377. Wiesmoor-Nord

TK25:

Bl. Holtrop (2511), Wiesede (2512).

Größe:

41,6 qkm, davon 39,8 qkm Hochmoor, 1,8 qkm Niedermoor.

Teilnamen:

Herrenmoor, Neues Moor (nordwestliches Randgebiet nördlich des Ems-Jade-Kanals), Nordmoor, Ossensettmoor, Kreismoor, Röthelmoor (westliches Randgebiet südlich des Ems-Jade-Kanals, in Reihenfolge von Nord nach Süd), Kollrunger Moor (nördliches Randgebiet), Marcardsmoor (2 - 3 km breiter Streifen beiderseits des Ems-Jade-Kanals), Klingemoor (Bereich zwischen Ortslage Wiesmoor und Marcardsmoor).

Kartierung:

SCHNEEKLOTH 1973/74 (Übersichtsaufnahme).

Erschließung und Nutzung:

a) Im Moor nördlich des Ems-Jade-Kanals insgesamt ca. 2 qkm Ödland mit bäuerlichem Torfstich, daneben auf 0,8 qkm industrieller Weißtorfabbau durch Torfwerk Brockzetel (Dr. K. FISCHER). Randgebiete weitflächig teilabgetorft und kultiviert. Ca. 3 qkm unabgetorft in landwirtschaftlicher Nutzung. Wegenetz und Entwässerung im allgemeinen mäßig, teilweise schlecht. Ems-Jade-Kanal erbaut 1880 - 1887.
b) Marcardsmoor südlich des Ems-Jade-Kanals (Bereich des Landkreises Wittmund) und Kreismoor fast in ganzer Fläche unabgetorft und landwirtschaftlich genutzt (großflächig angelegte Deutsche Hochmoorkultur). Besiedlung seit 1910. Entwässerung und Wegenetz mäßig bis gut ausgebaut. In Randgebieten Reste bäuerlichen Torfstiches, dort Entwässerung und Wegenetz mäßig bis schlecht.
c) Klingemoor (Bereich Landkreis Aurich) durch vorwiegend bäuerlich-privaten Torfabbau in zahlreiche, bis zu 1 qkm große Resthorste zergliedert. Randlich weitflächig abgetorft. Durch das Moor verlaufen die der Moorentwässerung dienenden Nordgeorgsfehn- und Großefehnkanal. An und zwischen den Kanälen gut ausgebaute Siedlungsstraßen. Kraftwerk Wiesmoor seit 1909 zunächst von SIEMENS-Elektrische-Betriebe-AG, später von Nordwestdeutsche Kraftwerke AG (NWK) betrieben. Leistung zuletzt 15 MW. Torfabbau für Kraftwerk seit 1921 in Regie des Kraftwerkes. Torfabbau jährlich max. 136 000 t Brenntorf (1952). Abbauflächen liegen im Beschreibungsbereich Wiesmoor-Süd. NWK Wiesmoor gilt als Musterbeispiel landeskultureller Entwicklung von Hochmoorgebieten; ca. 7,5 ha mit Abdampf beheizte Gewächshäuser, früher vornehmlich Gurken- und Tomatenkultur, heute überwiegend Blumenzucht. Kraftwerk seit 1965 umgestellt auf Erdgas. Jüngste Entwicklung des Ortes gefördert durch Ansiedlung diverser Gewerbebetriebe und Kleinindustrie (vorwiegend am Nordgeorgsfehnkanal) sowie durch Fremdenverkehr (anerkannter Erholungsort). Zur Geschichte von Wiesmoor siehe Lit. HINRICHS 1961.
Im nördlichen Klingemoor industrieller Schwarztorfabbau auf ca. 4 qkm z. T. ehemals dränierter Kulturflächen durch "Torf- und Siedlungsgesellschaft Wiesmoor". Daneben im südlichen Klingemoor 1,5 qkm stark zerstochenes Ödland. Im übrigen landwirtschaftlich genutzt, kleinflächig Erwerbsgartenbau. Randbereich, vor allem östlich des Nordgeorgsfehnkanals, verbreitet teilabgetorft. Entwässerung und Wegenetz im Moor mäßig ausgebaut.

Bewuchs:

Landwirtschaftliche Nutzflächen weit überwiegend Grünland. Im Bereich der südlich am Ems-Jade-Kanal liegenden Deutschen Hochmoorkulturen (Kreismoor, Marcardsmoor) sowie im anschließenden, teilabgetorften Bereich (Gemarkung Wiesedermeer und östliches Randgebiet des Klingemoores) ca. 20 % Ackerflächen. Ödland nördlich des Ems-Jade-Kanals meist Ericaceen­Molinia-Flächen mit unterschiedlich dichten Birkenbeständen und einzelnen Kiefern. 1,5 qkm zerstochenes Ödland unweit westlich der Ortslage Wiesmoor mit Ericaceen, Molinia, Birkengebüsch und auffallend reichlich Myrica.

Mooruntergrund:

Weit überwiegend Feinsand, stellenweise mittelsandig oder schluffig. Kleinflächig einige dm Schluff unmittelbar unter dem Moor. Untergrund auf ca. 20 % der Fläche podsoliert, vorwiegend Randgebiete.

Mächtigkeit:

Auf ca. 15 qkm, vorwiegend in den zentralen Bereichen, mehr als 2 m; auf ca. 4 qkm, vorwiegend im Marcardsmoor südlich des Ems-Jade-Kanals, mehr als 3 m bis max. 3,8 m; am Südrand des Klingemoores, nahe der Ortslage Wiesmoor, kleinflächig bis zu 4,5 m. In den Torfabbaugebieten wechselnd zwischen mehr als 3 m und weniger als 1,5 m. Abgetorfte Randgebiet e des Moores weitflächig weniger als 1,5 m.

Schichtaufbau:

An 7 Bohrungen, gehäuft am Nordrand der Ortslage Wiesmoor, in Mulden des mineralischen Untergrundes zuunterst einige dm bis max. 1,7 m Feindetritusmudde (verlandete Gewässer), stellenweise mit schwach zersetzten Braunmoostorflagen. Darüber, sonst auf ca. 1/2 der gesamten Moorfläche als unterste Schicht, 1 - 5 dm, vereinzelt bis 10 dm Birkenbruchwaldtorf oder (seltener) stark zersetzter Seggentorf.
Im unabgetorften Bereich darüber, verbreitet auch unmittelbar über Sand, stark zersetzter Hochmoortorf (Schwarztorf). Untere Lagen des Schwarztorfes meist wollgrasreich, Zersetzungsgrad nach oben meist abnehmend und in mäßig zersetzten Cuspidatatorf übergehend (Cuspidata-Lagen meist 2 - 6 dm bis max. 11 dm mächtig). Schwarztorfmächtigkeit nördlich des Ems-Jade-Kanals und im westlichen Marcardsmoor meist 1 - 2 dm, südlich davon bis Großefehnkanal meist 2 - 3 m, südlich Großefehnkanal stark wechselnd zwischen 1 und 3 m. Darüber auf ca. 8 qkm schwach zersetzter Sphagnum-Torf (Weißtorf), fast nur aus Sphagna Cymbifolia. Weißtorf vorkommen praktisch nur in den östlichen zwei Dritteln des Moores; Mächtigkeit auf ca. 7 qkm durchschnittlich 0,75 m, auf ca. 1 qkm durchschnittlich 1,2 m. Gesamtmenge Weißtorf (ohne Verwitterungsdecke) ca. 5 Mio. cbm.
Abgetorfte Gebiete zuunterst einige dm stark zersetzter Torf in ursprünglicher Lagerung; darüber meist 0,5 - 1 m Bunkerde, überwiegend mäßig bis stark zersetzt, verbreitet aber auch schwach zersetzt (großflächig im Abbaugelände der "Torf- und Siedlungsgesellschaft Wiesmoor").
Im Niedermoorgebiet (westlicher Moorrand) bis zu 6 dm Birkenbruchwald- und Seggentorf, stellenweise Schilftorf.

Fotos von Barbara und Eckhard Schmatzler stammen aus der Veröffentlichung Schmatzler, B. & Schmatzler, E. (2010). Moorland: Moorlandschaften in Niedersachsen nach industriellem Torfabbau. Ratingen: Industrieverband Garten e.V.