die Fauna der Niedermoore

Die Fauna der Niedermoore zeichnet sich durch eine enge Bindung an den Wasserfaktor aus.  Nährstoffverhältnisse, Genese und anthropogene Umwandlung bedingen neben der Hydrologie die sehr unterschiedliche Vegetation und Strukturiertheit der Habitate. Zahlreiche Arten, die zeitweise oder ganzjährig an Wasser gebunden sind, können hier überleben.

Eine Vielzahl an Wirbellosen sind in den Niedermooren Niedersachsens anzutreffen.  Typische Libellen, die in Niedermooren vorkommen, sind Torf-Mosaikjungfer (Aeshna juncea), Gefleckte Smaragdlibelle (Somatochlora flavomaculata) und Gefleckte Heidelibelle (Sympetrum flaveolum). 

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Torf-Mosaikjungfer (Aeshna juncea)

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Gefleckte Heidelibelle (Sympetrum flaveolum)

Unter den Käfern finden sich in Niedermooren vor allem feuchteliebende Laufkäfer (Carabidae), wie die folgenden Arten: Oodes helopioides, Agonum viduum und Bembidion guttula. Von den Schmetterlingen kommen in den baum- und strauchfreien Niedermooren zahlreiche Arten der Familien der Zünsler (Pyralidae) und der Wickler (Tortricidae) vor. Auf baumarmen und blütenreichen Flächen können auch viele Tagfalter, vor allem Perlmuttfalter (Nymphalidae) vorkommen. In Bruchwäldern, Erlen- und Eschenwäldern sowie Feuchtgebüschen kommen vor allem viele Spannerarten (Geometridae) und Eulenfalter (Noctuidae) hinzu. Unzählige weitere Arten der Wirbellosen sind in Niedermooren vorzufinden. Daher kann die Spannbreite des Arteninventars nicht annährend vorgestellt werden. Viele Arten an Heuschrecken, Spinnen, Ameisen, Schnecken, Wanzen und Zikaden sowie der Fliegen- und Mückenfauna sind in den unterschiedlichen Niedermoorbiotopen vorzufinden [5]

Die einheimischen Amphibien und Reptilien besitzen keine obligate Bindung an einen bestimmten Moortypen. Für Amphibien spielt vor allem die Existenz von Gewässern zur Fortpflanzung eine entscheidende Rolle. Der Moorfrosch (Rana arvalis), der auch im terrestrischen auftretende Grasfrosch (Rana temporaria) oder der in der Strauchschicht lebende Laubfrosch (Hyla arborea), sind in Niedermooren heimisch. Fast alle Krötenarten wie die Wechselkröte (Bufotes viridis) und Erdkröte (Bufo bufo) aber auch Molche, wie der Kammmolch (Triturus cristatus) oder Unken, wie die Rotbauchunke (Bombina bombina) kann man in Niedermoorbiotopen entdecken. Für Blindschleichen (Anguis fragilis) aber auch die Ringelnatter (Natrix natrix)deren Hauptnahrung aus Fröschen verschiedener Arten besteht, haben Niedermoore eine sehr hohe Bedeutung [8], [5].

 

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Moorfrosch (Rana arvalis)

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Ringelnatter (Natrix natrix)

Auch die verschiedenen Vogelarten sind meist nicht nur auf die Niedermoore und Verlandungszonen Niedersachsens spezialisiert, sondern können in vielen verschiedenen Feuchtgebieten (z. B. Hochmooren, Uferbiotopen, Sumpfwiesen, Marschen oder Salzwiesen) vorkommen. Für viele Vogelarten sind Niedermoore lebenswichtige Rast- und Brutplätze, denn die wasserreiche Umgebung schützt sie vor natürlichen Fressfeinden. Die voller Leben steckende Mooroberfläche bietet für Vogelfamilien wie Rallen oder Schnepfen ein ideales Nahrungsangebot. Extensiv genutztes Moorgrünland stellt für Wiesenvögel, aber auch für in angrenzenden ungenutzten Mooren brütende Vögel äußerst wertvollen Lebensraum und Flächen zur Nahrungssuche dar.  Bekassine (Gallinago gallinago), Uferschnepfe (Limosa limosa), Rotschenkel (Tringa totanus), Kiebitz (Vanellus vanellus), Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe), Braunkehlchen (Saxicola rubetra), Schafstelze (Motacilla flava) und Wiesenpieper (Anthus pratensis) gehören zu typischen Vogelarten, welche in offenen Niedermooren vorkommen. Beim Auftreten von Gebüschen und zunehmendem Baumbestand kommen Feldschwirl (Locustella naevia), Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus) und Neuntöter (Lanius collurio) hinzu. Beim Übergang zu Feucht- und Nasswiesen können der Wachtelkönig (Crex crex) und der Kampfläufer (Philomachus pugnax), welcher in Niedersachsen direkt vom Erlöschen bedroht ist (1 Brutpaar!), einen geeigneten Lebensraum finden [5], [13].

Literatur

[1] Ellenberg, H. & Leuschner, C. (2010). Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. UTB.

[2] Glandt, D. (2010). Taschenlexikon der Reptilien und Amphibien. Alle Arten von den Kanarischen Inseln bis zum Ural. Wiesbaden: Quelle und Meyer.

[3] Glandt, D. & Jehle, R. (2008). Der Moorfrosch. Bielefeld: Laurenti.

[4] Göttlich, K. (1990). Moor- und Torfkunde. Stuttgart: Schweizerbart´sche Verlagsbuchhandlung.

[5] Heydemann, B. (1997). Neuer biologischer Atlas: Ökologie für Schleswig-Holstein und Hamburg. Neumünster: Wachholtz.

[6] Huk, T. & Kühne, B. (1999). Substrate selection by Carabus clatratus (Coleoptera, Carabidae) and its consequences for offspring development. Oecologia121(3), 348–354.

[7] Küster, H. (2022). Flora. Die ganze Welt der Pflanzen. München: C.H.Beck.

[8] Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein. (2015). Moore in Schleswig-Holstein. Geschichte - Bedeutung - Schutz (Bd. 23). Flintbek.

[9] Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz. (2005). Beiträge zur Kreuzotter in Niedersachsen (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), Hrsg.) (2). Hannover.

[10] Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz. (2021). Gesetzlich geschützte Biotope und Landschaftsbestandteile in Niedersachsen. Beschreibung der nach § 30 BNatSchG und § 24 Abs. 2 NAGBNatSchG geschützten Biotoptypen sowie der nach § 22 Abs. 3 NAGBNatSchG landesweit geschützten Wallhecken (Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen).

[11] Succow, M. (1988). Landschaftsökologische Moorkunde (Reihe Ökologie). Berlin [West], Stuttgart: Borntraeger.

[12] Thorsten, A., Wolfgang, D., Herbert, F., Stephan, G., Klaus, H., Thomas, H. et al. (2003). Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Sandlaufkäfer und Laufkäfer (Coleoptera: Cicindelidae et Carabidae) mit Gesamtartenverzeichnis (1 Aufl.) (Niedersächsisches Landesamt für Ökologie, Hrsg.) (Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 2). Hildesheim.

[13] Thorsten, K. & Knut, S. (2022). Rote Liste der Brutvögel Niedersachsens und Bremens (9 Aufl.) (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), Hrsg.) (Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 2). Hannover.

[14] Tiemeyer, B., Bechtold, M., Belting, S., Freibauer, A., Förster, C., Schubert, E. et al. (2017). Moorschutz in Deutschland - Optimierung des Moormanagements in Hinblick auf den Schutz der Biodiversität und der Ökosystemleistungen. Bewertungsinstrumente und Erhebung von Indikatoren (BfN-Skripten). Bonn - Bad Godesberg.

[15] Timmermann, T., Joosten, H. & Succow, M. (2016). Restaurierung von Mooren. In S. Zerbe & G. Wiegleb (Hrsg.), Renaturierung von Ökosystemen in Mitteleuropa (S. 55–93). Berlin: Springer Spektrum.

[16] Ulrich Lobenstein. (2004). Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Großschmetterlinge mit Gesamtartenverzeichnis (2 Aufl.) (Niedersächsisches Landesamt für Ökologie, Hrsg.) (Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 3). Hildesheim.

NLWKN: Lennard Heidberg (2023)