385. Großes Moor bei Aurich

TK25:

Bl. Westerholt (2410), Middels (2411), Aurich (2510).

Größe:

33 qkm (ohne Wasserflachen und Sandmischkulturen). Hochmoor.

Teilnamen:

Berumerfehner Moor (westliches Drittel), Nenndorfer Hochmoor (Naturschutzgebiet um Ewiges Meer), Tannenhausener Moor (südöstliches Randgebiet zwischen Tannenhausen und Georgsfeld), Meerhusener Moor (südöstlich vom Nenndorfer Hochmoor), Dietrichsfelder Moor (östlich der Straße Aurich - Westerholt).

Kartierung:

SCHNEEKLOTH, HÖFLE (Moorgrenzen), 1973 (Übersichtsaufnahme).

Erschließung und Nutzung:

Ursprüngliche Fläche des Moores durch jahrhundertelangen bäuerlichen Torfstich stark reduziert. Großflächige Kultivierungen durch Staatliche Moorverwaltung in den 30er Jahren. Entwässerung über tief ausgebauten Vorfluter Abelitzschloot und Abelitz-Moordorf-Kanal. Binnenentwässerung auf den staatlich kultivierten Flächen (Meerhusener und Tannenhausener Moor) und im Dietrichsfelder Moor gut, meist Dränung; im übrigen mäßig bis schlecht. Wegenetz im Meerhusener, Tannenhausener und Dietrichsfelder Moor im allgemeinen gut ausgebaut, sonst mäßig bis schlecht. Durch das Moor kreuzt die Straße Aurich-Westerholt. Im westlichen Randgebiet verbreitet, im Dietrichsfelder Moor noch kleinflächig bäuerlicher Torfstich. Auch neben den Wegrändern im Meerhusener Moor Reste ehemaligen bäuerlichen Torfstiches. Im Berumerfehner Moor auf 6,2 qkm industrieller Torfabbau (Weißtorf, z. T. Schwarztorf) durch Torfwerk Münkeboe. Um das Ewige Meer auf 3,8 qkm Naturschutzgebiet mit fast 1 qkm Wasserflächen. Im Dietrichsfelder Moor nach industrieller Abtorfung auf 3,6 qkm neue Sandmischkultur, z. T. schlecht, da Geschiebelehm hochgepflügt. Im Gesamtgebiet ca. 13 qkm Ödland und Naturschutzgebiet, 20 qkm landwirtschaftlich genutzt. Moor westlich des Ewigen Meeres landschaftlich sehr reizvoll, erste Versuche zur Erschließung als Erholungsgebiet. Im Moorrandbereich südwestlich des Ewigen Meeres planlose Sandgrube und Mülldeponie.

Bewuchs:

Landwirtschaftliche Nutzflächen weit überwiegend Grünland; im westlichen Randgebiet ca. 10 % Acker, im Dietrichsfelder Moor 20 - 50 % Acker. Meerhusener Moor mit Windschutzpflanzungen. Im südlichen Randgebiet bei Georgsfeld engräumiger Wechsel zwischen Grünland und relativ trockenen Molinia-Flächen. Industrielles Torfstichgebiet Molinia-Ericaceenbestände mit Rohtorfflächen, in unabgetorften Bereichen flächenhaft noch torfbildende Sphagnum-Bestände (mit wenig Ericaceen, Narthecium, Myrica). Übriges Ödland recht einheitlich Ericaceen-Molinia-Flächen mit einzelnen Birken, im nordwestlichen Randgebiet stellenweise Birkenbruchwald neben Kiefernaufforstung.
Im Naturschutzgebiet am Ewigen Meer bis auf kleine, noch wachsende Bereiche nordwestlich des Sees, keine torfbildende Vegetation mehr, überwiegend Ericaceen und Molinia. Die Dobbe bis auf einen Rest von ca. 4 ha Wasserfläche verlandet; Schwingdecke meist begehbar, Sphagnum, Seggen, Eriophorum vaginatum, Molinia, Myrica. Zur Vegetation und zum Profilaufbau der Dobbe siehe Lit. SIEBELS 1969. Kleines Eversmeer und Moorseen südwestlich Ewiges Meer zur Hälfte verlandet, Schwingdecke aus Sphagnum, Seggen und Eriophorum vaginatum. Die Entstehung der hier zahlreichen Moorseen ist bisher nicht hinreichend untersucht. Vermutlich gehen sie auf Erdfälle zurück und bestanden in veränderter Form schon vor der Moorbildung.

Mooruntergrund:

Weit überwiegend Feinsand, kleinflächig einige dm Schluff unmittelbar unter dem Torf; im Meerhusener Moor verbreitet Mittel- bis Grobsandlagen; im Dietrichsfelder Moor verbreitet Geschiebelehm weniger als 1 m unter Moorbasis. Sanduntergrund im Tannenhausener und Meerhusener Moor verbreitet podsoliert, auch unter mehr als 3 m mächtigem Moor.

Mächtigkeit:

Auf mehr als der Hälfte weniger als 2 m. Mächtigkeit zwischen 2 und 3 m auf ca. 6 qkm im Moorzentrum südlich vom Ewigen Meer, auf ca. 1 qkm am Südrand westlich von Georgsfeld und auf ca. 1/4 qkm im Dietrichsfelder Moor (Resthorst). Mächtigkeit zwischen 3 und 4 m auf ca. 1 qkm südlich des Naturschutzgebietes, je etwa zur Hälfte im Gebiet industrieller Abtorfung und landwirtschaftlicher Nutzung.

Schichtaufbau:

Zuunterst auf ca. 50 % der Fläche in unregelmäßiger Verbreitung stark zersetzter Seggen- und Birkenbruchwaldtorf, am Nordrand des Dietrichsfelder Moores verbreitet Schilf-Seggentorf; Mächtigkeit im allgemeinen weniger als 3 dm, stellenweise bis 7 dm. "Bensmeer" (verlandeter See am Südrand des Moores) hat einige dm Seggentorf an der Geländeoberfläche über mehr als 5 m Feindetritusmudde mit tonigen Sandlagen.
Darüber, verbreitet direkt auf Sanduntergrund, stark bis sehr stark zersetzter Sphagnum-Torf mit nur mäßigem Wollgrasgehalt (Schwarztorf); Mächtigkeit nirgends über 3 m. Auf ca. 5 qkm im Zentrum des Moores Schwarztorf 2 - 3 m mächtig. Zahlreiche Resthorste belegen, daß das Moor auch im heute flachgründigen Randgebiet ursprünglich mindestens 2 m mächtiger war. Auf ca. 4 qkm Schwarztorfmächtigkeit 1 - 2 m; Randgebiete (= ca. 50 % der Moorfläche) weniger als 1 m Schwarztorf.
Darüber in lückenhafter Decke schwach zersetzter Sphagnum-Torf (Weißtorf). Auf 2,5 qkm südlich und nördlich vom Ewigen Meer sowie auf ca. 1 qkm im Tannenhausener und Dietrichsfelder Moor Weißtorfmächtigkeit 0,5 - 1 m. Abbau nur für Kleinbetrieb interessant. Weißtorf vorwiegend Sphagna Cymbifolia. Eine Bohrung im Zentrum des Moores mit 1,3 m mäßig zersetztem Cuspidatatorf unter dem Weißtorf.
Im Randgebiet westlich des Ewigen Meeres verbreitet einige dm künstliche Übersandung auf teilabgetorftem Moor.

Sonstiges:

Im Meerhusener Moor bei re 25 97 700, ho 59 36 100 wurde 1935 ein Kupferbeil 40 cm unterhalb des SWK gefunden, dessen Alter pollenanalytisch auf 1750 Jahre vor Chr. datiert wurde (Lit.: OVERBECK 1950). Nach unveröffentlichten Untersuchungsberichten von Dr. S. SCHNEIDER/Hannover führte westlich der heutigen Straße Aurich-Westerholt ein bereits frühgeschichtlich angelegter Bohlen-Sandweg durch das Meerhusener Moor. Verlauf des Weges fast genau Nord-Süd-Richtung etwa zwischen ho 59 36 700 und ho 59 34 500. Über einen spätneolithischen bis frühbronzezeitlichen Bohlweg etwa 1 km weiter westlich berichtet Lit.: KUCAN (1973). Weitere zahlreiche vor- und frühgeschichtliche Funde außerhalb der heutigen Moorgrenzen bekannt.

Fotos von Barbara und Eckhard Schmatzler stammen aus der Veröffentlichung Schmatzler, B. & Schmatzler, E. (2010). Moorland: Moorlandschaften in Niedersachsen nach industriellem Torfabbau. Ratingen: Industrieverband Garten e.V.