270. Papenburger Moor

270 B. Das Hochmoorgebiet westlich von Papenburg

Allgemeine Beschreibung:

In der folgenden Beschreibung ist der 112,2 qkm große Moorkomplex zusammengefaßt, der sich von Westrhauderfehn über Papenburg bis fast nach Neudörpen erstreckt. Er wird hier gegliedert in
A. Das Hochmoorgebiet östlich von Papenburg, Zwischen Papenburger Hauptkanal und Bockhorst-Burlage-Westrhauderfehn
B. Das Hochmoorgebiet westlich von Papenburg, Westlich vom Hauptkanal
C. Boenstedtsmoor (Niedermoorgebiet bei Börgermoor, südlich des Küstenkanales)
D. Fuchtelmörte (zwei Niedermoorgebiete zwischen Neubörger und Neulehe).

TK25:

Bl. Papenburg (2910), Wippingen (3010).

Größe:

32,3 qkm Hochmoor.

Teilnamen:

Obermoor und Krummes Moor (nordwestliches Viertel).
Wildes Moor (Zentrum des Gebietes), Neuleher Moor (südwestliches Viertel).

Kartierung:

SCHNEEKLOTH 1954, URTEL 1957, ULRICH, HACKER, LAUENSTEIN 1961, (Emslandkarte 1: 5000, Teilgebiete), SCHNEEKLOTH 1972 (Übersichtsaufnahme).

Erschließung und Nutzung:

Die Erschließung dieses Moorgebietes steht in engem Zusammenhang mit der Entwicklung von Papenburg. Über die Geschichte der 1630 gegründeten Moorsiedlung Papenburg informiert Lit. JONAS 1941, POST 1973. Heute ca. 2/3 landwirtschaftlich genutzt, 1/3 Ödland und Torfwerksflächen. Altere landwirtschaftliche Nutzflächen in einem ca. 1 km breiten Streifen westlich des Hauptkanales; heute überwiegend als Grünland, zu 1/3 als Acker genutzt; eingestreut zahlreiche kleinere Ödlandparzellen; Entwässerung mäßig, Wegenetz mäßig bis schlecht ausgebaut. Jüngere landwirtschaftliche Nutzflächen (z. T. erst nach 1945 angelegt) im südlichen Drittel (Ortsbereich Neulehe); größtenteils übersandet; weit vorwiegend Ackernutzung; Entwässerung und Wegenetz gut bis sehr gut ausgebaut, Windschutzpflanzungen. Sonstige kleinere landwirtschaftliche Nutzflächen am westlichen Moorrand.
Im Zentrum des Gebietes Weißtorfstich Torfwerk Deilmann /Börgermoor, östlich daran angrenzend große, bereits ausgetorfte, noch nicht kultivierte Abbauflächen. Im nördlichen Drittel industrieller Weißtorfabbau durch Torfwerk Griendtsveen/Papenburg. Im westlichen Randgebiet des Moores verbreitet großflächig Ödland mit bäuerlichem Torfstich. Privater Torfstich für Hausbrand früher auch beiderseits der bebauten Papenburger Siedlungsstraßen (daher u. a. am nördlichen Moorrand die merkwürdig gezähnte Moorgrenze).

Bewuchs:

Industrielles Torfabbaugelände nahezu baumfrei; auf älteren Flächen Molinia-Ericaceen-Bestände, auf jüngeren Flächen Reste des ehemals ausgedehnten Ericaceenbewuchses neben Pioniergesellschaften. Unabgetorftes Ödland offene Ericaceenheide. Ödland mit bäuerlichem Torfstich (größere Gebiete am westlichen Moorrand) tragen Molinia-Ericaceen-Bestände mit meist nur sehr lockerem Birkenanflug; an nassen Stellen reichlich Wollgras und Sphagnum. Am Südrand des Moores stellenweise Myrica. Landwirtschaftliche Nutzflächen etwa je zur Hälfte Grünland und Acker.

Mooruntergrund:

Weit überwiegend Feinsand, verbreitet podsoliert, besonders im Moorrandbereich. Stellenweise einige dm schluffiger Sand oder Schluff unmittelbar unter dem Moor. Relief ziemlich ausgeglichen, eine nach Osten geöffnete, flache Mulde

Mächtigkeit:

Entsprechend dem Abtorfungszustand sehr unterschiedlich: Unabgetorfte Flächen im Zentrum des Gebietes auf etwa 4 qkm 3 - 4 m. Südliches Drittel meist 1 - 2 m bis max. 2,7 m. Nördliches Drittel meist weniger als 2 m, flächenhaft jedoch auch darüber bis 2,8 m. Ca. 3 qkm weitgehend abgetorfte Flächen mit weniger als 1 m.

Schichtaufbau:

Im gesamten Gebiet zuunterst nicht selten 1 - 3 dm stark zersetzter Seggentorf oder Birkenbruchwaldtorf; im südlichen Randbereich an der Basis überwiegend Niedermoortorf, meist 4 - 10 dm, max. 1,6 m mächtig. Darüber stark zersetzter Hochmoortorf (Schwarztorf), auf etwa 70 % des Gebietes 1,5 - 2,5 m (max. 3,0 m) mächtig; Schwarztorfmächtigkeit im südlichen Randbereich zugunsten des Niedermoortorfes abnehmend; im östlichen Randbereich des Moores Einleitung des Schwarztorfwachstums verbreitet durch 1 - 3 dm mächtigen, mäßig zersetzten Cuspidata-Scheuchzeria-Torf. Über dem Schwarztorf auf etwa 8 qkm schwach zersetzter Cymbifolia-Torf (Weißtorf); Weißtorfmächtigkeit im Zentrum auf etwa 4 qkm 0,8 - 1,3 m, außerhalb dieses Bereiches auf insgesamt etwa 4 qkm in zahlreichen Restvorkommen 0,4 - 0,8 m mächtig. Industriell abbauwürdiger Weißtorf ca. 4,8 Millionen cbm. In der südlichen Hälfte (Gemarkung Neulehe) großflächig 1 - 3 dm künstliche Übersandung.

Sonstiges:

Zur Rekonstruktion des Vegetations- und Landschaftsbildes im 1. Drittel unseres Jahrhunderts bieten die Beschreibungen von JONAS, insbesondere über die Moore um Papenburg, aufschlußreiche und wertvolle Angaben. Seine Interpretation der Pollenanalysen ist dabei sehr umstritten. Lit.: JONAS 1934, 1935.

Fotos von Barbara und Eckhard Schmatzler stammen aus der Veröffentlichung Schmatzler, B. & Schmatzler, E. (2010). Moorland: Moorlandschaften in Niedersachsen nach industriellem Torfabbau. Ratingen: Industrieverband Garten e.V.