348. Ostermoor

Lage und Gliederung des Ostermoors

TK25:

Bl. Barßel (2812), Scharrel (2912).

Größe:

50,8 qkm, davon 47,7 qkm Hochmoor, 3,1 qkm Niedermoor.

Teilnamen:

Bollinger Moor (östlich Bollingen), Reekenmoor (westlich Harkebrügge), Hollener Moor (östlich Hollen), Kamper Moor (bei Kamperfehn), Schwaneburger Moor (westlich Schwaneburg), Langenstraßer Moor (im Winkel zwischen Marka und Küstenkanal), Schwarzes Moor (südlich der Marka).

Kartierung:

SCHÜTTE, URTEL, LAUENSTEIN, HACKER, SCHNEEKLOTH 1952, 1954, 1955 (Emslandkarte 1:5000); TÜXEN 1972 (Übersichtsaufnahme).

Erschließung und Nutzung:

Wegen der besseren Übersichtlichkeit wird die Beschreibung für vier Teilgebiete gesondert vorgenommen (vergl. Textkarte):
1. Saterländer Mooranteil (Gemarkungen 1a = Strücklingen, 1b = Ramsloh, 1c = Scharrel):
Das westliche Randgebiet des Ostermoores ist von den Siedlungen des Saterlandes ausgehend schon sehr frühzeitig abgetorft worden. Auf Flächen geringer Resttorfmächtigkeit wurden Sandmischkulturen angelegt. Nach dem Bau des Bollinger Kanales (1879), der später durch die Toskewieke und die Hinterwieke erweitert wurde, Begründung einer kleineren Fehnsiedlung an diesen Wasserläufen (1a). Ab 1930 Besiedlung und landwirtschaftliche Nutzung der Moorflächen ohne vorherige Abtorfung am Scharreler Damm und in der Kolonie Sedelsberg (lc). 1972 Kultivierung und Umlegung der landwirtschaftlichen Nutzflächen von Süden her bis an die Landstraße Ramsloh - Elisabethfehn.
Entwässerung des Saterländer Mooranteils im ganzen gut, am Vorfluter auf der Gemeindegrenze gegen Elisabethfehn und Friesoythe sehr gut. Wegenetz bei Umlegung durchweg ausgebaut und Wege im allgemeinen befestigt.
In den 50er Jahren im Zentrum des Saterländer Mooranteiles großflächiger industrieller Schwarztorfabbau durch Torfkokswerk Dr. Wielandt. Auf dieser Fläche nach Abtorfung inzwischen ca. 3 qkm tiefgepflügt. Weitere ehemalige Abbauflächen von verschiedenen kleineren Torfwerken (Torfwerk Neupommern, Treibtorfwerk Friesoythe, Bourtanger Preßtorfwerk und Torfwerk Schmidt & Bentrup). Weißtorfabbau in den 50er Jahren nur auf etwa 1 qkm südlich Elisabethfehn durch Torfwerk Sänger. 1972 Weißtorfabbau ebenfalls nur in geringem Umfange durch Torfwerk Pöppelmann und Torfwerk Sedelsberg der Fa. Deilmann AG.
Im Stichgelände kleinflächig etwas Ödland, sonst ausschließlich landwirtschaftliche Nutzung.
2. Elisabethfehner Mooranteil:
Siedlung Elisabethfehn nach Anlage des Hunte-Ems-Kanals (1854 - 1894, nach dem Bau des Küstenkanals in Elisabethfehnkanal umbenannt) 1862 als echtes Fehndorf gegründet. Erweiterungen bis 1914, so auch am Barßeler Ostermoor Kanal (1876 angelegt). Torfabbau von den Hofstellen ausgehend einige 100 m ins Moor hinein, diese Flächen meist gekuhlt. Moorrandsiedlungen jünger (Loher Westmark 1900, Moorgut Cornelia 1909).
Entwässerung überwiegend schlecht. Wege meist in ungepflegtem Zustand, zum großen Teil nicht einmal übersandet.
Industrielle Brenntorfgewinnung in den 50er Jahren auf kleinen Flächen, so auch 1972 durch Torfwerk Harms.
Im Bereich ehemaliger industrieller Torfstiche heute meist Ödland, sonst durchweg landwirtschaftliche Nutzung.
3. Friesoyther Mooranteil:
Im Langenstraßer Moor vorwiegend bäuerlicher Brenntorfstich durch Friesoythe und die umliegenden Ortschaften, so noch 1972. Sonst überwiegend landwirtschaftliche Nutzung. Kultivierungen nach Anlage des Friesoyther Kanals (1873) zunächst durch Fehnbauern, dann durch Moorgut Schwaneburg (1912 gegründet).
Entwässerung im allgemeinen nur ausreichend bis schlecht. Hauptvorfluter Küstenkanal (Anlage ab 1927). Wegeausbau uneinheitlich, z. T. noch unbesandet. Industrieller Torfabbau durch Treibtorfwerk Friesoythe (Kokerei) auf über 3 qkm inzwischen beendet und Fläche zum großen Teil in Sandmischkultur übergeführt.
In Torfstichgebieten (ca. 3 qkm) überwiegend Ödland, sonst landwirtschaftliche Nutzflächen.
4. Neuscharreler Mooranteil:
Schwarzes Moor seit 1821 (Gründung von Neuscharrel) kultiviert. Bis auf winzige Ödlandreste in landwirtschaftlicher Nutzung. Entwässerungszustand uneinheitlich, zum Teil noch sehr schlecht. Marka inzwischen ausgebaut und begradigt. Wegenetz für landwirtschaftlichen Bedarf im allgemeinen ausreichend.
Die Bahnlinie Ocholt - Cloppenburg kreuzt das Ostermoor südlich des Bollinger Kanals und südöstlich Sedelsberg.

Bewuchs:

Überwiegend Grünland; nur im Kamper und im Schwaneburger Moor Ackerland häufiger, im Ostermoor insgesamt etwa 10 %. In la an Wegrändern Naturverjüngung von Alnus glutinosa, Salix aurita, S. cinerea und Populus tremula. Windschutz-Pflanzungen an neu angelegten Wegen mit Alnus incana, Prunus serotina u. a., gelegentlich mit Alnus glutinosa und Sorbus aucuparia.
In ehemaligen Schwarztorfstichen Calluna-Molinia-Heiden mit einzelnen Birkenbüschen, seltener Erica und Eriophorum vaginatum, übergehend in Molinia-Birkengebüsch und Birkenwald mit Molinia-Unterwuchs.
1962 wurde südwestlich der Torfkoksfabrik ein Exemplar der Zwergbirke (Betula nana) entdeckt. Die im Spätglazial verbreitete Pflanze war bisher von einem einzigen Fundort aus dem östlichen Niedersachsen (Bodenteich) bekannt. Der Fundort im Ostermoor ist wenige Tage nach der Entdeckung tiefgepflügt worden (vergl. Moor Nr. 370 G; Lit.: HÜRKAMP 1963).

Mooruntergrund:

Feinsand bis Mittelsand, stellenweise schluffig; vorwiegend podsoliert, nur unter Niedermoor hellfarben und unverdichtet. Im Bereich der Straße Ramsloh - Elisabethfehn in Reekenfeld und Kamperfehn durchragt der Sanduntergrund mehrfach das Moor.

Mächtigkeit:

Zwischen Scharrelerdamm und Küstenkanal (1c und 3) auf etwa 9 qkm mehr als 2 m, im nördlichen Schwaneburger Moor (3) auf etwa 1,5 qkm mehr als 3 m Torf. Auch in der nördlichen Moorhälfte flächenhaft über 2 m mächtig, so östlich Strücklingen (la), östlich Hollener Moor (lb), kleinflächig auch östlich Elisabethfehn. Die zu Reekenfeld und Kamperfehn (2) gehörigen Flächen weniger als 1 m mächtig.
Im Schwarzen Moor (4) meist weniger als 1 m Torf.

Schichtaufbau:

a) Hochmoor:
Meist wurzelecht. Stellenweise zuunterst sehr stark zersetzter Niedermoortorf (Seggentorf, Birkenbruchwaldtorf, selten auch Schilftorf) in bis zu 3 dm mächtigen Lagen, gehäuft nördlich und südlich Scharrelerdamm (1c und 2). Südöstlich des Küstenkanals (3, an die Niedermoorflächen angrenzend) sowie in einem etwa 1 km breiten Streifen auf der Nordwestseite des Küstenkanals (3) unter dem Hochmoortorf stark bis sehr stark zersetzter Niedermoortorf (meist Birkenbruchwaldtorf, auch Seggentorf) von etwa 3 - 6 (ausnahmsweise 8) dm Mächtigkeit.
Über diesen basalen Niedermoortorfen bzw. unmittelbar über dem Mineralboden liegt Schwarztorf, dessen Bildung kleinflächig durch mäßig bis stark zersetzten Scheuchzeria-Cuspidatatorf in bis zu 3 dm mächtig en Schichten eingeleitet wurde. Der Schwarztorf ist in den untersten Schichten im allgemeinen sehr stark zersetzt. In 1a, im nördlichen 1b und im nördlichen 2 ist er vorwiegend 1 - 2 m, maximal 3 m mächtig; in den Randgebieten meist weniger als 1 m Mächtigkeit. Im südlichen 1b und der Südhälfte von 2 ein großes Gebiet mit weniger als 1 m Schwarztorf.
In 1c, 3 und 4 bis auf einige schmale Randstreifen zwischen 1 und 3,2 m Schwarztorf, Mächtigkeiten über 2 m auf etwa 4 qkm beiderseits der Grenze zwischen 1c und 3. Im Schwarztorf des Ostermoores verbreitet, z. T. großflächig, mäßig zersetzte Cuspidatatorflagen eingeschaltet; stellenweise drei aufeinanderfolgende Lagen (ehemalige Sehlenken).
Cuspidatatorf an der Grenze zwischen Schwarztorf und darüber liegendem Weißtorf großflächig nur östlich Bollinger Moor und an einzelnen verstreuten Stellen, maximal bis 4,5 dm mächtig.
Als oberste Torfschicht im allgemeinen bis zu 7 (max. 10) dm Weißtorf, fast ausschließlich aus Sphagna Cymbifolia, sehr selten, vor allem in der südlichen Hälfte des Ostermoores, aus Sphagna Acutifolia. Im Moorrandgebiet, vor allem im Westen und in einem etwa 1 km breiten Streifen nördlich der Straße Harkebrügge - Elisabethfehn Weißtorf nur in lückenhafter Decke. Südlich Kolonie Sedelsberg fehlt Weißtorf ganz.
b) Niedermoor:
Im östlichen Langenstraßer Moor (3) 0,8 - 1,0 m stark zersetzter Birkenbruchwaldtorf. In der Marka-Aue (Grenze 3/4) bis 1,8 m stark zersetzter Niedermoortorf (Birkenbruchwaldtorf, am Schillsbuschberg von Seggentorf überlagert). Im Schwarzen Moor (4) 0,4 - 1,0 m Birkenbruchwaldtorf oder Seggentorf in kleinräumigem Wechsel.

Fotos von Barbara und Eckhard Schmatzler stammen aus der Veröffentlichung Schmatzler, B. & Schmatzler, E. (2010). Moorland: Moorlandschaften in Niedersachsen nach industriellem Torfabbau. Ratingen: Industrieverband Garten e.V.