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Schutz der Moore

Mit der zunehmenden Entwässerung und landwirtschaftlichen Nutzung der Moore wurden zu Beginn des 20. Jh. auch die Stimmen lauter, die sich für den Moorschutz aussprechen. Der Naturschutzgedanke verankerte sich immer mehr in der Gesellschaft und die Forderungen nach den ersten Moorschutzgebieten kamen auf. Im Jahr 1900 war es C. A. Weber, der sich mit folgenden Worten an den preußischen Landtag richtete: „…die letzte Spur der Natur auf diesen interessanten Bildungen (a.d.R. Moore) der Nützlichkeit zu opfern“. Dabei forderte er den Schutz ausgewählter Hoch- und Niedermoorflächen [18]. Auch in der Literatur veränderte sich die Beziehung zu den Mooren. So prangerte der Heidedichter Herrmann Löns (1912) in „Der Bohrturm“ die zunehmende Naturzerstörung an: „Es steht ein schwarzes Gespenst im Moor; Das ragt über Büsche und Bäume empor. Es steht da groß und steif und stumm; Sieht lauernd sich im Kreise um“. Es dauerte allerdings noch bis ins Jahr 1940, als mit dem Moorkolk im Lengener Meer (370 G.) ein erstes Moor als Schutzgebiet ausgewiesen wurde. Das damalige Schutzziel galt dem Erhalt besonderer Naturdenkmäler [18].

 

Durch den Wertewandel in Bezug auf die Natur wurden Moore langsam nicht mehr nur als Unland oder Ödland angesehen, sondern rückten als wertvolle Lebensräume für den Erhalt der Biodiversität in den Blickpunkt. Im Rahmen des Weltbiodiversitätsrats am 2. Februar 1971 wurde auf der Ramsar-Konvention „das internationale Übereinkommen über Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung, insbesondere als Lebensraum für Wasser- und Watvögel“ verabschiedet. In dem Zuge wurden auch Teile niedersächsischer Hoch- und Niedermoore als Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung anerkannt. Für diese „Ramsar“-Gebiete sind Maßnahmen zur Erhaltung der Biodiversität umzusetzen, wobei der Grundsatz einer nachhaltigen, ökologisch ausgewogenen Nutzung gilt und nicht eine Unterlassung der Nutzung gefordert wird. Der offensichtliche Bestandsrückgang einer Vielzahl von Wasser- und Watvogelarten war der Anlass für die erste große internationale Übereinkunft zum Naturschutz und somit auch für den Schutz der Moorbiotope. Dies wurde durch Künstlerinnen wie der Sängerin Juliane Werding (1972) mit dem Lied Der letzte Kranich aus dem Angersburger Moor auch in die breitere Gesellschaft getragen. Bis 1994 wurden die wenigen, bis dahin noch naturnah erhalten gebliebenen Hochmoorflächen durch das niedersächsische Moorschutzprogramm als Schutzgebiete gesichert [18].

 
Literatur

[1] Bauerochse, A., Haßmann, H., Püschel, K., Schultz, M. (2018): „Moora“ – Das Mädchen aus dem Uchter Moor. Eine Moorleiche der Eisenzeit aus Niedersachsen II. Naturwissenschaftliche Ergebnisse Naturwissenschaftliche Ergebnisse. Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Vol. 47). Rahden/Westf.

[2] Bauerochse, A., Leuschner, H. H., & Metzler, A. (2012): Das Campemoor im Neolithikum. Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland, 61, 135–154.

[3] Bauerochse, A., & Metzler, A. (2015): Moore als Archive der Natur- und Kulturgeschichte – das Arbeitsgebiet der Moorarchäologie. TELMA, 5, 93-112.

[4] Capelle, T. (1995): Antropomorphe Holzidole in Mittel- und Nordeuropa. Stockholm (Almquist & Wiksell International).

[5] de Klerk, P., Hettings, J., Musäus, I., & Joosten, H. (2022): Zitternde Böden und brennender Schlamm: Die Wahrnehmung von Moor und Torf bei den Römern. Telma (unveröffentlicht)

[6] Degner, J. H. (1731): Teutschlands neu-entdeckte Goldgrube. Frankfurt (Fleischer).

[7] Verein Deutscher Naturparke e.V. (2019): Strukturen, Leistungen und Perspektiven der Naturparke in Niedersachsen. Bonn (Verband Deutscher Naturparke e.V.). 

[8] Günther, J. (2012): Die Moorbrandkultur und der Buchweizenanbau als eine frühe Form der landwirtschaftlichen Hochmoornutzung in Nordwestdeutschland. TELMA, 42, 57 - 70.

[9] Haverkamp, M. (2011): Binnenkolonisierung, Moorkultivierung und Torfwirtschaft im Emsland unter besonderer Berücksichtigung des südlichen Bourtanger Moores – Entwicklungslinien und Forschungsstand. TELMA, 41, 257-282.

[10] Hayen, H. (1971): Hölzerne Kultfiguren am Bohlenweg XLII (IP) im Wittenmoor (Gemeinde Berne, Landkreis Wesermarsch). Die Kunde N.F:, 22, 88-123.

[11] NIBIS® Kartenserver (2022). Kohlenstoffreichen Böden 1 : 50 000 (BHK50). - Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG).

[12] Meyers Großes Konversations-Lexikon (1907): Irrlichter (Vol. 10). Leipzig.

[13] BTE Tourismus- und Regionalberatung PartG mbB (2016): Naturtourismus in Deutschland 2016. Berlin.

[14] Minßen, F.-J., Klinck, L., & Krause, A. (2022): Zukunft der Moorstandorte in Niedersachsen. Fakten, Fragen, Handlungsansätze. Ovelgünne (Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen e.V.). 

[15] Umweltkartenserver Niedersachsen (2022). Naturschutzrechtlich geschützte Moore.

[16] Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz (2016): Programm Niedersächsische Moorlandschaften. Hannover (Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz).

[17] Overbeck, F. (1979): Das Große Moorlied. TELMA, 9, 275-286.

[18] Schmatzler, B., & Schmatzler, E. (2010): Moorland. Moorlandschaften in Niedersachsen nach industriellem Torfabbau. Ratingen (Industrieverband Garten e.V.).

[19] Slofstra, B. & Hoeskstra, E. (2022): Sprachlehre des Saterfriesischen 2022. Saterland (Fryske Akademy-Nümer 1137).

[20] Succow, M. & Jeschke, L. (2022): Deutschlands Moore. Ihr Schicksal in unserer Kulturlandschaft. Rangsdorf (Natur+Text GmbH).

[21] Wiegand, C. (2019): Kulturlandschaftsräume und historische Kuturlandschaften landesweiter Bedeutung in Niedersachsen. Naturschutz und Landespflege in Niedersachsen, 49, 338.