270. Papenburger Moor

270 A. Das Hochmoorgebiet östlich von Papenburg

Allgemeine Beschreibung:

In der folgenden Beschreibung ist der 112,2 qkm große Moorkomplex zusammengefaßt, der sich von Westrhauderfehn über Papenburg bis fast nach Neudörpen erstreckt. Er wird hier gegliedert in
A. Das Hochmoorgebiet östlich von Papenburg, Zwischen Papenburger Hauptkanal und Bockhorst-Burlage-Westrhauderfehn
B. Das Hochmoorgebiet westlich von Papenburg, Westlich vom Hauptkanal
C. Boenstedtsmoor (Niedermoorgebiet bei Börgermoor, südlich des Küstenkanales)
D. Fuchtelmörte (zwei Niedermoorgebiete zwischen Neubörger und Neulehe).

TK25:

Bl. Weener (2810), Westrhauderfehn (2811), Papenburg (2910), Burlage (2911).

Größe:

68,6 qkm. Hochmoor.

Teilnamen:

Wildes Moor, Kortemoor (südlich der Straße Papenburg - Neu-Burlage), Klostermoor (nördlich Straße Papenburg - Neu-Burlage bis nördlich Hahnentange), Ober Ledinger Moor (südöstlich Flachsmeer), Wildes Morgenmoor (südlich der Straße Ihren - Westrhauderfehn), Königsmoor (nördlich der Straße Ihren - Westrhauderfehn).

Kartierung:

SCHNEEKLOTH, TÜXEN 1972 (Übersichtsaufnahme).

Erschließung und Nutzung:

Die Erschließung dieses Moorgebietes steht in engem Zusammenhang mit der Entwicklung der 1630 gegründeten Ortschaft Papenburg und der 1769 angelegten Moorkolonie Rhauderfehn. Beide Siedlungen ursprünglich reine Fehnkolonien nach niederländischem Vorbild. Heute weit überwiegend landwirtschaftlich genutzt, ca. 12 qkm Ödland und Torfwerksflächen. Ältere Kulturflächen am West-, Ost- und Nordrand des Gebietes nahe den Siedlungen; jüngere Kulturflächen im Klostermoor nach industrieller Abtorfung, z. T. künstlich übersandet, z. T. Sandmischkulturen. Entwässerung und Wegenetz im Bereich der Kulturflächen i. a. mäßig, z. T. gut ausgebaut, dabei der zu Papenburg und Westrhauderfehn gehörende Bereich besser als das östliche Moorrandgebiet (hier vielfach noch mit kleinflächigen Ödlandresten durchsetzt).
Im südlichen Drittel des Gebietes (Kortemoor) industrieller Schwarztorfabbau durch Torfwerk Nord-Carbon GmbH, Elisabethfehn, für die Produktion von Torfkoks; in der Randzone außerhalb des Schwarztorfabbaues mehrere private Weißtorfstichgebiete von insgesamt ca. 1 qkm. Nördlich der Straße Papenburg - Neu-Burlage beendeter Schwarztorfabbau des Torfwerkes Klostermoor GmbH, nur noch 2 qkm unkultiviert. Privater Torfstich für Hausbrand früher auch beiderseits der bebauten Papenburger Siedlungsstraßen und am Ostrand des Gebietes. 1 km nordöstlich der Johannesburg/Börgermoor Müllkippe im Moor mit gut ausgebauter Zufahrt.

Bewuchs:

Industrielle Schwarztorfabbauflächen im Kortemoor weitflächig vegetationsfrei, nur streifenweise Molinia-Ericaceen-Restdecke. Im Randgebiet dieses Bereiches verbreitet Birkenbuschwald mit Molina und Ericaceen. An seiner Nordost-Ecke der verlandete Moorkalk "Gr. Brunselmeer ": Auf 75 mal 150 m Sphagnum-Schwingdecke mit massenhaft Vaccinium oxycoccus, etwas Eriophorum vaginatum und Carex limosa; angrenzend eine trockenere Zone mit Erica, Molinia, Narthecium; Umgebung des ehemaligen Sees heute Birkenbusch und Molinia. Ehemalige Schwarztorfstiche der Klostermoor GmbH mit offenen Molinia-Ericaceen-Beständen, einzelne Birken. Kulturflächen weit überwiegend (ca. 3/4) in Grünlandnutzung. Äcker vor allem im westlichen Randstreifen verbreitet, im Bereich von Westrhauderfehn fast fehlend.

Mooruntergrund:

Weit überwiegend Feinsand, stellenweise podsoliert. In unregelmäßiger Verbreitung gelegentlich auch Mittelsand oder geringmächtige (1 - 2 dm) Schluffschichten unmittelbar unter dem Torf. Relief weitgehend ausgeglichen.

Mächtigkeit:

Im industriell ausgetorften Abbaugebiet der Klostermoor GmbH und östlich der 4. Südwieke von Westrhauderfehn (ca. 25 qkm) weniger als 1 m. In der südlichen Hälfte des Abbaugebietes der Nord-Carbon GmbH und westlich der 4. Südwieke von Westrhauderfehn meist 1 - 2 m auf etwa 20 qkm. Sonst zwischen 2 und 3 m, kleinflächig auch darüber bis max. 3,4 m.

Schichtaufbau:

Zuunterst stellenweise 1 - 5 dm stark zersetzter Seggentorf oder Birkenbruchwaldtorf (im südlichen Randbereich des Gebietes gehäuft), ebenso westlich und nördlich des Oberledinger Schlootes in geschlossener Fläche. Darüber überall stark zersetzter Hochmoortorf (Schwarztorf); Mächtigkeit des Schwarztorfes auf unabgetorften Flächen im Klostermoor, südlich davon bis Küstenkanal und auf 3 qkm südlich der Oberledinger Domäne fast überall zwischen 1,5 und 2,5 m, im Bereich von Westrhauderfehn, von Völlener Königsfehn, im Abtorfungsgebiet der Klostermoor GmbH und in der südlichen Hälfte des Abtorfungsgebietes der Nord-Carbon GmbH meist weniger als 1 m. Darüber im Klostermoor und südlich davon bis Küstenkanal fast überall schwach zersetzter Cymbifoliatorf (Weißtorf), nach Norden bis Völlener Königsfehn und am Oberledinger Schloot bis über den Westrhauderfehnkanal reichend; Randgebiete bei Flachsmeer und Westrhauderfehner Ortslage überwiegend weißtorffrei; Weißtorfmächtigkeit über wiegend weniger als 1 m, nur auf insgesamt 6 qkm (mehrere Teilflächen, liegen meist an der Peripherie der industriellen Abbaugebiete) mehr als 1 m bis max. 1,9 m. Industriell abbauwürdiger Weißtorf ca. 7 Millionen cbm.
Besonderer Schichtaufbau im Bereich des "Gr. Brunselmeer": Zuunterst 20 cm stark zersetzter Seggen-Schilftorf, darüber 30 cm Birkenbruchwaldtorf, darüber 3,4 m Torfmudde mit wachsender Sphagnum-Schwingdecke; bis zu 250 m Umkreis um den ehemaligen Moorsee auffallend mächtiger Weißtorf aus sehr schwach zersetzten (H 2) Sphagna Acutifolia.
Auf kultivierten Flächen im Abbaugebiet der Klostermoor GmbH und am Küstenkanal verbreitet 1 - 2 dm künstliche Übersandung.

Sonstiges:

Pollenanalytisch untersuchtes Moorprofil in Hahnentange (rechts 34 03 720, hoch 58 87 400) mit Spätglazial und frühem Postglazial für die Vegetationsgeschichte Mitteleuropas von besonderer Bedeutung (Frieslandschwankung); Lit.: BEHRE 1966.

Fotos von Barbara und Eckhard Schmatzler stammen aus der Veröffentlichung Schmatzler, B. & Schmatzler, E. (2010). Moorland: Moorlandschaften in Niedersachsen nach industriellem Torfabbau. Ratingen: Industrieverband Garten e.V.