560. Teufelsmoor

560 H. Östliche Hälfte des Langen Moores

Allgemeine Beschreibung:

Dies mit Abstand größte Moorgebiet in Niedersachsen erstreckt sich über neun Blätter der TK25. Es bedeckt eine Gesamtfläche von 360,8 qkm. Davon sind 157,2 qkm Niedermoor und 203,6 qkm Hochmoor.
Ausgehend von kleinen und großen Untergrundsenken, die schon im Spätglazial oder der Vorwärmezeit (7000 - 8000 Jahre vor Chr.) erste Torfbildung zeigen, setzt die großflächige Vermoorung des Teufelsmoorgebietes mit der Entstehung von Niedermoortorfen um 6500 Jahre vor Chr. ein. Ab etwa 2000 Jahre vor Chr. bilden sich auf dem Niedermoortorf, im Gnarrenburger Moor auch direkt auf Mineralboden Hochmoore, die sich zu mehreren großen Komplexen zusammenschließen.
Torfgewinnung, Kultivierung und Besiedlung beginnen am Südrand des Teufelsmoores schon im 12. Jahrhundert. Ein zweiter Siedlungskern entsteht ab 14. Jahrhundert in der Ortschaft Teufelsmoor und den von hier aus gegründeten Tochtersiedlungen. Von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis Anfang des Jahrhunderts werden Hochmoorflächen zum größten Teil unter der Leitung des Staatlichen Moorkommissars JÜRGEN FINDORFF aufgeteilt und besiedelt.
Seit etwa 100 Jahren werden auch die Niedermoorgebiete planmäßig entwässert, so dass heute die früher jährlich oft mehrfach auftretenden Überschwemmungen unterbunden wurden. Das reizvolle Nebeneinander von malerischen Bauernhöfen, Ackern, Wiesen, Torfkuhlen und noch unberührtem Moor gab um die Jahrhundertwende Anlaß zur Entstehung einer Künstlerkolonie in Worpswede, die einige Jahrzehnte in Blüte stand.
Für die folgende Beschreibung wird das Teufelsmoor in 10 Teilgebiete untergliedert, deren Grenzen gegeneinander, wo nötig, hier angegeben werden.
A. Blockland (südlich der Wümme).
B. Niedermoor bei Oberneuland.
C. Ebbensieker Moor.
D. Falkenberger Moor.
E. Kurzes Moor (Zwischen Wümme und Wörpe).
F. Moorgebiet westlich der Ramme und des Giehler Baches.
G. Westliche Hälfte des Langen Moores (Begrenzung: Lilienthal/Wümme bis Ritterhude/Hamme bis Neu-Helgoland/Straße Worpswede-Worphausen/Trupermoor/Frankenburg/Lilienthal).
H. Östliche Hälfte des Langen Moores (Begrenzung: Neu-Helgoland/Straße Worpswede-Worphausen/Wörpe nach Nordosten /Mooraußengrenze bis Neu-Sankt Jürgen/Straße Neu-Sankt Jürgen- Teufelsmoor/Ramme bis Neu-Helgoland).
I. Rummeldeis Moor (östlich Ramme und Giehler Bach, zwischen Straße Gnarrenburg-Karlshöfen im Norden und Straße Teufelsmoor - Neu-Sankt Jürgen im Süden.
K. Gnarrenburger Moor (nördlich Straße Gnarrenburg - Karlshöfen).

TK25:

Bl. Worpswede (2719), Kirchtimke (2720), Lilienthal (2819), Ottersberg (2820).

Größe:

57,1 qkm, davon 30,3 qkm Hochmoor, 26,8 qkm Niedermoor.

Teilnamen:

Tarmstedter Moor (Tarmstedt vorgelagert).

Kartierung:

HACKER 1962 /64 (1,5 qkm auf Bl. Worpswede), UNBEHAUN, BENZLER 1974 (BK 25 Bl. Worpswede), BAUMGARTNER, UNBEHAUN 1974 (BK 25, Bl. Lilienthal), BRANDES 1974 (Übersichtsaufnahme Bl. Ottersberg), TÜXEN 1975 (Übersichtsaufnahme Bl. Kirchtimke).

Erschließung und Nutzung:

Ab Mitte des 18. Jahrhunderts aufgeteilt und kultiviert. Ostrand (östlich Tüschendorf) den angrenzenden Gemeinden zugesprochen und von diesen als Torfstichgelände genutzt. Am Westrand des Hochmoores liegen einzelne ältere Siedlungen, die zuerst 1667 erwähnt werden (Überhamm und Weyerdeelen) und von der Siedlung Teufelsmoor aus als Aftermeierkolonien begründet worden sind. Der Rest des Moores, flächenmäßig dem Hochmooranteil entsprechend, seit 1751 (Neu-Sankt Jürgen) besiedelt und kultiviert, zum größten Teil unter Leitung von FINDORFF. Die Besiedlung schritt von außen nach innen fort und endete mit der Anlage von Adolphsdorf und Schlußdorf (beide 1800). Später wurde das Netz dieser Straßendörfer noch etwas verdichtet (z. B. Neu-Mooringen 1808).
Das Hochmoorgebiet vollständig kultiviert. Entwässerungsnetz überall befriedigend bis gut ausgebaut. Wege sind meist übersandet. Im Niedermoorgebiet Tarmstedter Moor knapp 2 qkm Ödland. Landwirtschaftliche Nutzflächen des Niedermoores im allgemeinen befriedigend bis ausreichend, im oberen Wörpetal überwiegend ungenügend entwässert. Wege fast ausschließlich übersandet.

Bewuchs:

Landwirtschaftliche Nutzflächen weit überwiegend Grünland, im Hochmoorgebiet Anteil an Ackerland etwa 10 %, in Neu-Mooringen und südlich davon etwa 20 %. Im Niedermoorgebiet kaum Ackerland, in den Hepstedter Weiden etwa 5 %, nur im Wörpetal etwa 40 % Ackerflächen.
Ödland Birkenwälder, stellenweise Salix-Gebüsche mit Sphagnum recurvum und S. squarrosum, Unterwuchs meist von Molinia beherrscht.

Mooruntergrund:

a) Hochmoor: Fein- bis Mittelsand; in Moorende, Seehausen und Tüschendorf Feinsand, nur sehr selten deutlich podsoliert. Darüber verbreitet 1 - 2 dm Schluff.
b) Niedermoor: In den Hammewiesen Fein- bis Mittelsand, in den Hepstedter Weiden, im Tarmstedter Moor und im Wörpetal Feinsand.

Mächtigkeit:

Auf großen Flächen unter 1 m mächtig, so im gesamten östlichen Niedermoorgebiet. Über 2 m mächtig auf etwa 1 qkm am Ostende von Schlußdorf und auf etwa 8 qkm in den westlichen Teilen von Adolphsdorf, Otterstein und Seehausen, in Neu-Mooringen, hier maximal 3,6 m.

Schichtaufbau:

a) Hochmoor: Zuunterst auf etwa 50 % der Fläche (am Nord- und Ostrand des Gebietes und östlich Worpswede) 2 - 9 dm stark zersetzter Seggentorf, seltener Birkenbruchwaldtorf (östlich Worpswede) oder Erlenbruchwaldtorf (angrenzend an das östliche Niedermoorgebiet).
Darüber bzw. direkt auf Mineralboden 2 - 15 dm stark zersetzter Sphagnum-Torf (Schwarztorf), auf sehr kleinen Flächen auch 22 - 28 dm mächtig. Auf größeren Flächen, zusammen etwa 4 qkm (nördlich Ostende, Seehausen, Neu-Mooringen bis Neubergedorf, Schlußdorf) Schwarztorf fehlend oder nur 1 dm mächtig. Am Nordrand des Moores kleinflächig, zwischen Neu-Sankt Jürgen und Adolphsdorf auf 2 qkm fast aller Hochmoortorf bis auf größere und kleinere Restsockel abgetorft, so dass nur noch basaler Seggentorf ansteht. Wegen der Schwierigkeiten der Abgrenzung solcher Flächen sind diese Gebiete noch zum Hochmoor gerechnet.
Darüber 2 - 30 dm schwach zersetzter Hochmoortorf (Weißtorf), auf ca. 5 qkm (Westende von Adolphsdorf im Norden bis nördlich Schrötersdorf im Süden) über 20 dm mächtig; am Nordrand des Moores und östlich Worpswede in bis zu 1 km breitem Streifen Weißtorf fehlend. In der nördlichen Hälfte des Beschreibungsgebietes meist Cymbifoliatorf, seltener Acutifoliatorf, in der südlichen Hälfte etwa 60 % Acutifoliatorf, um Tüschendorf fast ausschließlich Acutifoliatorf und nur selten Cymbifoliatorf. Nutzbare Weißtorfvorräte ca. 7 Mio. cbm Frischtorf.
b) Niedermoor: In den Hammewiesen fast ausschließlich stark zersetzter Seggentorf, kleinflächig Erlenbruchwaldtorf. In den Hepstedter Wiesen in abnehmender Häufigkeit Seggentorf, Birkenbruchwaldtorf, selten Kiefernbruchwaldtorf, Schilftorf, im Wörpetal stark zersetzter Niedermoortorf, sehr kleinflächig Erlenbruchwaldtorf. Alle diese Torfe sind stark zersetzt.

In diesem Gebiet finden folgende Projekte statt:

LIFE IP GrassBirdHabitats