334. Vehnemoor

334 A. Großes Wildenlohsmoor

Allgemeine Beschreibung:

In seinem Aufbau recht einheitlicher Moorkomplex von 182,3 qkm Größe zwischen Oldenburg, Edewecht und Bösel. Begrenzung im Südwesten und z. T. im Süden durch die vermoorten Täler der Aue-Lahe und der Lethe im Nordosten durch das Tal der Haaren, sonst durch mehr oder weniger ausgeprägte Höhenrücken. Zweigeteilt durch das etwa in Nordsüdrichtung verlaufende Tal der Vehne. Das Vehnemoor reichte ursprünglich im Nordwesten bis kurz vor Barßel, heute hier durch Tiefpflügen große Flächen kultiviert. Durch Küstenkanal (Bau zwischen 1854 und 1894) mit begleitender Bundesstraße 401, als Hauptverkehrsweg, erschlossen.

Die Beschreibungen unterscheiden im Vehnemoor vier Teilgebiete:
A. Großes Wildenlohsmoor (nördlich des Küstenkanal-Teilstücks Schafdamm-Moorgut Stadt Dortmund, östlich des Niedermoores im Vehnetal),
B. Langes Moor (nördlich des Küstenkanals, im Osten durch die hier eingeschlossene Niedermoorniederung der Vehne begrenzt),
C. Westliches Vehnemoor (südlich des Küstenkanals, westlich des Niedermoores im Vehnetal),
D. Östliches Vehnemoor (südlich des Küstenkanals, im Westen durch die hier eingeschlossene Niedermoorniederung der Vehne begrenzt).

TK25:

Bl. Bad Zwischenahn (2814), Oldenburg (2815), Littel (2914), Wardenburg (2915).

Größe:

47,1 qkm, davon 45,9 qkm Hochmoor, 1,2 qkm Niedermoor.

Teilnamen:

Wittemoor (gesamtes Moorgebiet südöstlich des Küstenkanals), Everstenmoor (zwischen Küstenkanal und Großem Wildenloh), Wildenlohs Moor (nördlich Großem und Kleinem Wildenloh), Kayhauser Moor, Speckener Moor und Ekerner Moor (im Nordwesten, den jeweiligen Dörfern zugeordnet).

Kartierung:

TÜXEN 1971, 1972 (Übersichtsaufnahme).

Erschließung und Nutzung:

Ende des 18. Jahrhunderts noch fast unberührt. Nur am Westrand bis an eine Linie Engelsmeer-Jeddeloh als "Moorkämpe" (Acker) genutzt (Lit.: Oldenburger Vogteikarte um 1790). In der Folgezeit das ganze Gebiet durch bäuerliche Siedlung und Anlage eines engmaschigen Verkehrsnetzes erschlossen. In den älteren Fehnsiedlungen Petersfehn (1847 gegründet), Friedrichsfehn (1862 gegründet), Moslesfehn (1870 gegründet) bäuerliche Abtorfung. mehr oder weniger weit hinter den Höfen.
Siedlung Kleefeld (1907 gegründet) und andere jüngere Ausbauten, die am Westrand des Moores zum großen Teil als Einzelhöfe liegen, mit wenig oder gar keinem Torfstich. Etwa 1 qkm zwischen dem Großen und Kleinen Wildenloh und einzelne kleine Flächen mit Nadelholz aufgeforstet. Etwa 3 qkm Ödland.
Das Straßennetz ist heute in sehr gutem Zustand. Der durchschnittliche Abstand zwischen asphaltierten Straßen dürfte um 1 km betragen. Von den übrigen Wegen sind etwa 2/3 wenigstens übersandet, wenn nicht sogar befestigt und ausgebaut. Entwässerungsverhältnisse noch sehr unterschiedlich.
Gut ausgebauten Gebieten stehen stehen vor allem im westlichen Petersfehn, in Kleefeld, um Klein-Scharrel, nördlich von Achternmeer, im zentralen Wittenmoor und im Everstenmoor große Flächen gegenüber, auf denen die Erneuerung der Drainage und der Ausbau der Vorflut erwünscht wäre.
Auf ca. 1,5 qkm industrieller Torfstich durch Fa. Holthaus & Fortmann (gegenüber Mosleshöhe am Küstenkanal); verlassene Schwarztorfstiche im Everstenmoor bis an die Ziegelei Mosleshöhe (ca. 2 qkm), südlich des Kanals im Wittenmoor (ca. 1 qkm); südlich des Kanals auf ca. 1 qkm Weißtorfabbau. Zwei Kleinstbetriebe torfen Weißtorf auf einzelnen Parzellen ab, so 1 km nordwestlich des Kleinen Wildenloh und 1,5 km nordöstlich Jeddeloh. Kleinflächig bäuerliche Brenntorfgewinnung westlich der Linie Engelsmeer - Jeddeloh, heute aufgegeben. Die ursprüngliche Westgrenze des Großen Wildenlohsmoores ist durch parzellenweisen Torfstich z. T. um mehrere 100 m nach Osten verschoben.
Naturschutzgebiet um das Große Engelsmeer südlich Kayhauserfeld.

Bewuchs:

Kulturland überwiegend Weideflächen, etwa 1/4 Ackerland. Nadelholzanpflanzungen zwischen dem Großen und Kleinen Wildenloh, auf kleinen Parzellen auch in Petersfehn, östlich Jeddeloh und am Scharrelerdamm. In verlassenen Torfstichen Ödland mit Vaccinium vitis idaea-reichen Birkengebüschen; weitere häufige Arten Calluna und Molinia, gelegentlich auch Descampsia flexuosa, Vaccinium myrtillus und Myrica gale, letztere nur im Wittemoor. Wo der Küstenkanal die östliche Moorgrenze schneidet, auf 20 cm übersandeter Fläche Gebüsch mit Hainbuchen , Eichen, Birken, Salix, Rubus und Molinia.
Natürliche Moorvegetation nur noch im Verlandungssaum des Großen Engelsmeeres als Schwingrasen erhalten (Naturschutzgebiet); dort in Sphagnum-Rasen Vaccinium oxycoccus, Erica tetralix, Drosera rotundifolia, Eriophorum vaginatum und Eriphorum angustifolium, Carex rostrata und Carex canescens.

Mooruntergrund:

a) Hochmoor: Feinsand, gelegentlich schwach bis sehr stark schluffig, so vor allem im Wittemoor und am Westrand des Großen Wildenlohsmoores aber in nicht zusammenhängenden Flächen. Untergrund meist dunkelfarbig und verdichtet, nur selten hellfarben und unverdichtet, dann vorwiegend schluffig.
b) Niedermoor: Meist hellfarbiger, nicht verdichteter Feinsand.

Mächtigkeit:

a) Hochmoor: Wegen des unregelmäßigen und z. T. am Straßennetz orientierten Torfabbaues ist es schwer, flächenbezogene Angaben zu machen. Torfmächtigkeit im Zentrum um Kleefeld-Friedrichsfehn auf etwa 15 qkm 3,0 - 3,8 m, Maximaltiefe hier in einer eng begrenzten Senke 4,8 m. Ein zweites ca. 2 qm großes Gebiet mit 3,0 - 4,3 m Torf im westlichen Wittemoor. Auf den übrigen Flächen Torfmächtigkeiten überwiegend 1,5 - 3,0 m. Am Nordrand vom Speckener Moor bis nach Petersfehn hinein durchgehend weniger als 1 m Torf.
b) Niedermoor: Am Jeddeloher Damm wenig unter 1 m, ursprünglich mächtiger (Torfstich). Im südlichen Wittemoor kaum mehr als 0,5 m, wenigstens am Ostende des Niedermoorstreifens ursprünglich von Hochmoortorf überdeckt.

Schichtaufbau:

a) Hochmoor: In den südlichen 2/3 des Gebietes zuunterst vorherrschend sehr stark zersetzter Niedermoortorf, meist als Birkenbruchwaldtorf, im östlichen Kleefeld, um Scharrelerdamm und im zentralen Wittemoor als Seggentorf und selten als Kiefernbruchwaldtorf (Petersfehn) ausgebildet. Niedermoortorf im allgemeinen bis 0,5 m mächtig, vor allem an den Moorrändern bis maximal 1,3 m ansteigend. Das Gebiet um den Großen und Kleinen Wildenloh ist frei von Niedermoortorfen. Lokal in Kleefeld unter Seggentorf 6 dm Mudde.
Über dem Niedermoortorf, - wo dieser fehlt, als wurzelechtes Hochmoor auf dem Mineralboden, - stark zersetzter Sphagnum-Torf (Schwarztorf), dessen Bildung flächenhaft von Scheuchzeria-, seltener von Cuspidatatorf eingeleitet wird (Scharrelerdamm bis Kleefeld, Moslesfehn bis zum Großen Wildenloh und im westlichen Wittemoor). Diese mäßig bis stark zersetzten Scheuchzeria- und Cuspidatatorfe in einer Mächtigkeit von wenigen bis 7 dm, ausnahmsweise bis 1,4 m. Schwarztorf fehlt stellenweise in einem etwa 1 km breiten Gürtel am Moorrand, wo dann Weißtorf direkt auf Cuspidata- (Scheuchzeria-) Torf und Niedermoor liegt. Mächtigkeit des Schwarztorfes außer im Moorrandgebiet meist zwischen 1,0 und 2,0 m; westlich des Kleinen Wildenloh, zwischen dem Kleinen und Großen Wildenloh und östlich Achtermeer im Wittemoor bis 2,5 m, lokal bis 3,5 m mächtig. Im südlichen Kleefeld bis nach Jeddeloh, sowie auch sonst klein­ flächig nachgewiesen, Schwarztorfprofil durch wenige dm mächtigen, z. T. Scheuchzeria-haltigen Cuspidatatorf gegliedert. Im Wittemoor und im Everstenmoor stellenweise wenige dm mächtige Weißtorfzwischenlagen (Sphagna Cymbifolia und Acutifolia) im Schwarztorf. Schwarztorfvorräte etwa 59,3 Mio. cbm.
Weißtorfbildung wird auf kleinen Flächen in Kleefeld, östlich Jeddeloh und Scharrelerdamm, in Friedrichsfehn und im Wittemoor mit oft Scheuchzeria-haltigem, schwach zersetztem Cuspidatatorf eingeleitet. Mächtigkeit des darüberliegenden Weißtorfes nordwestlich der Linie Kleiner Wildenloh-Kleinscharrel nur selten über 1 m, südöstlich davon bis maximal 1,9 m. Hier an den Moorrändern verbreitet Acutifoliatorf, meist in Mischung mit Sphagna Cymbiafolia. Sonst fast ausschließlich Cymbiafoliatorf. Mächtigkeit des Weißtorfes auf kleinem Raum infolge Torfabbau stark schwankend. Der Nordrand des Moores wohl auch von Natur aus weißtorffrei. Weißtorfvorräte etwa 40,0 Mio. cbm.
b) Niedermoor: Sehr stark zersetzter Birkenbruchwaldtorf.

Datierung:

Beginn des Moorwachstums 1 km südwestlich des Engelsmeeres (R 34 36140, H 58 92380) mit Schwarztorf über Mineralboden nach pollenanalytischen Untersuchungen von HAYEN etwa 5500 v. Chr. (Lit.: HAYEN 1964).

Sonstiges:

Nördlich Moslesfehn Moorfunde von Eibenholz und -samen, letztere in Scheuch zeria-T or f (Lit.: HAYEN 1960). 1 km westsüdwestlich Engelsmeer (R 34 35950, H 58 92680) Moorleiche eines zwischen Chr. Geb. und 200 n. Chr. getöteten Knaben (Lit.: HAYEN 1964).