272. Esterweger Dose

272 C. Dose

Allgemeine Beschreibung:

In der folgenden Beschreibung wird der 112,4 qkm große Moor komplex behandelt, der sich zwischen Burlage im Westen und Scharrel im Osten, von Ostrhauderfehn im Norden bis nach Surwold südlich des Küstenkanals hinzieht. In diesem Moorgrenzen der Verwaltungsbezirk Oldenburg und die Regierungsbezirke Aurich und Osnabrück aneinander. Das Moorgebiet wird hier gegliedert in

A. Ostrhauderfehner Moor
(Moorgebiet zwischen Holterfehn und der Straße von Langholt zur B 72).
B. Westermoor
(Südlich an Ostrhauderfehner Moor anschließend zwischen Ramsloh-Scharrel-Strücklingen im Osten und der Grenze des Verwaltungsbezirkes Oldenburg im Westen. Nördlich der Straße Burlage-Ramsloh das gesamte Moorgebiet zwischen Langholt und Ramsloh).
C. Dose
(Südwestlich an Westermoor anschließend bis zur Straße Esterwegen - Bockhorst).
D. Timpemoor
(Südwestlich an Dose anschließend, im Westen begrenzt vom Niedermoorgebiet Boenstedtsmoor).

TK25:

Bl. Burlage (2911), Scharrel (2912).

Größe:

39,1 qkm. Hochmoor.

Teilnamen:

Klostermoor (Gebiet zwischen Straße Burlage - Ramsloh im Norden und Reg.- Bez.-Grenze Aurich /Osnabrück im Süden); das Klostermoor gehörte bis 1803 zur Johanniterkommende Bokelesch.

Kartierung:

SCHNEEKLOTH 1954, HACKER 1955, 1957 (Emslandkarte 1: 5000), SCHNEEKLOTH 1972 (Übersichtsaufnahme).

Erschließung und Nutzung:

Bis zur Jahrhundertwende nur kleinflächig bäuerliche Kultivierungen am westlichen und südlichen Rand des Gebietes nach vorausgegangener Abtorfung. Im Randgebiet des Hochmoores nach oberflächlicher Entwässerung verbreitet Moorbrandkultur; alte Systeme dieser Entwässerung nördlich Esterwegen auf Luftbildern heute noch erkennbar. Vor dem 1. Weltkrieg Zielgebiet des Krupp'schen Schießplatzes in Meppen. Nach dem 1. Weltkrieg Kultivierungen und gewerblicher Torfabbau in verstärktem Maße. Wirtschaftliche Erschließung insbesondere durch Bau des Küstenkanales (um 1930). Bis in die dreißiger Jahre galt der größte Teil des Gebietes noch als unberührt und dem größten deutschen Hochmoor zugehörig; Lit. WESTER ­ HOFF 1936. In dreißiger Jahren vom Eigentümer (Herzog v. Arenberg) an Fiskus abgetreten unter der Vertragsbedingung, daß das Moor durch Abtorfung wirtschaftlich erschlossen wird. Danach vom Süd- und Westrand fortschreitende Kultivierungen ohne vorauf gegangene Abtorfung sowie industrieller Torfabbau, z. T. unter Einsatz von Strafgefangenen. Nach dem 2. Weltkrieg unter dem Druck des Vertrages Freigabe des bis dahin noch nicht für Abtorfung vorgesehenen Zentralgebietes für den Torfabbau mit Ausnahme eines 1 qkm großen Naturschutzgebietes. Letzteres seit 1959 auch aufgegeben. Bis 1960 noch zahlreiche Moorseen, die heute ausgetrocknet sind.
Heute ca. 2/5 landwirtschaftliche Nutzfläche, 3/5 Ödland und industrielles Abtorfungsgebiet. Nutzflächen in einem ca. 1 - 2 km breiten Streifen am West- und Südrand des Gebietes; Binnenentwässerung mäßig, Wegenetz mäßig bis schlecht ausgebaut; am Westrand und in der Südostecke des Gebietes verbreitet kleinflächige Reste von Ödland mit bäuerlichem Torfstich.
Industrieller Torfabbau im Bereich des Reg. Bez. Aurich durch Torfwerk Moorkultur Ramsloh (Schwarztorfabbau, bzw. schon voll ausgetorft). Industrieller Torfabbau im Bereich des Reg. Bez. Osnabrück durch Torfwerk Weener, Torfwerk GRIENDTSVEEN/Papenburg und Torfwerk DEILMANN/Sedelsberg (Weißtorfabbau). Großflächiger Schwarztorfabbau ursprünglich geplant für ein Torfkraftwerk, das um 1950 am Küstenkanal bei Bockhorst errichtet werden sollte.

Bewuchs:

Landwirtschaftliche Nutzflächen überwiegend Grünland, nur kleinflächig Acker (meist auf unabgetorftem Hochmoor). Bäuerliche Stichgebiete lichter Birkenbruchwald mit Molinia und Ericaceen. Westliches Drittel der Abbauflächen von Torfwerk Moorkultur Ramsloh dichter Birkenbruchwald; industrielles Abbaugelände sonst meist mit Molinia-Ericaceen-Restvegetation oder lückigen Pioniergesellschaften. Ältere Weißtorfstiche nördlich am Küstenkanal mit Birkenbusch. Reste des ehemaligen Naturschutzgebietes im Zentrum der Esterweger Dose mit geschlossener Ericaceendecke, Moorkolke ausgetrocknet. Über die Vegetationsverhältnisse besonders im Naturschutzgebiet berichten Lit.: KUBITZKI (1960) und Lit.: JAHNS (1969).

Mooruntergrund:

Weit überwiegend Feinsand, nur stellenweise kiesig oder schluffig; meist podsoliert. Relief ziemlich ausgeglichen, Niveau i. a. zwischen 4 und 5 m + NN.

Mächtigkeit:

Ehemaliges Naturschutzgebiet mit mehr als 5 m bis max. 6,4 m. Umliegend eine ringförmige, ca. 500 m breite Zone mit 4 - 5 m. Der weitaus größte Teil des Moores zwischen 2 und 4 m mit Mächtigkeitszunahme in Richtung auf das ehemalige Naturschutzgebiet. Nur Randgebiete und einige Abtorfungsflächen (insgesamt ca. 5 qkm) weniger als 2 m.

Schichtaufbau:

Südlich des Küstenkanales und im südwestlichen Randgebiet zu unterst flächenhaft 2 - 4 dm bis max. 11 dm stark zersetzter Birkenbruchwald- oder Seggentorf. Im Bereich außerhalb der heutigen 3 m-Mächtigkeitslinie (siehe GK200) darüber verbreitet 1 - 3 dm schwach zersetzter Cuspidata-Scheuchzeria-Torf als Einleitungsphase der Schwarztorfbildung. Darüber, z. T. unmittelbar auf Sand, fast überall 1,5 - 2,5 m Schwarztorf; in der südlichen Hälfte des Gebietes im Schwarztorf verbreitet 1 - 3 dm bis max. 7 dm schwach bis mäßig zersetzter Braunmoostorf eingeschaltet. In der Endphase der Schwarztorfbildung weit verbreitet 2 - 5 dm bis max. 1 m mäßig zersetzter Cuspidatatorf (Vorlaufstorf). Zuoberst schwach zersetzter Sphagnum­Torf (Weißtorf), weit überwiegend aus Sphagna Cymbifolia. Mächtigkeit des Weißtorfes sehr unterschiedlich, je nach Abtorfungsgrad: Kultivierte Gebiete i. a. weniger als 7 dm, im Zentralbereich (heutige Weißtorfabbauflächen) 1 - 2 m, im erst vorentwässerten, ehemaligen Naturschutzgebiet mehr als 2 m bis max. 4,8 m. Industriell abbauwürdiger Weißtorf ca. 24 Millionen cbm.

Sonstiges:

Langjährige Versuche über den Wasserhaushalt von Hochmooren wurden u. a. im Kerngebiet der Esterweger Dose durchgeführt. Über die Ergebnisse berichtet Lit.: UHDEN (1967).

Fotos von Barbara und Eckhard Schmatzler stammen aus der Veröffentlichung Schmatzler, B. & Schmatzler, E. (2010). Moorland: Moorlandschaften in Niedersachsen nach industriellem Torfabbau. Ratingen: Industrieverband Garten e.V.

In diesem Gebiet finden folgende Projekte statt:

LIFE IP GrassBirdHabitats